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„Fühlen uns irgendwo verloren“

Leitung bei Schnee-Chaos zerrissen: Ostermünchener kämpft seit zwei Monaten ums Internet

Stefan Schmaderer hält die abgerissene Leitung in der Hand.
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Stefan Schmaderer hält die abgerissene Leitung in der Hand.

Als der Schneefall Anfang Dezember eine Oberleitung vor seinem Haus zerstört, ahnt der 37-Jährige nicht, dass er auch im Februar noch ohne Internet- und Telefonanschluss dasteht. Seitdem leidet vor allem der heimische Familienbetrieb. Was ihn besonders ärgert und wie sich die Telekom dazu äußert.

Tuntenhausen – An den 4. Dezember 2023 kann sich Stefan Schmaderer noch gut erinnern. An diesem Tag riss der starke Schneefall auch in seiner Umgebung einige Bäume um. Die Folge: Die Überlandleitung, nicht weit von seinem etwas abseits liegenden Haus entfernt, wurde dadurch beschädigt, ein Mast steht seitdem schief. Die Familie des Ostermüncheners war somit schlagartig ein Stück weit von der Außenwelt abgeschnitten – kein Internet mehr, kein Telefon.

Zu diesem Zeitpunkt ist dem 37-Jährigen klar, dass die extremen Witterungsverhältnisse den Schaden unvermeidbar gemacht hatten. Dass sein Internet- und Telefonanschluss nun jedoch seit mehr als zwei Monaten noch immer nicht funktioniert, dafür hat Schmaderer kein Verständnis mehr. Etliche Versuche, die Telekom zum Handeln zu bringen, liegen hinter ihm, erzählt Schmaderer. „Ich bin langsam richtig verärgert, wir fühlen uns irgendwo verloren“, sagt der Mann, der selber in der IT-Branche arbeitet und somit auf funktionierende Leitungen angewiesen ist.

„Störungsmeldung wurde wieder storniert“

Er habe gleich zu Beginn über mehrere Wege versucht, eine Störungsmeldung von der Telekom erfassen zu lassen. „Die Störungsmeldung über das Online-Kundenservice-Center wurde einen Tag später aus unerklärlichen Gründen wieder storniert – obwohl ein Rückruf angefordert wurde“, wundert sich Schmaderer. Später habe er „über Umwege zumindest mal Kontakt zu einem Mitarbeiter in Rosenheim“ aufnehmen können. „Der meinte, dass er eine Störung erfasst hat und die sofort nach Leipzig geht.“ Doch passiert ist seitdem nichts, der Anschluss für Internet und Telefon bleibt weiterhin defekt.

Diverse weitere Gespräche mit Kundenservice und Technikern verliefen weiterhin erfolglos. Bitteres Fazit: „Ich habe jetzt letztlich nur noch die Antwort erhalten, dass kein Termin zur Behebung des Schadens genannt werden kann.“ Erschwerend kommt hinzu, dass der heimische Familienbetrieb – Vertrieb von Käsespezialitäten – unter den Störungen „sehr leidet“, wie Schmaderer betont. Dass etwa das Faxgerät wochenlang nicht genutzt werden kann, erschwere den Alltag des kleinen Unternehmens enorm.

Was die Telekom dazu sagt

Doch wie geht es jetzt weiter? Inzwischen hat die Familie immerhin einen kostenlosen Schnellstart-Router bereitgestellt bekommen. Zudem richtete sich Schmaderer eine Rufumleitung auf sein Handy ein. Aber: „Wir haben bereits alleine für den Dezember schon Weiterleitungskosten in Höhe von 44 Euro, die die Telekom nicht gutschreiben möchte, da es ja ‚meine Sache ist, ob ich die Festnetznummer auf ein Handy weiterleite‘“, erzählt der 37-Jährige verärgert. „Seltsamerweise“ wurde ihm später, nach weiteren Anrufen, eine direkte Rufumleitung der Festnetznummer eingerichtet, womit keine weiteren Kosten mehr anfallen.

Die Telekom selbst bestätigt die Störung bei der Ostermünchener Familie auf OVB-Nachfrage. „Ein Baum hat beim Umsturz die Oberleitung abgerissen und mehrere Masten dadurch beschädigt“, erklärt Telekom-Sprecher André Staudt. Doch Hoffnung auf baldige Besserung kann auch er nicht machen: „Wir können bis jetzt leider noch keine Aussage treffen, bis wann die Störung, bedeutet die Wiederherstellung der oberirdischen Leitung, behoben sein wird“, so Staudt. Es habe Kontakt zum Kunden gegeben und man habe eine Ersatzleistung angeboten.

Generell rät er Telekom-Kunden, die Störungen schnellstmöglich mitzuteilen, damit man den Betroffenen bei längeren Festnetzstörungen auch sofort Ersatz anbieten könne und sie somit weiterhin telefonisch erreichbar sind und auch weiter ins Internet können. „Das kann zum Beispiel eine kostenfreie Anrufweiterleitung aufs Handy oder zusätzliches Datenvolumen sein“, erklärt Staudt. Kunden, die kein eigenes Mobilfunkgerät besitzen, könnten in solchen Fällen ein Notfall- beziehungsweise Seniorenhandy erhalten, sollte die Störung erheblich länger dauern.

37-Jähriger kritisiert das Verhalten

Auch Entschädigungen könnten Telekom-Kunden beim Kundenservice geltend machen, wenn sie ihre Störung gemeldet hatten, so der Sprecher. Deshalb bleibt unklar, warum Stefan Schmaderer auf den Weiterleitungskosten vom Dezember bislang sitzen bleiben muss. Unklar ist dem Ostermünchener auch, warum man überhaupt auf die Oberleitung angewiesen ist. Denn seinen Angaben zufolge befinde sich vor Ort schon länger ein Leerrohr im Boden, durch das man die Leitung sicher verlegen könne. „Die sollen das jetzt endlich mal da reinlegen, damit auch in Zukunft Ruhe ist“, sagt Schmaderer, der schon häufig mit Internetstörungen zu kämpfen hatte. Zum angesprochenen Leerrohr äußerte sich die Telekom auf OVB-Anfrage jedoch nicht.

Stefan Schmaderer hält die abgerissene Leitung in der Hand.

Für Schmaderer bleibt die aktuelle Situation also unbefriedigend. Eine „Frechheit“ sei es zudem, dass die Telekom kürzlich auf eine Presse-Anfrage mitteilte, dass es im Landkreis Rosenheim keine weiteren offenen Störungsmeldungen gebe. Die vom Schneechaos betroffenen Anschlüsse seien demnach repariert, hieß es. Für den Ostermünchener ein Schlag ins Gesicht.

Dankbar zeigt er sich deshalb, weil sich Landtagsabgeordneter Josef Lausch kürzlich der Sache annahm. Lausch erklärte in einer Pressemitteilung, dass ihm zahlreiche Fälle (mittlerweile 35) aus dem Landkreis Rosenheim bekannt seien, darunter auch viele ältere Menschen, die keinen Notruf absetzen könnten. „Er wird in jedem Fall noch ein Thema im Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags werden“, drückte Lausch seinen Ärger über die Versorgung der Telekom aus. Er wolle die Fälle der Betroffenen in der Region sammeln und damit den Druck auf den Netzbetreiber nochmals erhöhen. Dass in vielen Fällen erst etwas unternommen werde, nachdem sich ein Politiker dahinterklemmt, findet Lausch indes „sehr traurig“.

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