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„Umweltsünde muss aufgeklärt werden“

Landtags-Grüne fordern Aufklärung des Ameranger Umweltskandals – warum das nicht so einfach ist

Haben sich vor Ort ein Bild gemacht: Valentin Weigel, Claudia Köhler MdL, Pächter Aki Becker und Michael Peters.
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Haben sich vor Ort ein Bild gemacht: Valentin Weigel (Landtagskandidat der Grünen), Claudia Köhler (MdL), Pächter Aki Becker und Anlieger Michael Peters.

„Kann doch nicht sein, dass es jahrzehntelang niemanden interessiert!“: Die Landtags-Grünen setzen sich für die Aufklärung des Ameranger Umweltskandals ein. Was die Beteiligten dazu sagen.

Amerang – Lange Zeit war es ruhig geblieben um den Umweltskandal im Ameranger See. Die Gerichtsverhandlung von Grundstücksbesitzer Ortholf von Crailsheim gegen die Firma Profol läuft. Neues gab es in der Zwischenzeit aber nicht. Doch nun mischen sich die Landtags-Grünen in die Sachlage ein. „Kann doch nicht sein, dass es jahrzehntelang niemanden interessiert!“, schreiben sie in einer Pressemitteilung und „wollen das Umweltministerium und die Behörden endlich zum Handeln bringen, um die Eintragung von Plastik-Granulat in den Zillhamer und Ameranger See zu stoppen.“

Wie aus einem öffentlichen Schreiben an Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber, hervorgeht, besuchte die zuständige Betreuungsabgeordnete des Landkreises Rosenheim, Claudia Köhler (Grüne), mit dem Landtagskandidaten Valentin Weigel (ebenfalls Grüne) das Moorgebiet in Amerang. Zusammen mit dem Fischereipächter Aki Becker hätten sich die beiden Politiker von der enormen Menge der Kunststoffteile entlang des Bachs am Ameranger See überzeugt.

Die Grünen bezeichnen die Korrespondenz mit dem Wasserwirtschaftsamt als „ernüchternd“. Als Verursacherin werde eine nicht mehr ansässige Firma vermutet (Anmerkung der Redaktion: hier ist wohl die Firma Dürrbeck gemeint), der weitere Eintrag sei abgestellt. Die Grünen sehen dies jedoch anders, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht.

Grüne kritisieren Behörden

„Manche Teilchen haben so eine frische, kräftige Farbe, die liegen bestimmt noch nicht jahrelang im Wasser“, wird Valentin Weigel zitiert. „Wichtig wäre als allererstes, sicherzustellen, dass kein weiteres Granulat mehr ins Gewässer geschwemmt wird. Gerade bei Starkregen und Hochwasser gelangt das ja sonst überall hin bis ins Wurzelreich und wird von Fischen gefressen.“ Die Grünen kritisieren dabei die Behörden. „Es wundert mich, dass hier privat geklagt werden muss. So eine Umweltsünde, absichtlich oder nicht, muss doch von der öffentlichen Hand aufgeklärt und abgestellt werden“, wird Claudia Köhler zitiert. Auch die Ergebnisse einer weiteren Beprobung durch das Ameranger Bauamt würden noch auf sich warten lassen.

Laut dem Fischereipächter gab es im Oktober 2022 einen „Runden Tisch“ mit der Gemeinde Amerang, bei dem auch eine weitere Beprobung durch das eigene Bauamt vereinbart wurde. Das Ergebnis stünde allerdings noch immer aus. „Es kann doch keine Lösung des Problems sein, aus Angst vor der Verantwortung keine Proben auswerten zu lassen“, so Köhler in der Mitteilung. „Ich werde mich als Abgeordnete an die Kommune, an die Behördenleitung des Wasserwirtschaftsamts und an das Umweltministerium wenden, damit endlich Klarheit geschaffen wird.“

Die von den Grünen angeschriebenen Behörden sehen die Situation jedoch anders. Auf Anfrage erklärt Amerangs Bürgermeister, Konrad Linner: „Es ist ein Umweltschaden, das ist Tatsache und es ist auch schrecklich, dass dies passiert ist.“ Jedoch könne die Kommune derzeit kaum etwas tun. Die Gemeinde Amerang hätte die Proben durchgeführt und zur Untersuchung weitergegeben. Laut Linner habe es aber keine weiteren Erkenntnisse gegeben. „Auch für das Wasserwirtschaftsamt ist nach meiner Kenntnis die Sachlage abgeschlossen“, so der Rathauschef. Es werde davon ausgegangen, dass die Firma Dürrbeck der Verursacher sei, da die bisher gefundenen Polyethylen-Teilchen mit deren Produktion in Verbindung gebracht worden wären, so Linner.

„Der Stoff ist nicht giftig“

Das bestätigt auch Dr. Hadumar Roch vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim. Bei den Kügelchen handle es sich um einen „nicht wassergefährdenden und nicht wasserlöslichen Stoff“. Seitens der Behörde könne also wenig getan werden. Weitere Schritte müsste wenn dann das Landesamt für Umwelt einleiten. Die Quelle für die Kunststoffeinträge – ein verunreinigter Kanal – sei bereinigt und somit beseitigt worden. Über einen Schwimmbalken im Dorfbach werde die Belastung regelmäßig durch die Gemeinde Halfing überwacht. Hier seien keine weiteren Eintragungen festgestellt worden. Auch über die Beprobung durch die Gemeinde Amerang habe man sich ausgetauscht. Hier habe es ebenfalls keine neuen Erkenntnisse gegeben, so Roch.

Auch Amerangs Bürgermeister Linner sieht derzeit keine Handlungsmöglichkeiten. „Eine Entfernung der Kunststoffkügelchen ist aufgrund der Menge kaum möglich, das wurde bei einem Ortstermin besprochen.“ Die einzige Möglichkeit wäre es, den See auszubaggern, was aber vonseiten der Behörden abgelehnt wurde. Natürlich sei es „nicht schön“, dass sich im See Kunststoff befinde, allerdings müsse festgehalten werden: „Der Stoff ist nicht giftig“, so Linner. Zudem gehe Linner nicht von einem weiteren Eintrag der Kunststoffkügelchen aus. Auch Halfings Bürgermeisterin Regina Braun hatte bereits in einem früheren Interview versichert, dass das Gewerbegebiet mit seinen Kunststoff verarbeitenden Betrieben, seit vielen Jahren komplett vom übrigen Kanalnetz getrennt sei.

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