Kommt der Edeka auf die freie Wiese?
Bürgerbegehren in Oberaudorf: Der Streit um das Gschwendtner Feld hört nicht auf
Auch nach den öffentlichen Stellungnahmen im Oberaudorfer Gemeinderat ist das Thema rund um das Gschwendtner Feld noch nicht beendet. Die frisch gegründete Initiative „Für ein lebendiges Audorf“ traf sich danach mit dem Bürgermeister - und will jetzt alle Oberaudorfer beteiligen.
Oberaudorf - „Wir starten ab sofort ein Bürgerbegehren”, kündigt Sepp Steinmüller, Gründer der Initiative, an. Mit dieser Aktion reagiert der Oberaudorfer auf das jüngste Treffen mit Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt, bei dem erneut das Für und Wider des geplanten Baus am Gschwendtner Feld diskutiert wurde. Seit rund zweieinhalb Jahren überlegt der Gemeinderat, die Nordhälfte des Feldes an der Geigelsteinstraße für einen großen Edeka inklusive Drogeriemarkt und Bäckerei freizugeben.
Kurz vor der ersten öffentlichen Auslegung der Pläne, im März 2023, formierte sich die Bürgerinitiative „Für ein lebendiges Audorf” und verfasste einen öffentlichen Brief. Da die Kritik der rund 20 Einwohner zu kurzfristig bei der Gemeinde aufschlug, versicherte der Rathauschef, sich mit Steinmüller zu treffen, um die gegenseitigen Standpunkte auszutauschen.
Treffen im Oberaudorfer Rathaus
„Das ist mittlerweile auch passiert“, sagte Steinmüller, der mit drei Begleitern und einem Rechtsanwalt in das Rathaus marschierte. Zuvor habe sich der Hofbetreiber die vierstündige Diskussion aus dem Gemeinderat noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Sein Fazit: „Das Projekt steht auf wackeligen Beinen”. Vor allem die öffentlichen Stellungnahmen des Bayerischen Bauernverbandes und des Wasserwirtschaftsamtes hätten gezeigt, dass der Standort nicht ideal ist. Zudem ist Steinmüller überzeugt, dass sich das Gebiet auch in gewerblicher Hinsicht mit inhabergeführten Geschäften hochwertiger nutzen ließe als mit einer großen Lebensmittelkette.
„An den Ausführungen der Initiative sieht man, dass die Ansiedlung von Gewerbe von beiden Seiten grundsätzlich gewünscht ist”, meint Bernhardt auf Nachfrage der OVB Heimatzeitung. Nach einem „interessanten Gespräch” mit den Vertretern sei ihm jedoch noch nicht ganz klar, wie genau die gewünschte Alternative aussehen soll. „Man müsste bei anderen Flächen erst einmal abklären, inwieweit eine Ansiedlung da überhaupt möglich oder gewünscht wäre.” Beim Gschwendtner Feld seien dagegen bereits gut zweieinhalb Jahre an Planung vergangen, um eine bestmögliche Lösung für die Gemeinde zu finden.
Ruhiges Gespräch ohne Einigung
Das Gespräch im Rathaus lief laut des Initiativensprechers grundsätzlich sehr ruhig ab. Beide Seiten hätten ihre Positionen klar gemacht und ihre Argumente vorgetragen. „Einigen konnten wir uns allerdings auch nicht.” Aus diesem Grund reagiert die Initiative nun mit dem Anstoß zu einem Bürgerbegehren. Ab sofort werden Unterschriften gesammelt, mit denen der Stopp für die Planungen des Baugebietes am Gschwendtner Feld erreicht werden soll. Stattdessen sei das Ziel des Begehrens, eine Alternative zu erreichen, wie beispielsweise einen Ausbau der vorhandenen Märkte im bestehenden Gewerbegebiet.
Wer sich dem Begehren anschließen möchte, kann sich in die dafür ausgelegten Listen bei der Bäckerei Rechenauer, im Audorfer Obst- und Gemüseladen oder direkt am Hof von Sepp Steinmüller in der Zimmerau 2 eintragen. Auch im örtlichen Nahkauf sollten die Zettel im besten Fall noch ausgelegt werden.
„Wenn wir rund 420 Unterschriften sammeln, muss sich die Gemeinde noch einmal mit uns zusammensetzen“, meint Steinmüller. Dann nämlich hätte man den nötigen Anteil von zehn Prozent aller Oberaudorfer Wahlberechtigten erreicht, bei dem die Verwaltung verpflichtet wäre, mit den drei Vertretern des Begehrens in Kontakt zu treten. Diese sind Steinmüller selbst sowie die Oberaudorfer Markus Aicher und Ulrich Brunner.
Pläne zum zweiten Mal öffentlich ausgelegt
„Der Aufruf zu einem Bürgerbegehren ist ein vollkommen legitimes Mittel”, meint der Rathauschef. Dementsprechend habe er auch kein Problem mit der Aktion der Initiative, sondern sei jederzeit offen, über machbare Lösungen zu diskutieren. Sollte die Mehrheit der Bürger dann eine andere Planung befürworten, wäre das ebenfalls zu akzeptieren. „Genauso aber auch, wenn die Mehrheit für die aktuellen Pläne stimmt.“
Während das Bürgerbegehren angestoßen wurde, geht die Planung für das Feld bereits weiter. Im nächsten Schritt sollen sowohl der Flächennutzungs- als auch der Bebauungsplan zum zweiten Mal ausgelegt werden. Sollte es zu einem Bürgerbegehren kommen, wird dieser Prozess laut Bernhardt allerdings erst einmal pausiert.
