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Bürgerentscheid zum Edeka auf dem Gschwendtner Feld

„Wir wollen nach Oberaudorf!“ (Potenzieller) Edeka-Betreiber Andreas Prechtl im Exklusiv-Interview

Kommt der Edeka Prechtl auf das Gschwendtner Feld in Oberaudorf? Geschäftsführer Andreas Prechtl im OVB-Interview.
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Kommt der Edeka Prechtl auf das Gschwendtner Feld in Oberaudorf? Geschäftsführer Andreas Prechtl im OVB-Interview.

Am 8. Oktober ist es so weit: Parallel zur Landtagswahl wird in Oberaudorf per Bürgerentscheid geklärt, ob auf dem Gschwendtner Feld ein großer Edeka gebaut wird. Im exklusiven OVB-Interview erklärt der potenzielle Betreiber, Andreas Prechtl, seine Sicht auf die heiß geführte Diskussion.

Herr Prechtl, bei der außerordentlichen Bürgerversammlung in Oberaudorf waren sie dankbar, als „Nicht Oberaudorfer” das Rederecht bekommen zu haben. Wie nehmen Sie die Diskussion rund um das Gschwendtner Feld von außen wahr? 

Andreas Prechtl: Oberaudorf ist von Raubling aus betrachtet unser übernächster Ort und ich fühle mich auch persönlich damit verbunden. Egal ob über gemeinsame Übungen und Einsätze als Brannenburger Bergwachtler oder auch über unsere Mitarbeiter, die dort wohnen. Ich bekomme also schon mit, was dort passiert und merke, dass das Thema die Gemeinde beschäftigt. Zu einer Diskussion um den Standort kam es allerdings erst seit der Gründung der Bürgerinitiative vor wenigen Monaten. Vorher kamen meinem Eindruck nach keine Zweifel auf. 

Das heißt, Sie haben mit dem aktuellen Widerstand nicht gerechnet? 

Prechtl: Nein, dass es im größeren Maßstab Zweifler gibt, hätte ich nicht gedacht. Im Gegenteil - Ich hatte das Gefühl, aufgeschlossen und mit offenen Armen empfangen zu werden. Genau wie vor rund fünf Jahren, als wir in Bad Feilnbach eröffnet haben, gab es im Vorfeld großen Zuspruch. Auch bei der Bürgerversammlung und in den persönlichen Gesprächen vor Ort habe ich viel Zustimmung gespürt. Dass sich jetzt eine Bürgerinitiative gegründet hat, hat mich daher schon überrascht. 

Bei der Bürgerversammlung fühlten Sie sich von der Initiative persönlich angegriffen. Können Sie das präzisieren? 

Prechtl: Es wurde mir vorgeworfen, einen XXL-Standort zu eröffnen, was so einfach nicht stimmt. Ein Supermarkt dieser Größe entspricht dem Zeitgeist. 1800 Quadratmeter ist bei einem Vollsortiment bei weitem nicht XXL. Wir haben rund 25.000 Artikel, die irgendwo Platz finden müssen. Sonst funktioniert das nicht. Im Rosenheimer Aicherpark kann man zum Beispiel sehen, was XXL ist. Die Edeka-Betreiber haben dort 4000 Quadratmeter und der Kaufland hat noch viel mehr Verkaufsfläche. Dieser Vorwurf, ich würde nur viel zu große Märkte betreiben, ging dabei auch gezielt gegen mich. Zumindest wurde immer von Prechtl und nicht der Edeka-Gruppe gesprochen, weshalb ich das als Kritik gegen mich persönlich empfunden habe. 

Sie haben gesagt, dass die Leute sich so ein Vollsortiment mit einer großen Auswahl wünschen. Woran machen Sie das fest? 

Prechtl: Die Initiative spricht von einem 8-Meter-Müsliregal und meint, dass doch auch ein Meter reichen würde. Das glaube ich Ihnen auch, wenn auf dem einen Meter genau das Müsli steht, was man gerne hätte. Grundsätzlich gibt uns der Erfolg recht und beweist, dass diese Größe sinnvoll ist. Das Konzept kommt gut an und ist auch nicht von uns erfunden. Bayern- und deutschlandweit ist diese Auswahl gewünscht und funktioniert. Die Nachfrage steigt in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel bei vegetarischen oder veganen Produkten. Zudem führen wir auch regionale Angebote und freuen uns auch über jeden lokalen Zulieferer. Das macht sonst keine andere große Kette. Aber auch das wollen wir mit abbilden und dafür braucht es Platz. 

Wir müssen mehr als 20 Jahre in die Zukunft blicken

Zusammengefasst geht es also nicht kleiner? 

Prechtl: Wir müssen nicht nur 20 Jahre, sondern noch länger in die Zukunft blicken. Viele Oberaudorfer werden mit 1000 Quadratmetern nicht zufrieden sein und werden dann nach wie vor nach Kiefersfelden oder Brannenburg fahren. Es geht darum, die Kaufkraft zurückzuholen. Laut Gutachten fließen 52 Prozent aus Oberaudorf weg. Diese Kaufkraft zurückzuholen, würde uns völlig ausreichen. Da brauchen wir keinen, der von außerhalb bei uns einkauft. 

Gehen Sie trotzdem davon aus, dass viele Einkäufer von außerhalb kommen? 

Prechtl: Die Argumentation mit der steigenden Belastung, speziell auch mit dem Verkehr aus dem Nachbarland, geht meiner Meinung nach größtenteils ins Leere. Der Grenzort zu Österreich ist Kiefersfelden und dort ist das Angebot bereits sehr groß. In Summe deutlich größer als mit dem angedachten Vollsortimenter in Oberaudorf. Warum sollte ich da als Tiroler also noch fünf Kilometer weiterfahren? Das ist ja auch der Grund, warum Kiefersfelden einen deutlichen Überschuss an Angebot im Vergleich zu den Verbrauchern vor Ort hat. 

Die Sorge der Initiative besteht darin, dass kleinere Geschäfte durch den großen Supermarkt Probleme bekommen. Wie ist Ihre Erfahrung? 

Prechtl: Hier kann ich auf das Beispiel Brannenburg verweisen. Dort sind wir im Jahr 2009 in einen über 2000 Quadratmeter großen Standort umgezogen, der, wie es in Oberaudorf auch wäre, am Ortsrand liegt. Trotzdem hat bis heute nicht ein einziges Geschäft im Lebensmittelbereich geschlossen. Und es gibt immer noch die örtliche Bäckerei oder Metzgerei, die sich sogar positiv äußern, weil die Einkaufsfrequenz im Ort insgesamt erhöht wurde. Das zeigt, dass es keine negativen Auswirkungen gibt und das wird in Oberaudorf auch nicht anders sein. 

Ein Punkt, den Sie betont haben, war auch die Schaffung von rund 100 Arbeitsplätzen. Der Initiative kommt das relativ viel vor. Wie kommt diese Zahl zustande? 

Prechtl: Wir rechnen in Summe mit circa 70 bis 80 Mitarbeitenden sowie zwei bis drei Azubis pro Lehrjahr. Außerdem kommen noch die Mitarbeiter von Rossmann dazu, wodurch wir dann auf die rund 100 Arbeitsplätze kommen. Diese Zahl erscheint nach unserer Erfahrung also durchaus realistisch.  

Wie sieht es mit der Besetzung der Stellen vor dem Hintergrund des Personalmangels aus? 

Prechtl: In Zeiten, in denen Öffnungszeiten gekürzt oder Theken früher geschlossen werden, ist die Frage berechtigt. Das wird uns allerdings nicht treffen. Wir sind in der glücklichen Situation, keine Probleme in dem Bereich zu haben. Wir sind regional bekannt und haben aktuell auch schon sieben Mitarbeiter aus Oberaudorf sowie zehn aus Kiefersfelden. Diese bekommen auch die Möglichkeit, potenziell vor Ort arbeiten zu können. 

Sie haben gesagt, wenn sich der Bürgerentscheid gegen den Bau richtet, ist das Thema vom Tisch. Stimmt das? 

Prechtl: Erst einmal ja, viele wären wahrscheinlich dann weiterhin gezwungen, zum Beispiel nach Brannenburg zu fahren. Aber wir planen unsere Projekte und Standorte immer langfristig für Generationen. Wir müssen nicht, aber wir wollen nach Oberaudorf. Deshalb ist der Bürgerentscheid für uns eine sehr positive Sache, weil die Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden können, ob sie einen Vollsortimenter mit einem regionalen Betreiber haben wollen.

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