Streit um grüne Fläche
„Noch ein Schandfleck“: Forstinger kritisieren geplante Container von Klaus Wagenstetter
14 Container sollen in Forsting aufgestellt werden. Diese Pläne verfolgt Klaus Wagenstetter, für die Anwohner rundherum ein Unding. Sie sprechen von einem „Racheakt“ und fürchten einen weiteren „Schandfleck im Ort“.
Pfaffing/Forsting – Kurt Scholz, seine Frau Annemarie und Heinz Günther sind sauer: Die drei sind Nachbarn des Transportunternehmens Wagenstetter in Forsting. Dessen Inhaber Klaus Wagenstetter möchte erweitern und Container auf eine Grünfläche hinstellen, „direkt vor unserem Haus“, stellt das Ehepaar Scholz fest.
Es geht um 14 Container, die an der B 304 hinzukommen sollen. Bisher handelt es sich bei der fraglichen Fläche um eine grüne Wiese mit einigen Obstbäumen. Diese sollen nun, so der Plan von Unternehmer und Gemeinderat Wagenstetter, den Containern weichen. Die drei Anwohner sprechen von einer „Provokation“, einem „unklaren Konzept“ und einem „Racheakt“, denn vor wenigen Wochen wurde seitens des Gemeinderats eine Erweiterung der Lagerhallen von Wagenstetter abgelehnt. „Bei uns entsteht jetzt der Eindruck, dass er sich dafür rächen will“, sagt Annemarie Scholz.
Weiteres Gewerbe im Mischgebiet
Besonders brisant für die drei allerdings: Die fragliche Fläche befindet sich im Mischgebiet. Der geplante Bau drohe nun, alte Konflikte wieder aufzureißen. „Dieser Streit schwelt seit 50 Jahren“, sagt Günther.
Bis vor 20 Jahren habe Forsting laut Flächennutzungsplan quasi nur aus einem Gewerbegebiet bestanden, obwohl es auch Wohnhäuser im Ort gegeben habe. Dann habe sich die Gemeinde dazu entschieden, klare Verhältnisse zu schaffen. Das Areal wurde aufgeteilt in Gewerbefläche, Wohn- und Mischgebiet. „Man muss aber dazu sagen, das Mischgebiet ist eigentlich auch Wohnfläche. Es gibt nur zwei kleine Gewerbetreibende, einen Maler und ein Lager für Parkettböden“, sagt Kurt Scholz. Ein Containerstandort, wie von Wagenstetter geplant, würde nicht in das Areal passen, findet er. Nachbar Günther stimmt zu. „20 Jahre war alles gut und jetzt kommt dieser Antrag. Für mich ist es vollkommen unverständlich, warum man hier einen alten Konflikt wieder aufreißt.“
Gegen das bestehende Gewerbe in der Nachbarschaft hätten sie nichts einzuwenden, betonen das Ehepaar Scholz und Günther. „Das akzeptieren wir. Das ist in Ordnung so“, sagt Günther. Allerdings müsse es auch einen Punkt geben, an dem gesagt werde: Stopp. Die drei befürchten zudem, dass es nicht bei den Containern bleibt. „Wenn das hier zugelassen wird, wer garantiert uns dann, dass nicht noch ein weiteres Gewerbe kommt?“, fragen sie.
Sorge um Lärmbelastung und Versiegelung
Auch die drohende Lärmbelastung möchten die drei Anlieger nicht akzeptieren. „Es ist ohnehin schon sehr laut hier wegen der B304“, sagt Kurt Scholz. Durch die Container würde weiterer Be- und Entladeverkehr nach Forsting kommen. Zumal es unklar sei, wozu genau sie verwendet werden sollen. „Keiner kann uns sagen, wie das Ding aussieht und was dort rein kommen soll“, sagt Günther. „Niemand weiß, ob das Lager dann rund um die Uhr angefahren werden kann.“
Auch die weitere Versiegelung macht den Dreien Sorgen. „Die Fläche des Unternehmens Wagenstetter ist schon über 90 Prozent versiegelt“, sagt Kurt Scholz. „Jetzt soll auch noch die letzte Grünfläche weggenommen werden, wo das Wasser ablaufen kann.“ Er fürchte, dass dies negative Konsequenzen für sein Haus habe, das nur wenige Meter neben dem geplanten Container-Standort stehe.
„Es geht Lebensqualität verloren“, zeigt sich Annemarie Scholz überzeugt. Insbesondere, da hier ein „weiterer Schandfleck in Forsting“ entstehe und das, obwohl das erklärte Ziel der Gemeinde sei, den Ort zu verschönern. „Die Leute flüchten jetzt schon, weil es hier nicht schön ist“, sagt Scholz, „durch die Container wird Forsting noch mehr verschandelt.“
Von der Gemeinde fühlen sich die drei deshalb im Stich gelassen, denn obwohl der Bauausschuss die Container zunächst abgelehnt hat, hätten sie sich mehr Rückendeckung gewünscht. „Seitens der Verwaltung hieß im Ausschuss, es spricht nichts gegen diese Container“, sagt Kurt Scholz und zeigt sich überzeugt: „Wenn wir als Forstinger nicht so zahlreich in der Sitzung erschienen wären, hätten der Ausschuss das genehmigt – für mich absolut unverständlich.“
Am 11. Januar wird der Pfaffinger Gemeinderat über den Sachverhalt abstimmen, unter anderem steht im Raum, ob hier eine Veränderungssperre eingeführt wird.
„Forsting ist und bleibt ein Gewerbegebiet“
Unternehmer und Antragsteller Klaus Wagenstetter hat nur wenig Verständnis für die Proteste der Anwohner. „Forsting ist und bleibt ein Gewerbegebiet“, stellt Wagenstetter fest. „Das müssen die Anlieger lernen, zu akzeptieren.“ Inzwischen gehe bei der Diskussion die Sachlichkeit verloren, findet der Unternehmer. „Fakt ist, auf dieser Fläche herrscht Baurecht. Auch wenn der Gemeinderat die Container ablehnt, das Landratsamt wird sie genehmigen.“
Die Container als Lagermöglichkeit würden gebraucht, sagt er. Bereits in Edling und Großkarolinenfeld biete er solche Boxen an und diese seien voll ausgebucht. „Diese Möglichkeit möchte ich auch Forsting anbieten.“ Auf dem bestehenden Gelände könne er die Container allerdings nicht aufbauen, weil diese ansonsten die Ausfahrten einschränken würden.
Auch das Argument, dass hier ein „Schandfleck“ entstünde, kann Wagenstetter nur bedingt nachvollziehen. „Ich wäre auch bereit, die Container schön zu gestalten“, sagt er. Allerdings lasse seine Geduld angesichts der anhalten Proteste nach. Um die Lärmbelastung gering zu halten, könne er sich aber vorstellen, den Zugang zu den Containern nachts einzuschränken. „Ab 22 Uhr können wir die An- und Abfahrten unterbinden“, verdeutlicht der Antragsteller.
Die Befürchtung, dass nach den Containern noch weiteres Gewerbe im Mischgebiet entstehe, sei unbegründet, so der Unternehmer. „Unsererseits gibt es keine Ausbaupläne in diese Richtung“, betont er. Stattdessen verfolge Wagenstetter nach wie vor die Erweiterungspläne der Lagerhalle am anderen Ende der Fläche. Hier seien noch betriebsintern einige Dinge zu klären. „Im Mischgebiet werden wir aber nichts weiter machen.“
„Muss von zwei Seiten gesehen werden“
Bürgermeister Josef Niedermeier zeigt Verständnis für die Sorgen der Anwohner. „Diese Container sind nicht schön“, sagt er. Allerdings müssten hier zwei Seiten gesehen werden. „Tatsache ist, auf dieser Fläche herrscht Baurecht.“ Auch der Fakt, dass die Fläche im ausgewiesenen Mischgebiet und nicht mehr im Gewerbegebiet liege, spreche nicht dagegen. Begeistert von den Plänen sei er jedoch ebenfalls nicht, entsprechend habe sich auch der Bauausschuss gegen die Container ausgesprochen. „Eigentlich hätte das Wagenstetter-Areal riesiges Potenzial, um den Ort Forsting nachhaltig und langfristig zukunftsfähig, auch mit Blick auf das Gemeinwohl, zu gestalten“, so Niedermeier. Sein Appell: „Wir alle gemeinsam sollten die Diskussion in diese Richtung lenken.“



