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Anstieg um mehr als 20 Prozent

Spazierfahrt oder sportlich den Berg hinab – Warum mit E-Bikes mehr Unfälle passieren

Radfahren macht Spass. Aber gerade E-Bike-fahren will gelernt sein.
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Radfahren macht Spass. Aber gerade E-Bike-fahren will gelernt sein.

Radfahren liegt voll im Trend. Auch wenn die Tour de France mittlerweile zu Ende ist und nicht alle ihr Rad zu rein sportlichen Zwecken nutzen. Gerade der Chiemgau ist beliebt bei Radfahrern. Besonders E-Bikes verkaufen sich gut. Aber die Unfälle mit motorisierten Fahrrädern steigen immer weiter an.

Prien/Chiemgau – Sommer, Sonne, Ferien. Wenn man von der derzeitigen Hitze einmal absieht, herrschen aktuell beste Voraussetzungen für einen Ausflug mit dem Rad. Besonders E-Bikes erfreuen sich seit Jahren immer größerer Beliebtheit. Der ZIV, der Zweirad-Industrie-Verband, geht davon aus, dass im Jahr 2023 erstmals mehr E-Bikes als normale, unmotorisierte Fahrräder verkauft werden.

Dabei ist das Fahren mit einem motorisierten Fahrrad nicht ungefährlich. Besonders in den Bergen kommt es immer wieder zu Unfällen. Erst kürzlich war Bayerns Innenminister Joachim Herrmann auf der Kampenwand, um auf die Gefahren mit dem E-Bike hinzuweisen. „Lieber einen Unfall vermeiden, als Bergsportler nach einem Unfall retten zu müssen“, sagte Innenminister Herrmann zur Bedeutung der Prävention.

Urlaub mit dem Rad wird immer beliebter

Auch der Radtourismus wächst immer weiter. „38 Millionen Menschen in Deutschland haben im Jahr 2022 mindestens einen Tagesausflug mit dem Rad gemacht”, sagt Christian Tänzler, der Tourismusvorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) anlässlich der Veröffentlichung der ADFC-Radreiseanalyse 2023. „Das zeigt deutlich, dass das Rad als umweltfreundliches Verkehrsmittel in der Freizeit immer beliebter wird.”

Alleine im Chiemgau gibt es mehr als 2000 Kilometer ausgeschilderte Radwege für jeden Bedarf, vom Genussradler um den Chiemsee herum bis Adrenalinjunkies, die sich an Downhill-Abfahrten wagen.

Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes

Nicht alles, was bei uns „E-Bike“ heißt, ist auch wirklich ein E-Bike. Eigentlich sind die meisten der Räder, die eine motorisierte Unterstützung ermöglichen, sogenannte Pedelecs, kurz für Pedal Electric Cycle. Wenn die Pedalunterstützung eines solchen Rades die Geschwindigkeit von 25 Kilometern pro Stunde nicht überschreitet, gelten Pedelecs als Fahrrad und sind damit nicht zulassungspflichtig. 

Räder, die auch ohne Pedalunterstützung fahren können, sind die eigentlichen E-Bikes. Da sie auf Knopfdruck losfahren können, ist bereits ab einer möglichen Geschwindigkeit von sechs km/h eine Zulassung notwendig. 

Verhältnismäßig mehr Unfälle mit E-Bikes

Gemessen auf die Anzahl der Fahrräder mit oder ohne Motor kommt es bei E-Bikes fast doppelt so häufig zu einem Schaden. 81 Millionen Fahrräder gab es laut dem ZIV 2021 in Deutschland. Davon verunglückten gut 67.000 Menschen. Dem stehen 8,5 Millionen Pedelecs oder E-Bikes gegenüber mit gut 17.000 Unfällen. Das kann mehrere Gründe haben. Zum einen legen Menschen mit einem Pedelec im Schnitt 1,8 Mal mehr Kilometer zurück als solche mit einem herkömmlichen Fahrrad. Das geht auf eine Untersuchung der Unfall­forscher der Versicherer (UDV) zurück. Berücksichtigt man die gefahrenen Kilometer ist ein Fahrrad mit Motor nicht gefährlicher, als eines ohne. Aber wer mehr fahre, erhöhe auch das Risiko, an einem Unfall beteiligt zu sein.

„In letzter Zeit ist es nicht zu einer Häufung von Radunfällen gekommen”, sagt Polizeihauptmeister Bürger aus der Polizeiinspektion in Grassau. „Aber die Unfälle mit E-Bikes nehmen zu.” Das geht auch aus der Verkehrsunfallbilanz des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 2022 hervor. Die Zahl von Unfällen mit Pedelecs ist um mehr als 20 Prozent angestiegen.

Junge und Ältere besonders gefährdet

Die Studie brachte zwei Altersgruppen zu Tage, die besonders gefährdet sind. Einerseits Menschen zwischen 18 und 34, andererseits über 75-jährige. Besonders Junge hätten laut dem UDV ein deutlich höheres Unfall- und Verletzungs­risiko als andere E-Radler und auch als Gleich­altrige, die Fahr­rad fahren. Grund dafür könne unter anderem sein, dass sie ihre eigenen Fähigkeiten überschätzten, risiko­bereiter seien und außerdem das Potenzial der Tret­unterstüt­zung stärker ausschöpfen würden. Auch bei der Polizeiinspektion in Prien werden immer wieder Radunfälle festgestellt. „Es waren schon immer viele, aber auch den Sommer merkt man”, sagt Polizeihauptkommissar Wolfgang Schlemer. „Die meisten Unfälle passieren dabei mit E-Bikes, da davon auch mehr unterwegs sind.“ Vermehrt seien ältere Menschen in Unfälle verwickelt, die sich dann im Vergleich zu den jüngeren auch schwerere Verletzungen zuzögen. Dabei kommt es meist zu Prellungen, aber auch Arm- und Beinbrüchen sind keine Seltenheit.

Meistens ist der Radfahrer selbst schuld

Sei es nun E-Bike oder nicht, die meisten Unfälle sind selbstverschuldet. Da sind sich beide Polizisten aus Prien und Grassau einig. Meist hätten sich die Radfahrer verbremst, überschätzen ihre Geschwindigkeit bei Gefällestrecken, rutschen im Kies aus, stolpern über Bordsteine oder stürzen beim Auf- und Absteigen. 

Alle Arten von Radunfällen

Ein Teil der verunglückten Radfahrer muss im Krankenhaus ärztlich behandelt werden. “Wir behandeln regelhaft - je nach Witterung - eine Vielzahl von Radunfällen”, sagt Dr. Thomas Wimbauer, der Leitenden Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am RoMed Klinikum Rosenheim. “Diese stellen aktuell - bei der Unfallursache - prozentual einen sehr großen Anteil unseres Patientengutes dar. Dabei handelt es sich bei den Unfällen zum einen um Freizeitunfälle aber auch um Arbeitswegeunfälle.” Die Art der Verletzungen reiche dabei von banalen Hautabschürfungen über Prellungen bis hin zu offenen Knochenbrüchen. “Je nach Verletzungsschwere ist eine ambulante Versorgung möglich oder im schlimmsten Fall eine sofortige stationäre Aufnahme mit notfallmäßiger operativer Versorgung beispielsweise bei offenen oder instabilen Knochenbrüchen.”

Tipps zur Unfallvermeidung

Auch wenn in Deutschland keine Pflicht dazu besteht, einen Helm beim Radfahren zu tragen, ist es dennoch sinnvoll, um im Falle eines Sturzes besser geschützt zu sein. Außerdem sei es empfehlenswert, sich langsam an das Verhalten des neuen E-Bikes oder Pedelecs heranzutasten und vor einer längeren Tour ein paar Fahrübungen zu machen.

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