Seit September kein Pfarrer mehr
Ohne geistliche Führung: Die Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf setzen jetzt auf Laien
Die beiden Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf haben seit dem ersten September keinen Pfarrer mehr. Der ehemalige Pfarrer Klaus Hofstetter widmet sich der Berufungspastoral im Erzbistum München. Ebenso verließ Pater Joshy seinen Wirkungsbereich, um im Bistum Münster zu arbeiten.
Bad Endorf/ Prien – Damit sind die beiden Pfarrverbände, die insgesamt fünf Gemeinden umfassen, unterbesetzt und pfarrerlos. Die Gemeindereferenten, der Dekan und Pfarrvikar halten die Stellung, mit ganz viel Unterstützung von den Ehrenamtlichen.
„Vor Ort sind immer noch die Gemeindereferenten die ersten Ansprechpartner“, erklärt Gemeindereferentin Ursula Stacheder, „die administrative Leitung hat derzeit Dekan Daniel Reichel inne“ und rechtliche Unterstützung bekommen die beiden Verbände durch den Pfarrvikar Gottfried Grengel.
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Ein normaler Pfarrbetrieb sei aber nicht möglich. „Wir sind zwei weniger“, so Stacheder, „die Menschen fehlen vor Ort“ und dementsprechend müssen die Gottesdienste und die seelsorgerischen Tätigkeiten angepasst werden.
Aus der Not eine Tugend
Aber wie so oft, wenn nicht alles rund läuft, wird aus der Not eine Tugend gemacht. „Wir haben viele Ehrenamtliche, die sich gerade jetzt noch mehr engagieren, weil es ihnen wichtig ist.“ So übernehmen unter anderem die Ehrenamtlichen Wortgottesdienste. Gemeindeleben sei aber so viel mehr.
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„Es ist die Sorge für Kinder, Jugendlichen und Senioren – die Sorge umeinander“, so Stacheder. Wenn sich viele Ehrenamtliche einbringen, dann werde „die Kirche lebendiger“.
Bis ein neuer Pfarrer in den Chiemgau kommt, sei es wichtig, dass jeder, der Interesse hat, weiß, er sei herzlich willkommen zu helfen.
Jedes Talent ist ein Schatz
„Wenn sich jeder mit seinem eigenen Talent einbringt, dann ist das ein richtiger Schatz“, sagt die Gemeindereferentin. Wie lange die beiden Pfarrverbände noch ohne Pfarrer sind, könne derzeit noch nicht gesagt werden. Es gelte, in Zeiten zunehmenden Priestermangels einen leitenden Pfarrer zu finden, der mit Blick auf die besonderen Gegebenheiten der jeweiligen Gemeinde seelsorgerisch und organisatorisch in guter und verantwortlicher Weise wirkt, heißt es vonseiten des Erzbischöflichen Ordinariats Müchen.
Die Entfaltung seelsorgerischer und allgemein kirchlicher Angebote vor Ort hänge unmittelbar mit der Besetzung einer Leitungsstelle zusammen. Klares Ziel sei stets, dass ein lebendiges und erfüllendes Glaubensleben stattfindet.
Warten auf eine Entscheidung
Die Leitungsstelle für die Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf sei ausgeschrieben worden, so das Ordinariat. Noch bis Ende September können sich Pfarrer auf die beiden Pfarrverbände bewerben. Erst danach könne über eine entsprechende Nachfolge diskutiert werden.
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Die entsprechende Personalkommission tage erst Ende Oktober, so Stacheder. Selbst wenn dann eine Entscheidung falle, stehe noch lange nicht fest, wann der Pfarrer in Bad Endorf und Prien seine Arbeit aufnehmen kann. „Es kann auch sein, dass er erst im kommenden Jahr kommt“, sagt die Gemeindereferentin. In Panik verfällt der Pfarrverband Bad Endorf deswegen noch nicht. „Wir blicken entspannt in die Zukunft und machen was für uns möglich ist“, so Stacheder – auch mit viel Herzblut der Laien.
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