Pläne zur Umgestaltung
„Mehr Platz am Marienplatz“? Warum sich für Wasserburg jetzt „eine einmalige Chance“ auftut
Mehr Platz am Marienplatz, damit dieser seinem Namen auch gerecht wird: Das wünschen sich nicht nur die Wasserburger Stadtführer. Geht die Kommune die Thematik jetzt an? Wie der Stadtrat entschieden hat und warum es dabei auch um die Frage ging: „Trauen wir uns oder nicht?“
Wasserburg – Mehr Platz am Marienplatz: Dieser Wunsch scheint für die Wasserburger nun greifbar nahe. Die Idee dazu stammt von den Stadtführern, die bekanntlich zu den großen Kritikern der neuen Bushaltestellen am Marienplatz gehörten. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses hatte Gerd Riedmeier, Sprecher der Stadtführer, jedoch einen interessanten Vorschlag unterbreitet.
Umgestaltung des Marienplatzes in Wasserburg: So geht es weiter
Riedmeier regte an, die Gelegenheit zu nutzen, um beim barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen auch über eine Umgestaltung des Areals nachzudenken, da ein richtiger Platz fehle. Dies werde deutlich, wenn viele Gruppen gleichzeitig dort Aufstellung nähmen, was zu Platzmangel und Verkehrschaos führe. Er schlug vor, den Bereich zu beruhigen und eventuell drei Parkplätze vor den Arkaden in der Nähe des Cafés V zu entfernen, um die Platzfläche zu erweitern und die Durchfahrt auf Schrittgeschwindigkeit zu beschränken. Die Stadt investiere über 100.000 Euro in den barrierefreien Bau der Haltestellen, daher solle man gleich einen richtigen Platz aus dem Marienplatz machen, so der Vorschlag.
Die Thematik wurde nun in der jüngsten Sitzung des Stadtrats aufgegriffen. Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann erklärte dem Gremium, dass die Bürger seit vielen Jahren unzufrieden seien mit dem Marienplatz: „Er hat wenig Aufenthaltsqualität, es ist alles furchtbar eng, auch durch die Parkflächen für Motorräder, und es herrscht grundsätzlich viel Verkehr“, zählte sie auf. „Wir sollten die Chance nutzen und die Umgestaltung des Platzes in die Pläne mitaufnehmen, wenn wir sowieso ein Konzept zum Bau der Haltestellen brauchen“, so Herrmann.
Machbarkeitsstudie notwendig
Dafür müsse eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. In dieser Studie soll der Stadtrat zunächst die Zielvorgaben festsetzen. Das Konzept könnte kleingehalten werden – also bis zum Zebrastreifen beim Stechlkeller – oder größer geplant werden bis zur Schmidzeile, erklärte die Stadtbaumeisterin. Christian Stadler (Grüne) fragte nach, wie es um die Pläne der Bushaltestelle am Heisererplatz stehe. „Es klingt so, als würde in den nächsten Jahren nichts passieren“, sagte er. Herrmann konnte das Gemeinderatsmitglied beruhigen: Das Konzept dafür stehe.
„Wir haben in den kommenden Jahren viele große Aufgaben zu stemmen. Mir geht es gar nicht um das Finanzielle, sondern um die Belastung der Verwaltung im Rathaus. Der Arbeitsaufwand für eine solche Studie ist sehr groß. Ist das zurzeit überhaupt möglich?“ wollte Georg Machl, Fraktionsvorsitzender von CSU und Wasserburger Block, wissen. „Im Rathaus haben wir Hochzeiten, es gibt Cafés, Gewerbetreibende, die Freiflächen“, zählte er auf. „Glauben Sie, dass wir für all das eine Lösung finden? Da diskutieren wir uns ja tot“, so Machl.
„Einmalige Chance“
Die Stadtbaumeisterin meinte, dass sie es nicht wisse: „Aber ohne Machbarkeitsstudie werden wir es nie herausfinden. Jetzt haben wir die einmalige Chance, den Marienplatz in die Planung mit aufzunehmen. Das wird in den nächsten Jahrzehnten nicht noch einmal passieren“, verdeutlichte sie. „Es kann daneben gehen, aber es kann auch zu einer Lösung führen.“ Das betonte auch Kämmerer Konrad Doser: „Trauen wir uns – oder nicht? Das ist die Frage“, sagte er.
„Die Idee wurde uns von den Stadtführern herangetragen. Der Umbau des Marienplatzes brennt ihnen unter den Nägeln“, so SPD-Fraktionsvorsitzende Friederike Kayser-Büker. „Er muss nicht zwingend realisiert werden, wenn die Ressourcen und Finanzmittel dafür nicht vorhanden sind. Aber wir sollten es uns anschauen. Wir brauchen Fachleute, die uns den Weg weisen. So können wir einer Lösung näherkommen“, argumentierte sie. Zudem gebe es Fördermittel für die Machbarkeitsstudie.
Dem stimmten Norbert Buortesch (Bürgerforum) und Markus Bauer (CSU) zu. „Die Vision, die uns die Stadtführer unterbreitet haben, fand ich sehr beeindruckend. Die Idee ist gut, wir sollten es probieren“, so Buortesch. Bauer meinte, dass die Pläne für die Umgestaltung des Marienplatzes „eine gewisse Neutralität“ erfordern würden. „Wir haben noch genügend Gesprächsstoff und sollten den Experten keine Vorgaben machen, sondern ganz offen darauf zugehen“, sagte er. „Vorher werden wir uns sowieso nicht einig. Das geht bei den Motorradstellplätzen los und endet beim Kopfsteinpflaster“ erinnerte er.
Wird der Marienplatz so schön wie in alten Zeiten?
Auch Stadler zeigte sich überzeugt: „Es ist ein zentraler Ort in Wasserburg. Man muss sich nur die Kupferstiche des Marienplatzes aus früheren Zeiten ansehen. Auf ihnen ist zu sehen, wie schön der Platz einst war.“ Weiter wollte Stadler „einen Zeithorizont“ festhalten. Den Wunsch verstand Herrmann zwar, dennoch war sie gegen eine Frist. „Ich habe den Behindertenbeirat im Nacken wegen der Bushaltestelle, im Frühjahr kommen mit Sicherheit die Motorradfahrer auf mich zu“, erklärte sie. „Ich kann versprechen: Wir sind dran“, betonte die Stadtbaumeisterin. Sie garantierte, dass die Thematik spätestens bis zur Sommerpause im Bauausschuss erneut behandelt werde.
Der Stadtrat begrüßte die Idee, den Marienplatz verstärkt auszubauen. Die Verwaltung wird beauftragt, die Zielvorgaben für die Machbarkeitsstudie zu entwickeln und Fördermöglichkeiten abzuklären. Der Beschluss fiel einstimmig.