Dorfwirtschaft in Rimsting
Preise, Lautstärke oder cholerische Anfälle? Darum kamen Has‘n-Pächter und Rimsting nicht zusammen
Auf die Äußerungen des ehemaligen Kuchenchefs des Has‘n in Rimsting erreichte die OVB-Redaktion zahlreiche Leserbriefe. Auf OVB-Nachfrage äußerten sich drei ehemalige Stammgäste über mögliche Gründe, warum der neue Has‘n in Rimsting nicht gut ankam.
Rimsting – „Nach dem ersten Besuch waren wir alle ein bisschen geknickt“, erzählt Frank Henker dem OVB. Preise, Anlieferung der Speisen, Größe der Portionen, „alles nicht so, wie man sich das vorstellt“, sagt Henker. Es geht um den Has‘n in Rimsting. Nachdem Koch Steffen Schappert seine Sicht auf die Zeit beim Has‘n im OVB geäußert hatte, häuften sich die Leserzuschriften im OVB-Postfach. Henker und auch Peter Bugla sind Teil eines Stammtisches, der sich zuvor 40 Jahre im „alten Has‘n“ immer donnerstags getroffen hatte.
Die beiden Männer und den Stammtisch störte vor allem, dass eben doch nicht alles so wie vorher, nur etwas moderner, gewesen sei. So hatten sie das neue und mittlerweile wieder alte Pacht-Ehepaar Schulz verstanden. „Dass es teurer wird, war uns ja bewusst und das war auch nicht das Problem“, so Henker. „Nach dem ersten Besuch hat sich auch niemand von uns groß beschwert, am Anfang muss sich ja auch erst mal alles einspielen“, ergänzt Bugla.
Als den Stammtisch nach dem zweiten Besuch Beschwerden erreicht hätten, er sei zu laut, sei die Stimmung doch recht schnell gekippt. Bugla berichteterklärend, die Männer hätten ein Geburtstagsständchen gesungen. Die extra Stammtischkarte und ein Platz im Keller, wo aber keine Speisen von oben bestellt werden konnten, wie sie erzählen, kamen nicht gut an. Bugla: „Das Konzept ist einfach nicht aufgegangen.“ Beide Männer meinen, die neuen Pächter hätten erst Vertrauen aufbauen müssen, dann wären Änderungen auch besser umsetzbar gewesen.
Lautstärke immer wieder ein Thema
„Eine gute Gastwirtschaft ist generell gut gefüllt, weil: Wenn viele die Leute da gerne hinkommen, muss das Essen und Trinken gut sein. Wenn viele Leute zusammenkommen, dann ist die Stimmung auch gut“, meint Henker, „in eine Gastwirtschaft, wo Totenstille herrscht, werden sie nicht gehen. Stimmung lockt ja auch die Leute an.“ Dabei wäre aus der Sicht von Henker im Has‘n die Möglichkeit gegeben, den Hotelgästen eine ruhige Ecke anzubieten.
Auch Marina Giglinger, bis im vergangenen Jahr noch in der Vorstandschaft des Rimstinger Schützenvereins tätig, schrieb dem OVB. Auch hier fragten wir nach. „Ich persönlich hatte am Anfang einen recht guten Draht zu Anika und Andreas Schulz. Wie Andreas bin ich Fotografin, dadurch hatten wir ein gemeinsames Thema“, schildert Giglinger. Zu Beginn sei die Atmosphäre auch sehr positiv gewesen und die Stimmung zwischen den neuen Pächtern und den Schützen „war gut.“
Es gab dann nach ihren Angaben wohl mehrere Vorfälle, die verschiedene Vereinsmitglieder erlebt hätten. „Da habe ich oft den Gegenpart gespielt und war der Meinung, den Neuen eine Chance zu geben, die Entwicklung abzuwarten“, so Giglinger. Auch sie bestätigt, dass das Essen immer super war, „das Bayerische wurde aufgefrischt, was Neues, das hat mir gefallen. Und ordentliche Qualität braucht auch einen ordentlichen Preis.“
Giglinger sagt auch, dass wohl auf beiden Seiten Fehler passiert seien. „Das unprofessionelle Verhalten hat sich dann aber irgendwann gehäuft“, sagt sie und wird konkreter: „Cholerische Ausfälle des Chefs, der sich im Ton gegenüber Vereinsmitgliedern vergriff.“
„Cholerische Ausbrüche des Chefs, der sich im Ton gegenüber Vereinsmitgliedern vergriff.“
Das Verhalten habe Vertrauen zerstört, es sei nur noch am Telefon und per Mail kommuniziert worden. „Und dass wir als Verein näher an einem Mitglied und teilweise Freund stehen, ist ja auch menschlich“, sagt Giglinger und meint damit den Besitzer Klaus Bauer. „Insgesamt hat uns einfach gefehlt, dass man sich als Teil des Ganzen fühlt. Wenn wir zum Beispiel noch länger im Schützenstüberl saßen, hat sich niemand bei uns verabschiedet, wenn oben die Wirtschaft schloss. Das haben wir auch angesprochen, geändert hat sich nichts.“
Giglinger: „Dann zu sagen, dass andere schuld sind, dass ich jetzt auf der Straße sitze, geht nicht. In Gesprächen habe ich rausgehört, dass sich das ganze Dorf vom Koch angegriffen fühlte.“ Rimsting sei eine offene Gemeinde, die Leute immer willkommen heiße, wenn diese sich professionell verhalten und Interesse am Ort sowie dem Leben zeigen würden.
Giglingers Fazit: „Vorher hat ja alles funktioniert: Hotel und Dorfwirtschaft, Treffpunkt für Familie und Vereine, viele Feierlichkeiten. Daraus dann zu versuchen, eine gehobene Küche zu machen und zu merken, dass die Vereine sich nicht mehr so willkommen fühlen, weil es plötzlich störend gegenüber den Hotelgästen ist, das fällt einem dann irgendwann auf die Füße“.
Anika und Andreas Schulz wurden vom OVB für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen angefragt und wollten sich nicht äußern.
