Podiumsdiskussion in Oberaudorfer Brauerei
Gipfeltreffen zum Gschwendtner Feld: Bürgermeister und Bürgerinitiative treffen aufeinander
Der Bürgerentscheid zum Gschwendtner Feld wirft seine Schatten voraus: Zum ersten Mal trafen sich der Oberaudorfer Bürgermeister Matthias Bernhardt und die Bürgerinitiative „Für ein lebendiges Audorf“ zu einem öffentlichen Schlagabtausch. So lief die Podiumsdiskussion in der Brauerei Astl.
Oberaudorf – Eines zeigte das Aufeinandertreffen in der Privatbrauerei Astl sofort: Das Thema Gschwendtner Feld bewegt die Einwohner in Oberaudorf. Schon vor dem offiziellen Beginn war der Innenraum mit knapp 100 Plätzen komplett belegt, sodass die restlichen Teilnehmer sich unter den Schirmen am Vorplatz verteilten. „Das zeigt, dass wir richtig liegen”, meinte Sepp Steinmüller, Mitbegründer der Initiative. Der Oberaudorfer Landwirt hatte, genauso wie sein Mitstreiter Ulrich Brunner, zu Beginn fünf Minuten Zeit, um den Standpunkt der Initiative zu verdeutlichen. Anschließend hatte der Bürgermeister für zehn Minuten das Wort.
Zweifel am bestehenden Gutachten
Die Sorgen von Steinmüller und Ulrich drehten sich vor allem um die bestehende Infrastruktur im Innenndorf sowie die Folgen einer Flächenversiegelung von rund 14.000 Quadratmetern. Zudem habe man Zweifel an dem bestehenden Handelsgutachten der Firma BBE, auf dem die bisherigen Planungen des Gemeinderates aufbauen. „Da sind einige Zahlen, wie der geschätzte Umsatz des neuen Edekas von sieben Millionen Euro, einfach falsch”, sagt Steinmüller. Er befürchtet auf Basis der Vergleichswerte der bestehenden Supermärkte in Kiefersfelden und Brannenburg, dass der Durchlauf in Oberaudorf deutlich über die Schätzungen des Gutachtens hinausgeht. Damit würden nicht nur die bestehenden, kleineren Geschäfte gefährdet werden, sondern auch der Verkehr mit Einkäufern von außerhalb deutlich ansteigen.
Bernhardt hingegen nahm die großen Filialen aus den Nachbargemeinden eher als positives Beispiel. „Die Bäcker, Metzger und Blumengeschäfte rund um den Prechtl in Brannenburg sind nach wie vor da.“ Laut dem Rathauschef haben diese Läden sogar profitiert, da die Einkaufsfrequenz der Einwohner deutlich gestiegen sei. Einen ähnlichen Effekt erhoffe er sich auch in Oberaudorf, um die aus dem Gutachten ermittelten 52 Prozent Kaufkraftverlust aus der Gemeinde wieder zurückzuholen.
In der anschließenden Diskussion der drei Redner über die erwartbaren Auswirkungen eines großen Supermarktes, die potenzielle Gewerbesteuer von 100.000 Euro im Jahr oder die Versiegelung von Grünfläche hatten auch die Bürger Gelegenheit, sich zu beteiligen. Der Kiefersfeldener Journalist und Moderator Rudolf Erhard schlängelte sich dafür durch das Publikum, um mit seinem Mikro die Fragen aufzunehmen.
Eine davon kam vom Gemeinderat Stephan Bruhn, der ebenso wie zwei weitere Teilnehmer wissen wollte, wie genau die alternativen Pläne der Initiative aussehen, wenn das Gschwendtner Feld nicht bebaut wird. „Wir wollen vor allem in den Dialog, um verträgliche Lösungen zu finden”, antwortete Brunner darauf. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, die Fläche des bestehenden Edekas im vorhandenen Gewerbegebiet zu erweitern und in unmittelbarer Nähe einen Drogeriemarkt einzurichten. „Die Grundstückseigentümer sind dafür offen“, fügte Steinmeier hinzu und stellte in Aussicht, dass auch bei einer drohenden Schließung des aktuellen Edekas bereits ein Folgevertrag mit einer neuen Kette vorliegt. Bernhardt betonte daraufhin, dass diese Annahme bisher jedoch rein spekulativ sei.
Viel Zuspruch inmitten der hitzigen Phase bekam Michael Pelzer, ehemaliger Bürgermeister von Weyarn, für seine Rede über die Gemeinschaft. Er betonte, wie wichtig es sei, die „gesamte Kompetenz aus der Bürgerschaft” bei solchen Themen mit einfließen zu lassen.
Bürgerentschied am 8. Oktober
Nach diversen Bekundungen von den gut 100 Teilnehmern für und gegen den Super- und Drogeriemarkt stand am Ende die Frage eines Oberaudorfer im Raum: „Was steht denn eigentlich am 8. Oktober auf meinem Wahlzettel?” Im Zuge der Landtagswahlen können die Oberaudorfer ankreuzen, ob sie nun für (Ratsbegehren) oder gegen (Bürgerbegehren) den Bebauungsplan am Gschwendtner Feld sind. Für den Fall einer Patt-Situation gibt es auf dem Wahlzettel außerdem eine Stichfrage, die klar mit Ja oder Nein beantwortet werden kann.
„Bis dahin kann aber noch einiges passieren”, meint Initiativen-Mitbegründer Markus Aicher abschließend. Er war beeindruckt, wie viele Oberaudorfer trotz der Hitze in die Brauerei Astl kamen und hofft auf weitere konstruktive Gespräche. Nach einer kurzen Sommerpause wird es laut Bernhardt im September auch noch eine Bürgerversammlung zum Thema Gschwendtner Feld geben. Dann werden Initiative und Rathausverwaltung erneut aufeinandertreffen.
