Traditionelles Gebet in Prien
„Das ist ein Gefühlscocktail“: Ehemaliger Priener Pfarrer (56) kehrt für Predigt zurück
Wenn am Freitag (23. Februar) in der Pfarrgemeinde „Mariä Himmelfahrt“ in Prien das traditionelle 40-stündige Gebet beginnt, wird ein bekanntes Gesicht wieder da sein. Klaus Hofstetter, der von 2014 bis 2021 als Pfarrer in Prien fungierte, kehrt für seine fünf Predigten zurück.
Prien – Wenn am kommenden Freitag das heurige 40-stündige Gebet in der Pfarrgemeinde „Mariä Himmelfahrt“ beginnt, dann wird nicht nur eine im Jahr 1751 aufgrund einer Stiftung begonnene Tradition fortgesetzt, es kommt auch zu einem Wiedersehen mit einem vormaligen Priener Pfarrer. Heuriger Prediger ist nämlich Klaus Hofstetter, er war von 2014 bis 2021 Pfarrer für Prien und Leiter für die Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf.
In seinen bisherigen 28 Priesterjahren war Klaus Hofstetter unter anderem Diözesanjugendpfarrer, aktuell ist er seit Sommer 2021 mit der Neuausrichtung der Berufungspastoral in der Erzdiözese München und Freising von Kardinal Reinhard Marx beauftragt. Dieser ernannte ihn im Jahr 2022 zum Domvikar. Was sich Pfarrer Klaus Hofstetter für die fünf Predigten von Freitag, bis Sonntag vorgenommen hat, das konnte die Chiemgau-Zeitung während seiner Vorbereitungszeit erfragen.
Welche Gedanken entstehen, wenn man sich auf den Weg in seinen früheren Wirkungskreis macht?
Klaus Hofstetter: Für mich ist das ein Gefühls-Cocktail… spontan hab ich mich einfach gefreut, als vor vielen Wochen mein Nach-Nachfolger Gottfried Grengel angefragt hat. Es ist auch eine Ehre für mich. Aber jetzt, wo es näherkommt, mach ich mir natürlich Gedanken inhaltlicher Art: Was ich alles sagen möchte, was mir wichtig ist, was für die Gläubigen wertvoll sein könnte und was es in unserer Zeit und in der Kirche unserer Zeit braucht. Und aktuell mach ich mir natürlich Gedanken, dass es turbulente Zeiten sind in der Priener Pfarrgemeinde. Einerseits komme ich da auf Zehenspitzen, weil ich mir nicht anmaße, die Situation einschätzen zu können. Andererseits bring ich einfach das ins Wort, was meine innere Überzeugung ist, und mag es auch einfach durch meine Art bezeugen. Und ich denk mir, vielleicht passen die Predigten und Gedanken gerade jetzt in dieser Situation. Mehr sog i jetz ned, denn sonst braucht ja keiner mehr zu kommen, weil schon alles bekannt ist (schmunzelt). Und schließlich mach ich mir auch Gedanken, ob ich das alles hinbekomme… Fünf Predigten mit den Liturgien und ein ökumenischer Jugendgottesdienst und wohl auch viele Begegnungen in nur 40 Stunden… Auch ich bin nicht jünger geworden in den letzten Jahren…
Fünf Predigten – gibt es da auch fünf Mottos?
Klaus Hofstetter: Die Überschrift über die Predigten ist „berufen und gesandt“. Da kann ich aus dem Vollen schöpfen. Und doch hab ich die Einladung zum Anlass genommen, selbst Neuland zu betreten. Und dann ist da eine innere Dynamik in den fünf Predigten, auch wenn jede für sich steht. Es lohnt sich also alle fünf zu hören, und man nimmt auch was mit, wenn man nur bei einer dabei sein kann. Gegen Ende der Predigten werde ich allein schon in den Überschriften mutiger und hinterfrage… Schließlich greift das Thema das Anliegen unseres Erzbischofs auf, das er uns grad bei seinem Hirtenbrief zur Fastenzeit mitgegeben hat. Nämlich: Die Taufe zu leben und aus diesem Geist heraus als Christen das Gemeinwesen – wie unser Kardinal sagt – das Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu gestalten. Als Getaufte sind wir alle gesandt und haben einen Auftrag! Dass sich das so fügt, konnte ich nicht wissen, zeigt mir aber, dass ich mit dem Anliegen am Puls der Zeit bin. Sowas ist dann Fügung, Gnade…
Welche Aufgaben hat eigentlich ein Domvikar?
Klaus Hofstetter: In meiner lausbübischen Art sag ich gern: „Kleiderständer im Dom“ sein, nämlich bei den großen Gottesdiensten mit unserm Erzbischof in meinem DV-G’wand, wie wir sagen, dabei zu sein. Da der Priestermangel aber der ist, der er ist, halt ich mich da zurück, denn ich bin ja selbst zur Seelsorgemithilfe angewiesen und zelebriere in den Pfarreien, für die der Mitbruder, mit dem ich in der Pfarrhaus-WG wohne, zuständig ist.
An Mariä Lichtmess war ich im Dom, wo beim Gottesdienst viele Ordenschristinnen und -christen mitfeierten. Da hab ich mich einfach gefreut, wie viele Ordensleute ich schon in diesen zweieinhalb Jahren kennengelernt habe und mit wem ich alles zusammenarbeiten darf. Dann bin ich auch zu diözesanen Veranstaltungen eingeladen. Da ist dann die Gelegenheit, mit Menschen aus Kirche und Gesellschaft in‘s Gespräch zu kommen. Dann zelebriere ich werktags die Eucharistie im Münchner Dom.
Da hat sich etwas sehr Schönes ergeben, nämlich am ersten Donnerstag im Monat den Gebetstag um geistliche Berufe im Dom zu feiern und zu gestalten. Zusammen mit meinen Kollegen, und oft auch mit jungen Menschen, die auf dem Weg ihrer Berufung sind, gestalten wir die Messfeier und die Anbetung. Diese Gottesdienste werden auch im Livestream übertragen und wir bekommen schöne und aufbauende Resonanz. Ich sag mir: Darum hat mich unser Erzbischof zum Domvikar ernannt, damit das Anliegen und das Gebet um Berufungen in unserer Erzdiözese präsent ist.
Natürlich hofft manch einer, dass die Zahlen der Priesterweihen und zukünftigen Seelsorgerinnen in die Höhe gehen. Doch das war nicht der Impuls unseres Erzbischofs und ist nicht sein Anliegen. Das sagt er immer wieder. Er wollte in diesem Team Menschen, die mit Überzeugung und Freude ihre Berufung leben und davon Zeugnis geben. Ihm ist es wichtig, dass Menschen begleitet werden und geistliche Angebot die Berufungspastoral in unserm Erzbistum prägen. Ja, das ist die Hoffnung, dass bei uns eine positive Atmosphäre und motivierende Kultur herrscht für Menschen, die sich im Erzbistum München und Freising die Berufungsfrage stellen im Hinblick auf einen pastoralen Beruf oder den Eintritt in eine Ordensgemeinschaft. Und schließlich ist das Gebot der Stunde „netzwerkeln“, wie ich es nenne. Zusammen zu arbeiten mit der Jugendpastoral, mit den Orden und Gemeinschaften, mit den Ausbildungsstätten, mit… und diese Liste ist echt lang. Als meine wichtigste Aufgabe sehe ich, jeden Tag neu meine Berufung zu leben und mein Ja zu Gott zu erneuern. Und dazu mag ich auch beim 40-stündigen Gebet in Prien ermutigen. Ich freu mich drauf!