Organisator Stefan Lackner im Interview
Ein Lächeln vor dem Tod: Wie die Malteser Traunstein letzte Wünsche erfüllen
Was sind die letzten Wünsche von Menschen, die nicht mehr lange leben? Die Malteser in Traunstein kennen die Antwort. Denn mit einem speziellen Krankenwagen erfüllen sie diese Wünsche. Stefan Lackner, Leiter des Rettungsdienstes, über die emotionalsten Momente.
Traunstein – Das Grab eines Angehörigen besuchen, ans Meer fahren, um das Rauschen der Wellen zu hören, oder das eigene Haustier sehen. Dinge, die für viele selbstverständlich sind. Doch nicht für alle. Zum Beispiel für Menschen, die nicht mehr lange unter uns sind, und Pflege brauchen. Um ihnen ihre letzten Wünsche zu erfüllen, gibt es bei den Maltesern in Traunstein das Projekt „Herzenswunsch-Krankenwagen“.
Stefan Lackner ist der Leiter des Rettungsdienstes bei den Maltesern in Traunstein. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich und organisiert insbesondere den Herzenswunsch-Krankenwagen. Im OVB-Interview berichtet er über das Projekt und die emotionalsten Momente.
Herr Lackner, die Malteser erfüllen mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen, wie der Name schon sagt, die letzten Herzenswünsche von Menschen. Wie genau?
Stefan Lackner: Das Projekt selbst gibt es bei den Maltesern schon länger. Vor ein paar Jahren haben wir dann auch in unserem Gebiet festgestellt, dass es viele Menschen gibt, die sich in ihrem letzten Lebensabschnitt befinden, und noch den einen, letzten Wunsch haben, etwas Besonderes zu erleben. Deswegen haben wir den Herzenswunsch-Krankenwagen auch bei uns eingeführt. Diese Wünsche sind oft Kleinigkeiten, wie beispielsweise: Ich will ein letztes Mal mein Pferd streicheln. Oder jemand möchte nochmal ans Meer. Diesen Wunsch gab es erst vor wenigen Wochen.
Und wie nehmen die Menschen dabei Kontakt zu Ihnen auf?
Lackner: Die meisten Anfragen kommen über Angehörige oder Pflegende zu uns. Dass der Gast – so nennen wir die Menschen, die sich uns anvertrauen – selbst anruft, kommt nur sehr selten vor. Unsere Gäste teilen uns dann ihre genauen Umstände, Bedürfnisse und Wünsche mit. So können wir prüfen, ob wir diesen letzten Wunsch auch verantwortungsvoll umsetzen können. Das hört sich erstmal sehr einfach an. So nach dem Motto: Fahren wir mal eben nach Jesolo ans Meer. Doch so ein Ausflug ist mit viel Aufwand verbunden: Es müssen alle medizinischen Gegebenheiten sichergestellt sein, gut ausgebildete, ehrenamtliche Begleiter müssen gefunden werden, Strecken müssen geplant und Unterkünfte gesucht werden. Nicht zuletzt betreuen wir unsere Gäste rund um die Uhr. Und nicht zu vergessen: Der Herzenswunsch-Krankenwagen kann nur durch Spenden finanziert und mit ehrenamtlichem Engagement betrieben werden.
Zu Beginn haben Sie schon ein Beispiel genannt. Sie haben jemandem den letzten Wunsch erfüllt, noch einmal ans Meer zu fahren. Wie lief das ab?
Lackner: Eine Frau, die an multipler Sklerose erkrankt ist, konnte nicht mehr allein und aus eigener Kraft ans Meer fahren. Nachdem von uns alles gut organisiert war, sind wir gemeinsam mit unserem Gast in unserem Herzenswunsch-Krankenwagen ans Meer gefahren. Besonders schön war, dass wir sie sogar ins Wasser begleiten konnten. „Es war einfach mein größter Wunsch, noch einmal die Wellen am Wadl zu spüren“, sagte sie zu uns. Da ist man als Begleiter schon sehr überrascht, dass eine eigentlich so banale Sache, der letzte große Wunsch eines Menschen ist. Es wird einem selbst auch noch einmal klar, dass es oft die kleinen Dinge im Leben sind, die wirklich wichtig sind.
Wow. Ein sehr besonderer Moment. Und wo wir gerade dabei sind: Was war denn das emotionalste Erlebnis für Sie?
Lackner: Für mich war das bei einem geheimen und geschlossenen Training des FC Bayern. Unser Gast wurde auf einer Palliativstation betreut. Dort haben wir ihn abgeholt und sind dann zum Training gefahren. Als wir ihn abgeholt haben, war er für seine Umstände sehr fit, und gespannt, was ihn erwartet. Er hat das Training begeistert mitverfolgt. Gegen Ende des Tages ist er eingeschlafen, und wir konnten sehen, wie zufrieden und glücklich er in dem Moment war. Kurz darauf haben wir erfahren, dass er zwei Tage später leider verstorben ist.
Was geht da in Ihnen vor, wenn Sie wissen: Ich konnte diesem Menschen seinen letzten Wunsch erfüllen, und ihn so glücklich machen?
Lackner: Es ist und bleibt natürlich sehr traurig, dass der Mensch von uns gegangen ist. Aber es ist trotzdem ein schönes Gefühl, wenn man eben weiß: Ich konnte unserem Gast noch einmal ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Das ist es ja, was uns antreibt – etwas Gutes zu tun!

