Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Spurensuche ein Jahr nach der Tragödie

„Wunde schmerzt noch immer“: Wie leben die Menschen in Aschau mit Hannas Tod?

Fall Hanna W. aus Aschau im Chiemgau. Prozess vor dem Landgericht Traunstein.
+
Der Fall um die getötete Hanna W. aus Aschau im Chiemgau: Bald beginnt der Prozess vor dem Landgericht Traunstein.

Aschau und die Region ein Jahr danach und wenige Tage vor Prozessbeginn: Wie gehen Menschen aus dem Chiemgau mit der Tragödie um den gewaltsamen Tod von Hanna um? Eine Spurensuche.

Aschau im Chiemgau – Am Dienstag, 3. Oktober 2023, sind 365 Tage verstrichen, seit das Unfassbare in Aschau geschah. Tage und Wochen der Fragen, der Ermittlungen, der Wut. Und der Trauer. Viele Tage. Und doch bei weitem nicht genug, um so etwas wie Normalität zurückzubringen.

Im Gegenteil. Am 12. Oktober, beginnt am Landgericht in Traunstein eine Verhandlung, in der sich ein junger Mann verantworten muss. Für das Unfassbare. Für die Gewalttat, der Hanna W. (23) aus Aschau am frühen Morgen des 3. Oktober zum Opfer fiel. Die Anklage gegen den jungen Mann aus dem südlichen Landkreis Rosenheim lautet auf Mord aus Heimtücke. Zwischen Tat und Prozess – wie gehen Menschen in der Region mit der Tragödie um?

Gegen halb drei nachts verließ Hanna den „Eiskeller“, doch zuhause kam sie nie an

Die junge Frau besucht am 2. Oktober den Club „Eiskeller“ in Aschau. Dort feierte sie mit 600 bis 700 weiteren Gästen Saison-Eröffnung. Am Montagmorgen, 3. Oktober, machte sie sich auf den Heimweg. Zu Fuß – schließlich ist ihr Elternhaus nicht mal einen Kilometer vom „Eiskeller“ entfernt.

Die Überwachungskamera im Eingangsbereich des Clubs zeigt sie, wie sie gegen halb drei den Club allein verlässt. Hanna kommt nie zu zu Hause an. Zwölf Stunden später entdeckt ein Spaziergänger ihren leblosen Körper. In der Prien treibend, zwölf Kilometer flussabwärts, auf der Höhe des Weilers Kaltenbach in der Marktgemeinde Prien am Chiemsee.

„Der erste Gedanke ist, hoffentlich kenn‘ ich sie nicht persönlich“

Rettungskräfte der Feuerwehren Atzing und Prien sowie der Wasserwacht Prien bargen den Körper. Die Bergung leitete Paul Huber, Kommandant der Feuerwehr Atzing. „Du kommst da hin, und der erste Gedanke ist, hoffentlich kenn‘ ich sie nicht persönlich“, erinnert er sich ein Jahr später und atmet tief durch. Für einige Männer in seinem Trupp eine vergebliche Hoffnung. „Ja, es kannten sie einige aus meiner Mannschaft, vom Sehen zumindest“, sagt Huber.

Die Feuerwehrleute mussten besonders aufpassen, da die Prien Hochwasser führte. Es sei nicht einfach gewesen an jenem Tag, sagt Kommandant Huber. Auch wegen des Schattens der Tragödie, der sich auf den Schauplatz legte. Für Huber war die Sache damit nicht erledigt. Er nahm an der Trauerfeier teil, sprach den Eltern sein Beileid aus. Der Vater habe Feuerwehr und Wasserwacht später ein Dankschreiben geschickt, berichtet Paul Huber, dergleichen die Gemeinde Aschau.

Simon Frank: Aschaus Bürgermeister reagierte schockiert

Schockiert reagierte seinerzeit Aschaus Bürgermeister Simon Frank. Und jetzt, ein Jahr später? „Die Wunde schmerzt noch immer. Und ob sie sich ganz schließen wird – ich weiß es nicht.“ Gewichen sei das Gefühl der Unsicherheit. „Die Polizei macht ihre Arbeit hervorragend, es muss hier niemand mit Angst durchs Leben gehen.“ Er könne nun, ein Jahr nach der Tragödie und wenige Tage vor dem Auftakt des Gerichtsprozesses in Traunstein, nur zur Besonnenheit raten.

Aschaus Pfarrer Janßen: Etwas davon weitergeben, wie sie war

Kann Zeit Wunden heilen? „Das heißt es oft“, sagt Pfarrer Paul Janßen. „Ich bin aber nicht sicher, ob das immer zutrifft.“ so etwas wie die Tragödie vor einem Jahr „geht einem natürlich sehr nahe“, sagt der Geistliche, der damals bei der Trauerfeier sprach. „Das geht tief.“ Er ist nicht der einzige, dem es so geht. An Hannas Schicksal, an dem Schlag, der ihre Freunde und ihre Familie traf, hätten viele Menschen schwer getragen, sagt er „Die ganze Tragik, und das Leid der Angehörigen geht einem selber sehr nahe.“

Und doch muss ein Pfarrer sich auch dann konzentrieren. Weil er Trost spenden muss. „So sehr einen das trifft, so wichtig war es damals auch, sie würdig zu verabschieden und einen würdigen Gottesdienst zu gestalten“, sagt Janßen. „Es ging mir auch darum, ihre Persönlichkeit zu würdigen und aufleuchten zu lassen, was sie der Welt gegeben hat, was sie den Menschen bedeutet hat, was für ein Mensch sie war.“ Hanna habe Leben ausgestrahlt und Menschen inspiriert – das sei ihre Gabe gewesen.

Der „Eiskeller“ hat im Sommer die vergangene Saison beendet. Und würde normalerweise in wenigen Tagen wieder die Pforten öffnen. Diesmal wird sich das Season Opening verzögern. Man öffne noch nicht, wegen eines Umbaus, sagt Geschäftsführer Andreas Vordermayer. Wann die Eröffnung nachgeholt wird? „Unmöglich zu sagen“, sagt er. Vielleicht noch im Oktober. Zum Fall Hanna will er sich nicht äußern.

Kommentare