Kabel abgerissen
„Das ist ein Witz“: Warum Christian Schaber zwei Monate ohne Telefon und Internet leben musste
Das Schneechaos Anfang Dezember: Für Feuerwehrler Christian Schaber aus Rott war es nicht nur mit viel Arbeit verbunden, sondern auch mit viel Ärger. Zwei Monate lange war sein Telefonkabel abgerissen. Hilfe bekam er keine. Den Service der deutschen Telekom bezeichnet er als „Witz“.
Rott – Das Schneechaos vom 1. Dezember hat Christian Schaber ohnehin viel Arbeit gebracht: Der Rotter ist zweiter Kommandant der Feuerwehr, war am ersten Dezemberwochenende durchgehend im Einsatz. Wie viel Ärger ihm der schwere Nassschnee noch im Nachhinein bereiten würde, wird ihm jedoch kaum bewusst gewesen sein. „Irgendwann am Samstagnachmittag hat mich meine Frau angerufen und gesagt: Das Telefonkabel liegt am Boden.“ Es war abgerissen unter der Kälte und der Schneelast. Sein Anwesen in Oberlohen war damit vom Netz abgeschnitten.
Doch Schaber weiß, was zu tun ist. „Vor zwei Jahren ist das Kabel schon mal abgerissen“, erzählt er. Über Whatsapp meldet er die Störung an die Telekom und geht davon aus, dass der Kabelbruch wie vor zwei Jahren innerhalb einer Woche behoben ist, doch falsch gedacht: Insgesamt acht Wochen wird Schaber ohne Festnetz und ohne richtiges Internet bleiben. Erst als er sich an die Presse und an Landtagsabgeordneten Josef Lausch meldet, wird das Problem behoben.
Bei der Telekom gekündigt
Schaber ist dennoch sauer. „Ich habe bei der Telekom gekündigt“, sagt er. „Ich habe einen Internet- und Festnetz-Vertrag bei ihnen. Diese Leistungen wurden acht Wochen nicht erfüllt, für mich ist das Vertragsbruch.“ Zwar habe er in den zwei Monaten ohne Internet eine Box mit separatem Datenvolumen erhalten. „Da waren aber nur 60 Gigabyte drauf“, sagt er. „Das ist ein Witz. Wenn ich abends noch streamen und Netflix schauen möchte, reicht das für eine Woche.“
Für Schaber insbesondere ärgerlich: Die Kommunikation der Telekom. Immer wieder sei er vertröstet worden. Konkrete Termine, wann das Kabel repariert werde, habe er nur einen erhalten, am 22. Dezember. „Gekommen ist aber niemand.“ Stattdessen hätte sich die Telekom damit herausgeredet, dass der Schadensort „nicht zugänglich“ sei. Schaber schüttelt den Kopf. „Das ist eine öffentliche Straße, das Kabel hängt am Masten und ist nicht vergraben. Der Ort ist immer öffentlich zugänglich.“
Ärgerlich und gefährlich
Für ihn ist das Verhalten der Telekom ärgerlich und gefährlich. „Ich persönlich bin nicht von meinem Festnetz-Anschluss abhängig“, sagt er. „Ich habe ein Handy, womit ich erreichbar bin. Aber wenn das bei älteren Leuten passiert, sie können nicht einmal einen Notruf absetzen.“ Noch dazu, da sein abgerissenes Kabel und seine langen Wartezeiten ja kein Einzelfall seien.
Das bestätigt auch eine Pressemitteilung von Landtagsabgeordneten Josef Lausch. 29 Fälle in Stadt und Landkreis Rosenheim seien ihm bekannt. „Darunter waren auch viele ältere Menschen, die keinen Notruf absetzen konnten. Auch der soziale Kontakt zu Familie und Freunden war über einen erheblichen Zeitraum nicht möglich. Diese älteren Menschen sind dringend auf den Festnetzanschluss angewiesen“, schreibt Lausch. Auch Gastwirte und Gewerbetreibende seien betroffen gewesen, bei ihnen sei es schnell um die Existenz gegangen. Für den Landtagsabgeordneten ist der Service der Telekom in der Stadt und dem Landkreis Rosenheim „inakzeptabel.“ „Er wird in jedem Fall noch ein Thema im Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags werden“, droht Lausch.
Auf Anfrage erklärt die Deutsche Telekom jedoch, dass es im Landkreis Rosenheim keine weiteren offenen Störungsmeldungen gebe. Die vom Schneechaos betroffenen Anschlüsse seien inzwischen repariert.
