Mammutvorhaben
Meggle-Klage: Wie berechtigt sind die Sorgen rund um die Bahn-Baustelle in Reitmehring?
Bevor eine Staufalle aufgelöst werden kann, entsteht in der Regel eine neue als Folge der Baustelle. So auch bei der Auflösung des Bahnübergangs Reitmehring. Gegen die Planung klagt auch deshalb die Firma Meggle. Sind die Sorgen berechtigt? Das sagt das Staatliche Bauamt.
Wasserburg – Bürgermeister Michael Kölbl hat einen Wunsch, dessen Erfüllung ins Wanken gerät: Noch in seiner Amtszeit, die 2026 endet, möchte er den Spatenstich für die Auflösung des Bahnübergangs auf der B 304 in Reitmehring erleben. Bis zum fertigen Planfeststellungsbeschluss hatte es schon 20 Jahre gedauert, im Sommer 2022 war es endlich soweit. Doch es dauert noch, bis das beschlossene Konzept wirklich umgesetzt wird. Denn jetzt haben erst einmal die Juristen das Sagen.
Vier Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss liegen beim Verwaltungsgerichtshofs in München vor. Unter den Klägern ist auch die Firma Meggle. Eines ihrer Hauptargumente: der Umleitungsverkehr, der „für einen großen Teil der Bauphase“ über die Megglestraße erfolgen werde, würde die Gesamtsituation auf der ohnehin stark belasteten Straße noch verschärfen. Dadurch würde auch die Funktionalität des Geschäftsbetriebs infrage gestellt. Die ordnungsgemäße Zulieferung der nicht haltbaren Rohstoffe, die Meggle verarbeite, und der Weitertransport der frischen Produkte könne während der mehrjährigen Bauphase nicht mehr sichergestellt werden, befürchtet die Unternehmensleitung.
Mammutvorhaben dauert wohl drei Jahre
Die Auflösung des Bahnübergangs ist ein Mammutvorhaben, im Stadtrat ist von einem „Jahrhundertprojekt“ die Rede. Denn der beschrankte Übergang wird entfernt, die B 304 mit einer Brücke über die Gleise und Richtung Wasserburg zum Teil unterirdisch in einer Trog- und Tunnelanlage weitergeführt. Die Ortsstraßen werden mit Rampen angebunden. Eine hoch komplexe Planung, die immer wieder nach Anhörungen und Bürgerversammlungen in punkto Lärmschutz und Flächenverbrauch nachgebessert worden war, bis es vor fast genau einem Jahr der Knoten durchgeschlagen wurde.
Das Staatliche Bauamt Rosenheim, zuständig für die Durchführung für den Bund als Bauherren, bestätigt auf Anfrage der Wasserburger Zeitung, dass laut den Planfeststellungsunterlagen für den Umbau der B 304 in Reitmehring „eine Gesamtbauzeit von rund drei Jahren angestrebt“ werde. In den Planfeststellungsunterlagen seien auch die beiden groben Bauabschnitte genannt. „Dabei ist auch vorgesehen, den Verkehr über die in der Baulast der Stadt Wasserburg befindliche Megglestraße umzuleiten“, bestätigt die Pressesprecherin des Staatlichen Bauamtes, Ursula Lampe. Eine detaillierte Planung des Bauablaufs werde üblicherweise jedoch erst im Zuge der Ausführungsplanung erstellt, betont sie. Das bestätigt auch Wasserburgs Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann.
Gesamtkosten von 44 Millionen Euro genehmigt
Zu den zeitlichen Auswirkungen der Klagen auf den Start der Baumaßnahme kann das Staatliche Bauamt nach eigenen Angaben „keine seriöse Prognose abgeben“. Denn noch seien der Behörde keine Gerichtstermine bekannt geworden. Der Verwaltungsgerichtshof bestätigt, dass es noch keine Terminierung gebe. Möglich, dass erst 2024 verhandelt wird. Es könnte also eng werden mit dem ersten Spatenstich in der Amtszeit des Bürgermeisters.
Die vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr genehmigten Gesamtkosten der Maßnahme belaufen sich auf 44,03 Millionen Euro, teilt Lampe auf Anfrage mit.