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„Der Tod gehört nun mal zum Leben“

Über die Gedanken vor dem Tod – OVB-Reporter besucht Patientin in Bernauer Hospiz

OVB-Reporter Manuel Hinmüller am Krankenbett von Gabi Tschoner
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OVB-Reporter Manuel Hinmüller spricht mit Gabi Tschoner an ihrem Krankenbett über den Tod und was ihr Kraft gibt.

Wer redet schon gern über den Tod? Wohl niemand. Doch er gehört zum Leben. Aber was geht in einem Menschen vor, der weiß, dass er bald sterben wird? OVB-Reporter Manuel Hinmüller hat im Chiemseehospiz Bernau mit einer Patientin gesprochen.

Bernau am Chiemsee – Wie spreche ich das traurige Thema Tod an? – Vor allem bei einem Menschen, der weiß, dass er nicht mehr lange lebt. Und vor allem ich, der doch immer gute Laune verbreiten will? Was wird mich erwarten? Fragen über Fragen kursieren durch meinen Kopf. Schon Tage bevor ich das Chiemseehospiz in Bernau besuche.

Dort werden Menschen behandelt, die aufgrund einer Krankheit nur noch eine sehr begrenzte Lebenserwartung haben, und bei denen keine Aussicht auf Heilung mehr besteht. Eine Pflege daheim ist nicht mehr möglich. 2017 war auch die OVB-Weihnachtsspendenaktion der Hospizbewegung gewidmet. Für die Einrichtungen in Bernau und Waldkraiburg spendeten die OVB-Leser über 875.000 Euro.

Bedrückendes Gefühl verschwindet im Hospiz

Es kommt der besagte Tag. Ich weiß, ich werde heute eine Patientin im Chiemseehospiz treffen und mit ihr über den Tod sprechen. Als ich in der früh mit dem Auto losfahre, drückt sich ein dichter Nebel auf die Region nieder. Es ist kalt, trüb und ein wenig duster. In diesem Moment denke ich mir: „Das passt zu meinem Termin. Bedrückend, kalt, duster. Wörter mit denen man auch den Tod beschreibt.“ Angekommen am Chiemseehospiz betrete ich die Einrichtung. Sofort ändert sich dieses bedrückende Gefühl: Das Personal begrüßt mich freundlich, das Hospiz ist innen bunt gestaltet und wirkt sehr einladend. Die Stimmung untereinander: Positiv und herzlich. Nach einem kurzen Vorgespräch geht es zum Zimmer der Patientin Gabi Tschoner.

Ich betrete ein geräumiges Zimmer. Am Ende sind zwei große Fenster. In einem Krankenbett davor liegt Gabi. Sie hat gerade ihren Sohn angerufen, da der Geburtstag hat. „Jetzt darf ich ein Interview machen“, lacht sie und verabschiedet ihren Sohn.

Trotz ihrer Heiterkeit merke ich schnell: Gabi ist sehr schwach. Sie will sich aufrichten, braucht aber Hilfe. Sie klammert sich mit beiden Händen fest an einen Bügel, der an ihrem Bett befestigt ist. „Hallo Frau Tschoner. Bleiben Sie ruhig liegen“, sage ich zu ihr. Sie lächelt kurz zu mir rüber und senkt sich wieder.

„Gehört nun mal zum Leben“

Ich setze mich an ihr Bett und überlege, wie ich am besten anfange: Sollen wir gleich über das Thema Tod reden? Nein, lieber nicht zu forsch sein, denke ich mir. Wir stellen uns erstmal in Ruhe vor.

Gabi Tschoner ist 74 Jahre alt, wird im November 75. Sie lebt in Traunstein, ist verheiratet und zweifache Mutter. Auch Uroma ist sie. Hier im Chiemseehospiz wird sie betreut, weil sie an Darmkrebs leidet. Sie ist ans Bett gebunden. „Ich bin jetzt seit etwa fünf Wochen hier“, sagt sie. Ins Hospiz zu kommen wurde ihr im Krankenhaus Traunstein von einer Ärztin der Palliativstation vorgeschlagen. In der Vergangenheit musste Gabi schon einige Chemo-Therapien und Strahlungen über sich ergehen lassen. Doch jetzt sagten die Ärzte, dass eine weitere Behandlung leider ohne Erfolg sein würde.

Gabi Tschoner ist schwer krank und ans Bett gebunden. Ihren letzten Lebensabschnitt verbringt sie im Chiemseehospiz Bernau. Im OVB-Interview berichtet sie, was sie beim Thema Tod beschäftigt, und was ihr Halt gibt.

„Wie lange ich noch genau habe, weiß ich nicht, aber ich merke, dass vieles nicht mehr so leicht ist“, sagt sie mit gebrechlicher Stimme. Und sie beschreibt, dass sie zum Beispiel Probleme beim Atmen hat. „Es ist natürlich nicht einfach für mich, aber der Tod gehört nun mal zum Leben und darüber muss man reden. Auch mit der Familie.“

„Wie gehen Sie selbst damit um?“, frage ich sie, da mir jetzt der richtige Zeitpunkt scheint, das Thema Tod anzusprechen. „Ich denke natürlich darüber nach, was nach meinem Tod passiert“, sagt Tschoner, „aber vor allem darüber, was das für meine Familie bedeutet.“ So macht sie sich Gedanken über ihre Beerdigung, auch welcher Pfarrer die Trauerfeier halten soll.

Familie und Hospiz geben Kraft

Kurz muss Gabi das Gespräch unterbrechen, um einen Schluck zu trinken. Eine Herausforderung für sie. Denn nach diesem Schluck muss sie sich erstmal sammeln. Sie deutet mit ausgestreckten Zeigefinger an, dass sie gleich so weit ist, doch zuvor muss sie wieder zu Atem kommen. Mir wird weiter klar, dass Gabi Tschoner sehr schwach ist. „Keine Eile, nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen“, sage ich zu ihr. Sie schaut mich an, ich lächle ihr zu, und sie lächelt zurück. „Geht wieder“, sagt sie, und versucht so zu tun als sei nichts gewesen.

Jetzt müssen wir beide lachen. Um die heitere Stimmung aufrecht zu erhalten, frage ich sie, was ihr in dieser schwierigen Zeit Trost gibt. „Die Familie“, kommt als erste Antwort. Ihr Mann besuche sie jeden Tag, genau wie ihre Tochter. Und auch der Rest der Familie komme regelmäßig vorbei. Sie hat ein großes Lächeln auf den Lippen und sagt: „Die sind immer für mich da.“ Außerdem komme einmal pro Woche ein Arzt der Klinik in Traunstein vorbei, den sie kennengelernt hat, als sie dort behandelt wurde.

Viel Halt gibt ihr auch das Team vom Chiemseehospiz. Sie sagt, dass sie ausschlafen darf, und es wird jeden Tag frisch gekocht. „Regelmäßig schaut auch jemand nach mir, sie nehmen sich alle gerne Zeit für mich und es wird viel gelacht“, sagt sie. „Ich fühle mich aufgehoben und man verliert auch ein bisschen die Angst vor dem Tod.“ Dass sie sehr dankbar für die Zuneigung des Teams ist, merke ich auch, als Katharina und Sandra reinkommen, die im Hospiz arbeiten. Gabi hat erneut ein großes Lächeln auf den Lippen und ein fröhliches Leuchten in den Augen. Sie sagt zu mir: „Hier her zu kommen, war die richtige Entscheidung.“

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