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Dorfkönigschießen in Gemeindesaal „ausgelagert“

Hausverbot „Beim Has‘n“: Rimstinger wünschen sich einen Dorfwirt für alle zurück

Preis fürs Dorfkönigschießen und Menschen am Schießstand sowie in Gesellschaft
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Um diesen Preis geht es beim Dorfkönigschießen (links). Schon am ersten Abend war der Gemeindesaal trotz neuer Umstände sehr gut besucht.

Ausgelassene Stimmung herrschte beim ersten Tag des Dorfkönigsschießens im Rimstinger Gemeindesaal – obwohl die Schützengemeinschaft Schafwaschen wegen eines Streits die im Dorf beliebte Veranstaltung verlegen musste. Über die Hintergründe des Streits mit dem Gasthaus und Hotel „Beim Has‘n“, in dem auch der ehemalige Wirt ungewollt eine Hauptrolle spielt.

Rimsting – Schon kurz nach Beginn am Donnerstagabend (16. Januar) waren fast alle Plätze im Rimstinger Gemeindesaal im ersten Stock des Feuerwehrhauses besetzt. Die Stimmung war gemütlich, die rund 100 Gäste aßen und tranken, ratschten und der Schießstand war gut besucht. Geschossen wurde nicht mit Luftgewehren wie sonst üblich beim Dorfkönigschießen der Schützengemeinschaft Schafwaschen Rimsting, sondern mit Lichtgewehren. Dabei wurde mit einem Laser auf eine rund zehn Meter entfernte rote Scheibe gezielt.

Wolfgang Harbich ist 1. Vorstand der Schützengesellschaft Schafwaschen Rimsting.

„Es läuft gut“, freut sich Wolfgang Harbich, 1. Vorsitzender und Schützenmeister. „Alle sind begeistert und sind interessiert, wie es denn jetzt abläuft.“ Er hatte vorab zusammen mit seinen Vorstandskollegen und dem Ausschuss entschieden, das traditionelle Event nicht wie gewohnt am Schießstand der SG Schafwaschen am Wirtshaus und Hotel „Beim Has‘n“ zu veranstalten.

Großer Aufwand, der sich gelohnt hat

Der Grund: Durch mindestens ein Hausverbot „Beim Has‘n“ hätten nicht alle Rimstinger teilnehmen können. Viele wären auch nicht gerne hingegangen oder sogar gar nicht erschienen, wie sie in Gesprächen erzählen. Besonders brisant: Ein Hausverbot wurde gegen Klaus Bauer, Besitzer des Gebäudes, langjähriger Has‘n-Wirt und Mitglied im Schützenverein, verhängt. „Angesichts der Umstände gab es keine andere Entscheidung“, findet Herbert Frommwieser, Ehrenschützenmeister der Schafwaschen und ergänzt: „Wenn ich sehe, wie es läuft und wie das von den Leuten angenommen wird, dann finde ich das wirklich super.“ Der Aufwand sei zwar enorm gewesen, schon vergangenes Wochenende begann der Umzug der Schießanlage.

Dabei wurden zehn voll-elektronische Schießplätze am Schießstand abgebaut, rund 120 Meter Kabel verlegt und weitere Technik wie Live-Beobachtung der Ergebnisse im Gemeindesaal aufgebaut. Frommwieser, der mit für die Technik verantwortlich ist, erklärt: „Es war ein Riesenaufwand, das aufzubauen, und es wird auch noch ein Aufwand sein, das abzubauen. Aber schon allein, was ich jetzt nach der ersten Stunde an Begeisterung und Freude mitbekomme, würde ich sagen: Das war es wert!“

 „Einerseits ist es etwas Neues, und auch ein ehrwürdiger Verein sollte ab und zu mal etwas Neues wagen. Andererseits aber tut das weh, weil das heißt, dass ein Stück Tradition jetzt ausgelagert werden musste.“

Herbert Frommwieser, Ehrenschützenmeister SG Schafwaschen Rimsting

Der 61-Jährige war 24 Jahre in der Vorstandschaft tätig. Er ist trotz der positiven Auffassung des Umzugs zwiegespalten: „Einerseits ist es etwas Neues, und auch ein ehrwürdiger Verein sollte ab und zu mal etwas Neues wagen. Insofern ist das durchaus eine positive Erfahrung. Andererseits aber tut das weh, weil das heißt, dass ein Stück Tradition jetzt ausgelagert werden musste. Und man kann nur hoffen, dass die Tradition nachher wieder funktioniert.“

Schießen mit Licht- statt Luftgewehr in Rimsting. Grund dafür ist ein Gastro-Streit. Noch bis Samstag wird geschossen, spätabends werden die Preise verteilt.

Die Erzieherinnen der Kindertagesstätte Wurzelkinder, die für die Gemeinde Rimsting in der Team-Wertung antreten, finden es schön, durch das Dorfkönigschießen ein Gemeinschaftserlebnis außerhalb der Arbeit zu haben. Auch wenn sie keine großen Fans der Schießerei sind, macht es ihnen hier „richtig Spaß“. Eine Mitarbeiterin hat vom Wirbel um den Has‘n nichts mitbekommen. Eine andere findet es schade, „weil der Has‘n ist ja schon im Rimstinger Land ein formiertes Gasthaus war. Einfach ein Treffpunkt in der Gesellschaft, in der Gemeinschaft stattfindet und das fällt jetzt offensichtlich zumindest im Augenblick weg.“

Leckeres Essen, aber nicht bayerisch genug?

Aktuell hat das Restaurant, das mittlerweile BILDERBERG heißt, geschlossen. Das Hotel ist nach wie vor unter dem Namen „Beim Has‘n“ geöffnet. Auch andere berichten davon, dass ihnen ein typisches bayerisches Wirtshaus im Dorf fehle, für Festlichkeiten, Vereine und auch mal einen Leichenschmaus. Dafür war der Has‘n auch aufgrund seiner Nähe zum Friedhof sehr geschätzt. Zwar betonen im OVB-Gespräch alle, dass das Essen dort sehr lecker sei. Aber eben nicht bayerisch und für den wöchentlichen Stammtisch oder Schießabend zu teuer.

Apropos Stammtisch. Eine Gruppe Männer, die seit 1982 ihren wöchentlichen Stammtisch am Donnerstag im Has‘n abhielt, wurde einen Monat nach dem Pächter-Wechsel gebeten, zukünftig im Keller zusammenzusitzen. Die Lautstärke würde andere Gäste stören, berichten die Männer, die ihren Stammtisch in dieser Woche im Gemeindesaal hatten. „Das Dorfkönigschießen beim Has‘n wäre uns schon lieber, da sind wir schon immer, deshalb ist es hier für mich eine Notlösung“, erzählt einer. Sie freuen sich an diesem Abend auch über das Essen, Currywurst mit Pommes, Schnitzel mit Kartoffelsalat. Unter anderem zubereitet von ihrem Klausi in der Küche, der sich schnell dazu bereit erklärte, dem Verein in der Küche zu helfen.

Keine Stammtische, dafür Sternekoch und Wellness

Für die Männer ist es unerklärlich, wie sich die neuen Pächter es mit den ganzen Stammtischen und Vereinen so verscherzen konnten. „Mit uns waren es am Donnerstag drei Stammtische, in der Woche gab es beim Has‘n bis zu sieben. Das war ein guter Umsatz“, meint einer. Einstimmige Meinung von Ihnen: „Wir wollen wieder eine Dorfwirtschaft, wo jeder hinkommen kann und keine gehobene Klasse.“ Die neuen Pächter sagten im OVB-Gespräch bei der Pacht-Übernahme, „uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass der Hase auch der Hase bleibt“. Davon bekamen die Rimstinger nicht viel mit, stattdessen steht ein Sternekoch in der Küche und das Hotel erhielt eine Wellness-Anlage.

Vorstand Harbich wünscht sich für die Zukunft des Vereinsschießstandes wieder eine ähnliche Situation, wie sie sie bis vor dem Pachtwechsel hatten. „Klar, die Messlatte war sehr hoch. Und es war ein holpriger Start, weil vermutlich das Verständnis des Vereinslebens in unserem kleinen Ort nicht so dagewesen ist“. Vermittlungsversuche unter seinem Vorgänger hätte es gegeben und die Vereinsführung habe sich auch darum bemüht, „aber wenn du das Gefühl hast, dass die Dorfgemeinschaft mit dem Ganzen nicht zurechtkommt, dann ist es irgendwann schwierig.“

Das Dorfkönigschießen in Rimsting geht bis Samstagabend (18. Januar). Das aktuelle Has‘n-Pächter-Ehepaar Anika und Andreas Schulz und der Besitzer Klaus Bauer wollten sich gegenüber dem OVB nicht äußern, solange aktuelle Rechtsverfahren noch laufen. In Rimsting erzählt man sich, dass neben dem Zoff im Ort auch finanzielle Probleme dabei eine Rolle spielen sollen.

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