Oberaudorfer Initiative antwortet auf Bürgerversammlung
„Werden als Lügner dargestellt“: Nächster Akt im Drama ums Gschwendtner Feld
Das Thema Gschwendtner Feld bleibt in Oberaudorf brisant. Kurz nach der Bürgerversammlung trafen sich mehr als 100 Einwohner erneut, um über den geplanten Bau eines großen Edekas zu diskutieren. Der Unterschied: In der Brauerei Astl hatte die Bürgerinitiative das Sagen.
Oberaudorf – Etwas vernachlässigt hatten sich die Sprecher der Bürgerinitiative „Für ein lebendiges Audorf“ schon gefühlt, als es in der außerordentlichen Bürgerversammlung um das seit Monaten diskutierte Thema der Nahversorgung ging. Denn wie Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt dort in einer kleinen Spitze betonte, leitete er als Rathauschef die Gemeindeveranstaltung und war „so nett, die Initiative ebenfalls zu Wort kommen zu lassen.“
Gegenveranstaltung bei der Brauerei Astl
Um das zu korrigieren, gab es eine Gegenveranstaltung bei der Privatbrauerei Astl, allerdings ohne Vertretung der Gemeindeverwaltung am Rednerpult. Denn Bernhardt hatte seinen Standpunkt in einem ähnlichen Rahmen bereits im Juli Ausdruck verliehen.
Der Beginn der Veranstaltung war der Bürgerversammlung zunächst sehr ähnlich. Die Oberaudorfer Apothekerin Christina Brunner schilderte erneut ihre Befürchtungen bezüglich des „Überangebots“ durch den potenziellen Prechtl-Edeka, antwortete aber auch auf die Aussage des Bürgermeisters, dass es keine Alternativen dazu gäbe.
„Da werden wir jetzt als Lügner dargestellt“, echauffiert sich Brunner in Bezug auf die Äußerung des Rathauschefs auf der Facebookseite „Oberaudorf do san ma dahoam“. Dort wies Bernhart, wie schon in der Bürgerversammlung darauf hin, dass alle verfügbaren Flächen in den vergangenen Jahren durch den Gemeinderat geprüft wurden und sich keine besseren Alternativen gezeigt hätten. Auch ein Ausbau des bisher bestehenden Edekas komme nicht mehr in Frage, da dort künftig die Firma Netto Einzug erhält. „Der Pachtvertrag dafür ist mittlerweile unterschrieben“, sagte Bernhardt bei der Bürgerversammlung und warnte davor, dass hier durch die Initiative „falsche Erwartungen“ geweckt werden.
Dass die Möglichkeit einer Erweiterung nicht mehr möglich ist, ärgert die Initiative. „Vor allem, dass uns das jetzt in die Schuhe geschoben wird“, meint Brunner. Schließlich hätte man mit der Unterschrift durchaus noch drei Wochen, bis nach dem Bürgerentscheid am 8. Oktober, warten können.
Sorgen um die Wiese
Ein weiterer Punkt, der am Montagabend Landwirt Sepp Steinmüller beschäftigte, ist der wertvolle Boden. Als Symbol dafür hatte er ein Stück Wiese von seinem Grundstück mitgebracht. „Das Gschwendtner Feld hat eine zehnprozentige Humusschicht auf dem Feld, speichert damit 400 Tonnen Co2 pro Hektar und kann ein vierfaches dieser Menge an Wasser aufnehmen.“ Dieser wichtige Humus gehe durch die Bebauung definitiv verloren. „So gut können die Pläne zur Versickerung oder zum begrünten Dach gar nicht sein“, meint der Landwirt. Unterstützend dazu hielt Annemarie Räder vom Bund Naturschutz Bayern einen Vortrag, der die Wichtigkeit einer unversiegelten Schwemmwiese unterstrich.
Auch der in der Bürgerversammlung angesprochene Verkehr war erneut eine der zentralen Ängste der Einheimischen. Gerade die Geschäftsführer der ortsansässigen Geschäfte hatten die Sorge, dass die Belastung in dieser Hinsicht mit einem großen Supermarkt noch mehr zunimmt. „Wir sind ja jetzt schon bei jeder Blockabfertigung überlastet“, meinten einige Audorfer aus der Runde.
Nach einer ausgiebigen Frage- und Diskussionsrunde, bei der sich jeder Audorfer beteiligen konnte, schloss Initiativensprecher Markus Aicher die Versammlung mit versöhnlichen Worten. „Wir suchen keinen Streit“, meint er mit Blick auf den 8. Oktober. „Was auch immer bei dem Bürgerentscheid rauskommt, das Wichtigste ist, dass wir alle gemeinsam eine für Oberaudorf passende Lösung finden.“
