Prozess um tödliche Stiche vor Wasserburger Klinik
Mutmaßlicher Mörder von Oberarzt Gerth: So beschreiben ihn zwei ehemalige Weggefährten
Wasserburg/Traunstein – Diese Nachricht schockte Wasserburg: Rainer Gerth, Oberarzt in der Forensik am kbo-Inn-Salzach-Klinikum, wurde im April mit einem Messer getötet - wohl von einem früheren Patienten. Am heutigen Montag beginnt der Prozess.
Update, 14.28 Uhr - So beschreiben ihn zwei ehemalige Weggefährten
Zwei Freunde des Angeklagten sagen als erste Zeugen aus. Beide beschreiben ihn eigentlich als friedlichen, auch liebevollen und warmherzigen Menschen. „Aber wenn zusätzlich Alkohol im Spiel war, kamen die Aussetzer“, so ein 44-Jähriger aus Mölln, wo der Angeklagte zuletzt lebte. Er ist opiatabhängig, nahm wohl auch Heroin. „Zugedröhnt erreichte er Stadien, die ich nie erreicht habe.“
Auch eine 41-Jährige, die mit dem mutmaßlichen Mörder von Oberarzt Gerth einmal zusammenlebte, sagt aus. Ihr gegenüber öffnete sich der Angeklagte und sagte ihr auch zu Beginn, dass er psychisch krank sei. In den Jahren nach 2017 berichtet sie von einem „Suchtmittelrückfall mit allem, was dazugehört“ beim Angeklagten.
Von 2010 bis 2013 war der Angeklagte bereits als Patient in der Klinik in Gabersee. Daher habe er Gerth bereits gekannt. „Er hatte mit Wasserburg aber negative Erfahrungen. Er war nicht zufrieden und dachte, er wurde dort nicht richtig behandelt“, berichtet die ehemalige Mitbewohnerin über den 41-jährigen Angeklagten.
Der Prozess ist für heute beendet. Fortsetzung am Traunsteiner Landgericht ist am 12. November.
Update, 13.46 Uhr – Kein Geständnis, dafür wirre Erklärung des Angeklagten
Jetzt kann der Prozess richtig beginnen. Und nach der Prozessordnung darf zuerst der Angeklagte selbst sprechen. Zur Tat sagt er nichts – dafür verliest er eine wirre Erklärung: Deutschland sei ein Überwachungsstaat. „Sie filmen uns und mischen giftige Substanzen in die Nahrung, damit wir krank werden. Sie wollen mich ermorden.“
Ein Geständnis gibt es also nicht, doch der 41-Jährige dürfte als Täter feststehen. Sechs Minuten nach dem tödlichen Messerstich auf Oberarzt Gerth vor der kbo-Klinik in Wasserburg rief er selbst die Polizei und ließ sich widerstandslos festnehmen.
Der Angeklagte leidet unter einer paranoiden Schizophrenie und ist süchtig nach Opiaten. 1988 kam er aus Polen nach Deutschland, die Familie des 41-Jährigen lebt in Traunreut. Zuletzt lebte der Mann in Mölln in Schleswig-Holstein. Als erste Zeugen werden zwei ehemalige Weggefährten des Angeklagten aussagen.
Update, 12.46 Uhr – Befangenheitsantrag im Mord-Prozess geht durch
Volker Ziegler, der Vorsitzende Richter, gibt dem Verteidiger recht: Der Schöffe ist befangen. Er arbeitet in der Aufnahmeabteilung der Klinik in Wasserburg als Krankenpfleger. Auch wenn er mit Oberarzt Gerth nicht zusammengearbeitet hatte, kann er so nicht mehr Teil des Gerichts sein.
Es ist purer Zufall und hätte sich auch nicht verhindern lassen. Die Schöffen wissen im Vorfeld nicht, zu welchen Prozessen sie hinzugezogen werden. Aber am Traunsteiner Landgericht handelt man flott: Ein Ersatzschöffe ist schnell gefunden. Jetzt muss zwar die Anklageschrift nochmal verlesen werden, aber der Prozess kann dann wie geplant beginnen.
Update, 10.56 Uhr - Überraschung im Prozess um tödliche Messerattacke
Das könnte problematisch werden: Einer der Schöffen arbeitet selbst in der Klinik in Gabersee. Das gibt Richter Volker Ziegler jetzt bekannt und warnt die Prozessbeteiligten sozusagen vor. Denn der Schöffe könnte deshalb befangen sein, was wiederum ein Revisionsgrund wäre.
Staatsanwalt Fiedler sagt: „Er ist nur teilzeitbeschäftigt. Das reicht nicht aus für eine Befangenheit.“ Verteidiger Würtinger stellt dagegen einen Antrag, den Schöffen wegen Befangenheit abzusetzen. „Er wurde vom Verstorbenen ausgebildet“, so der Anwalt.
Auch wenn Gerth und der Schöffe darüber hinaus nicht zusammengearbeitet hätten, wäre es möglich, dass der Schöffe nicht neutral urteilt – wenn auch nur unterbewusst, so der Verteidiger. Das Gericht zieht sich nun zur Beratung zurück, wie man weiter verfahren will.
Update, 10.16 Uhr - Prozess um tödliche Messerstiche gegen Oberarzt Gerth gestartet
Mit etwas Verzögerung beginnt der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Rainer Gerth. Dass der Fall die Region getroffen hat, sieht man auch hier im Gerichtssaal: Mit rund 25 Zuschauern ist er annähernd voll. Der Angeklagte, er lebte zuletzt in Mölln, in Schleswig-Holstein, hat neben seinem Verteidiger Florian Würtinger aus München Platz genommen. Auch die Angehörigen von Rainer Gerth sind da.
Mit der Verlesung der Anklageschrift durch Staatsanwalt Wolfgang Fiedler beginnt der Prozess. Ab 16 Uhr soll der Angeklagte am 8. April auf dem Gelände des Inn-Salzach-Klinikums in Wasserburg-Gabersee gewartet haben. Als Gerth um 18 Uhr aus seinem Büro kam und die 200 Meter zu seinem Auto gehen wollte, habe ihn der Angeklagte angegriffen - „nichtsahnend und schutzlos“, so Staatsanwalt Fiedler.
Direkt neben seinem Auto habe der 41-jährige Angeklagte auf Gerth mit einem Küchenmesser eingestochen. „Von hinten und in Tötungsabsicht versetzte er ihm mehrere Stiche mit dem Messer mit einer Klingenlänge von zwölf Zentimetern gegen den Oberkörperbereich, wobei ein Stich den Bereich der linken Brust traf“, klagt Wolfgang Fiedler an.
Der Stich unterhalb der linken Brutwarze war wohl tödlich. Er habe direkt das Herz getroffen. Gerth habe sich dann 61 Meter zurück in Richtung seines Büros geschleppt und sei dann zu Boden gefallen. „Der Geschädigte verstarb wenige Minuten später infolge eines Verblutens in Kombination mit einem Herzpumpversagen.“ Der 41-jährige Angeklagte sei danach geflüchtet, setzte aber rund sechs Minuten nach seinem Messerstich selbst einen Notruf ab und ließ sich festnehmen.
Täter und Opfer kannten sich laut Staatsanwaltschaft. Von 2010 bis 2013 sei der Angeklagte in der Wasserburger Forensik in Behandlung gewesen. In den Wochen vor der Tat habe der Angeklagte den Oberarzt ausgespäht. Doch der 41-Jährige ist wohl schuldunfähig. Er leidet unter Schizophrenie und sei nicht in der Lage gewesen, das Unrecht der Tat einzusehen.
Jetzt eröffnet der Vorsitzende Richter Volker Ziegler den Prozess.
Vorbericht:
Ziemlich genau sieben Monate nach der Tat geht es am heutigen Montag (4. November) vor dem Traunsteiner Landgericht an die juristische Aufarbeitung: Ein 41-Jähriger soll Rainer Gerth, Oberarzt der Forensik in Wasserburg, mit einem Messer getötet haben. Die Anklage lautet auf Mord. Insgesamt sind vier Prozesstage angesetzt: neben dem 4. auch der 12., 18. und 19. November. Verteidiger ist Florian Wurtinger aus München, die Familie des getöteten Arztes wird in der Nebenklage von Rechtsanwalt Harald Baumgärtl vertreten.
Wasserburger Arzt ermordet? Prozess am Landgericht
Die Tat passierte heuer am 6. April. Der Angeklagte hat nach Feierabend auf Rainer Gerth gewartet und ihn dann von hinten mit einem Messer niedergestochen, glaubt die Staatsanwaltschaft. Trotz schnellen Eingreifens verstarb Gerth noch auf dem Klinikgelände. Auch der Angeklagte wurde kurz nach der Tat festgenommen. Die beiden Männer kannten sich. Vor über zehn Jahren war der 41-Jährige schon einmal in Wasserburg in Behandlung.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte im Zustand der Schuldunfähigkeit handelte, weil er unter einer schweren psychischen Krankheit leidet. Die Verhandlung beginnt um 9 Uhr. wasserburg24.de wird aktuell aus dem Gerichtssaal berichten. (xe)