Auch andere Landkreisbürger betroffen
„Von Außenwelt abgeschnitten“: Telefonleitung eines Schecheners nach wochenlangem Warten repariert
Unwetter, Stürme, starker Schneefall führen in der Region immer öfter zu Einschränkungen im Alltag. Bei Lorenz Baumann aus Schechen riss Anfang Dezember das Telefonkabel. Fast zwei Monate war die Leitung tot. Die Telekom ließ ihn warten. Dann der Lichtblick.
Update Dienstag, 23 Januar, 14. Uhr - Telefonleitung ist repariert
Erst passierte lange nichts, dann ging es plötzlich gang schnell. Noch am Tag der Veröffentlichung unseres Artikels wurde die Telefonleitung von Lorenz Baumann repariert. „Kurz unserem Gespräch meldete sich die Telekom bei mir, dass sie jetzt jemanden vorbeischicken“, berichtet Lorenz Baumann der OVB-Reporterin. Kurz nachdem sie auch das Unternehmen zu den Vorfall kontaktiert hatte, kam Schwung in die Sache – zumindest für den Schechener.
Denn wie er berichtet, habe er nach dem Erscheinen des Artikels am Donnerstag, 18. Januar, Kontakt zu anderen Betroffenen gehabt, bei denen die Situation nach wie vor unverändert ist. Dennoch sei er vor allem wegen seiner Mutter froh, dass das Telefon nun wieder wieder funktioniert. „schade nur, dass man erst soweit gehen muss, damit etwas passiert“, so Baumann.
Telefon geht, Gutschrift auf Konto, zufriedener Kunde
Die Telekom meldete sich nicht nur bei Baumann, sondern auch bei unserer Redaktion mit der frohen Kunde: „Die Entstörung der oberirdischen Linie konnte heute erfolgen und unser Kunde Herr Baumann hat uns die Funktion des Anschlusses bestätigt. Die Erstattung der Grundgebühren wurde bereits veranlasst“, hieß es von einer Sprecherin des Unternehmens. „Die Gutschrift ist bereits auf meinem Konto“, freut sich Lorenz Baumann.
Erstmeldung:
Schechen – Lorenz Baumann ist verärgert. Seit Wochen wartet er, dass die Telekom etwas unternimmt. Stattdessen wird er nur vertröstet. „ ‚Wir bitten um ein bissl Geduld‘ heißt es jedes Mal, wenn ich anrufe“, sagt er. Gemeinsam mit seiner pflegebedürftigen Mutter (84) lebt er auf seinem Hof in Hinterreuth bei Schechen. Seit Wochen ohne Telefonverbindung.
Wie Baumann berichtet, sei sein Hof das einzige Haus, das von dieser Leitung versorgt wird. Das Kabel sei am 3. Dezember aufgrund des starken Schneefalls in der Region abgerissen. Seitdem hänge es von Masten. Nicht zum ersten Mal: „Dreimal ist das schon passiert. Aber so lange wie dieses Mal hat eine Reparatur noch nie gedauert.“ Aus der Nachbarschaft sei sonst niemand betroffen.
Unzählige Anrufe später: Passiert immer noch nichts
„Beim ersten Anruf bei der Telekom war ich noch sehr optimistisch“, erklärt der 60-Jährige. Er habe das Anliegen geschildert und berichtet, dass er vor allem wegen seiner Mutter auf das Telefon angewiesen sei. Denn mit einem Handy könne sie nicht umgehen. Die Mitarbeiterin der Telekom habe ihm daraufhin mitgeteilt, dass sie einen Notfall-Vermerk gesetzt hätte. „So würde es schneller gehen“, sagt der Schechener. Aber es passierte nichts.
Zahlreiche Anrufe später hängt das Kabel immer noch in der Wiese des Nachbarn. Am 25. Januar sei laut Baumann ein Termin für die Reparatur seitens der Telekom angesetzt worden. Die Hoffnung, dass dieser Termin nicht erneut abgesagt werde, ist groß. „Ich mache mir vor allem wegen meiner Mutter Sorgen“, sagt Baumann. Denn wenn er das Haus verlässt, sei sie quasi von der Außenwelt abgeschnitten. Auch Baumanns Schwester sei verärgert. Sie lebe im Bayerischen Wald und telefoniere sonst jeden Tag mit der Mutter. Zudem mache auch sie sich Sorgen.
Auch andere Landkreisbürger kennen das Problem
Wie Lorenz Baumann ergeht es aber auch anderen Bürgern im Landkreis: So ist das auch die bittere Realität für zahlreiche Haushalte in den Bad Aiblinger Stadtteilen von Moos bis Gröben. Und auch Maximilian Durchdenwald aus Stephanskirchen hat ähnliches erlebt: „Unser Telefonkabel ist Anfang Dezember gerissen und es hat vier Wochen gedauert, bis es repariert wurde.“ Zu lang, findet er.
Der Stephanskirchener hat eine Baggerfirma, deren Betrieb durch den Ausfall stark eingeschränkt war. „Bei meinem Vater, der eine Sanitärfirma hat, war es das Gleiche.“ Besonders ärgert es ihn, dass die Straße vor 15 Jahren saniert wurde. „Da hätte man das Kabel einfach eingraben können. Wollten sie aber damals nicht“, so Durchdenwald.
Telekom bietet ersatzweise Handys an
Wie die Telekom auf OVB-Nachfrage mitteilt, ist die Leitung an drei Stellen durchgerissen. „Damit wir helfen können, ist es zunächst immer wichtig, dass betroffene Kunden uns ihre Störung melden“, so eine Sprecherin des Unternehmens. Die Telekom biete auch Ersatz an, damit die Kunden für die Dauer des Festnetzausfalls weiterhin telefonisch erreichbar seien und im Notfall Hilfe holen können.
Das könne beispielsweise eine kostenfreie Anrufweiterleitung aufs Handy oder auf den Anschluss eines Angehörigen sein. „Für alle Telekom-Kunden, die kein eigenes Handy besitzen, bieten wir in diesen Fällen Notfall- oder Seniorenhandys an.“ Baumann bestätigt, dass er dieses Angebot zwar erhalten habe. Die Realität aber so sei, dass es für Senioren, wie in diesem Fall auch bei seiner Mutter, trotzdem eine Herausforderung sei, mit einem Handy umgehen zu müssen.
Telekom schiebt Verzögerung auf das Wetter
Warum die Reparatur an der Leitung so lang dauere, nennt die Telekom-Sprecherin die „im Winter herrschende Wetterlage“. Deswegen könnten manche Arbeiten nicht wie geplant ausgeführt werden. Es komme zu Verzögerungen. „Wir bedauern, dass wir den Entstörungsprozess bisher nicht abschließen konnten und entschuldigen uns bei unserem Kunden. Die Grundgebühren für den Störungszeitraum werden selbstverständlich entsprechend gutgeschrieben“, so die Sprecherin.
Das sagt die Verbraucherzentrale
Laut Auskunft der Verbraucherzentrale seien Unternehmen aufgrund des des Telekommunikationsgesetzes verpflichtet „eine Störung unverzüglich und unentgeltlich zu beseitigt, es sei denn, der Verbraucher hat die Störung selbst zu vertreten.“ Und weiter: „Wenn der Anbieter die Störung nicht innerhalb eines Kalendertages nach Eingang der Störungsmeldung beseitigen kann, ist er verpflichtet, den Verbraucher spätestens innerhalb des Folgetages darüber zu informieren, welche Maßnahmen er eingeleitet hat und wann die Störung voraussichtlich behoben sein wird.“
Zwar hätten Betroffene laut Verbraucherzentrale gemäß dem Telekommunikationsgesetz (TKG) ab dem dritten Tag einen Entschädigungsanspruch in Höhe von fünf Euro pro Tag. Allerdings gelte dieser nicht, wenn die Störung auf höherer Gewalt beruhe, wie beispielsweise starker Schneefall. Lorenz Baumann und alle anderen, die das gleiche Schicksal teilen, können die Entschädigung also nicht einfordern. Zumindest können sie sich aber die Grundgebühr für die Zeit des Ausfalls erstatten lassen.

