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Umweltskandal in Amerang

Umweltskandal in Amerang: Warum die Behörden machtlos sind - das fordert Bund Naturschutz

Schwimmbalken, errichtet von Fichereipächter Aki Becker, sollen am Ameranger See die Kunststoffkügelchen aufhalten.
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Schwimmbalken, errichtet von Fichereipächter Aki Becker, sollen am Ameranger See die Kunststoffkügelchen aufhalten.

Warum ist es so schwer, den Verursacher des Umweltskandals im Ameranger Freimoos zu finden? Eine Stellungnahme des Landratsamts zeigt, wie machtlos die Behörden sind. Trotzdem gäbe es einen Weg zur Aufklärung, so Rainer Auer vom Bund Naturschutz.

Amerang - Vor dem Landgericht Traunstein ging es am Donnerstag, 4. Mai, um die Frage, wer für die Verschmutzung der Ufers und der Auen rund um den Zillhamer und Ameranger See verantwortlich ist. Vor 20 Jahren war hier zum ersten Mal angeschwemmtes Kunststoff-Granulat aufgefallen. Seitdem kämpfen Grundeigentümer Ortholf von Crailsheim und Fischereipächter Aki Becker für Aufklärung. Wo kommt die Verschmutzung her? Wie kann sie gestoppt werden, denn bis heute komme es zu Einträgen, ärgert sich auch die Initiative Freimoos, in der sich betroffene Anlieger und auf Aufklärung drängende Naturschützer zusammengeschlossen haben. Sie werfen den zuständigen Fachstellen Versagen vor, denn nach wie vor müsse nur der Spaten angesetzt werden, um die kleinen bunten Futzelchen und Kügelchen zu finden.

Das sagt das Landratsamt

Auf Anfrage der Wasserburger Zeitung stellt das Landratsamt Rosenheim dar, was der zuständige Sachbearbeiter, der vor dem Landgericht Traunstein gehört worden sei, zur Ursachenforschung rund um den Umweltskandal ausgeführt habe. In den Akten finden sich laut Landratsamt seit Oktober 2007 Einträge zum Fall. In den folgenden Jahren seien eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen worden, um den Verursacher ausfindig zu machen, berichtet die Pressestelle der Behörde.

Kunststoff-Kügelchen, gefunden im Maulwurfshügel. 

Sie zählt auf: Im Oktober 2007 habe eine Begehung des Betriebsgeländes der Firma Profol durch die fachkundige Stelle für Wasserwirtschaft im Landratsamt Rosenheim stattgefunden. Im August 2010 wurde das Niederschlagswasserkanalnetz des Unternehmens laut Behörde mit einer Kamera befahren. Im September 2012 sei eine zweite Begehung des Betriebsgeländes der Firma Profol durch Fachleute der Wasserwirtschaft im Landratsamt Rosenheim erfolgt. Im Frühjahr 2016 habe das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim eine Ortseinsicht an der Zillhamer Ache sowie bei den Firmen Profol, Lampersberger, Huber und Dürbeck durchgeführt. Dabei seien auch Materialproben entnommen worden. Am Ameranger und Zillhamer See habe es im Januar 2018 eine Besichtigung vor Ort gegeben. Im März 2018 sei das Regenwasserkanalnetz der Gemeinde Halfing gespült worden. Im gleichen Jahr wurden im Regenwasserkanalnetz von Halfing verschiedene Siebeinbauten realisiert, so die Behörde weiter. Dem folgte im Mai 2019 eine Versuchsspülung des Kanalnetzes der Firma Dürbeck.

„Kein mutmaßlicher Verursacher konnte ausgeschlossen werden“

Doch das Fazit der Behörde zu den durchgeführten Maßnahmen fällt ernüchternd aus: „Trotzdem gelang es nicht, den Eintragsweg des Granulats nachzuweisen. Kein mutmaßlicher Verursacher konnte ausgeschlossen werden“, bedauert das Landratsamt Rosenheim. Die Granulate bestehen nach Angaben der Behörde aus Polystyrol, Polyoximethylen und Polypropylen, Kunststoffe, die vor allem für Verpackungen genutzt werden. „Wie alt die Granulate sind, ist nicht bekannt. Die Verfärbungen lassen auf unterschiedliche Alterungsstadien schließen“, so die Pressestelle weiter. Es sei nicht auszuschließen, dass die Granulate schon vor einem längeren Zeitraum, also vor mehreren Jahrzehnten, in die Umwelt gelangt seien. „Inzwischen finden sich die Granulate bereits in überdeckten Bodenschichten.“

Werden immer wieder angeschwemmt: Bunte Kunststoff-Kugeln.

Das sagt der BUND Naturschutz

„Die Ergebnisse unserer Recherchen auf der Basis umfangreicher Anfragen bei den zuständigen Behörden sind eher überschaubar“, bedauert auch Rainer Auer, Kreisvorsitzender des BUND Naturschutz. Der Verband stoße im Bemühen, die Sachlage zu durchschauen, immer wieder an Grenzen. Einen so komplizierten und umfangreichen Fall habe es im Landkreis Rosenheim wohl noch nie gegeben, räumt Auer ein. Derzeit sei die Auskunftsbereitschaft außerdem eher schwach, weil vor Gericht mehrere laufende Verfahren anhängig seien. Auer betont: „Es ist schlimm, dass es passiert ist. Das bedauern wir in hohem Maße. Doch jetzt gilt es vor allem eins zu tun: Vorkehrungen zu unternehmen, dass es nicht zu weiteren Einträgen kommt.“

Detektivarbeit notwendig

Für ihn steht eins fest: Eine Sanierung des Areals mit Abtragung der betroffenen Erdschichten sei ernsthaft nicht anzustreben. Eine solche Maßnahme würde einen unverhältnismäßig großen Schaden im sensiblen Landschaftsraum des Moores anrichten. Deshalb müsse es in erster Linie darum gehen, den Verursacher zu finden. Dass das möglich sei, dafür führt Auer ein Beispiel aus seiner Zeit als Stephanskirchener Bürgermeister heran: Damals habe es eine größere Verunreinigung in der Kläranlage Bockau gegeben, an die mehrere Gemeinden angeschlossen seien. Gemeinsam mit Rohrdorf habe Stephanskirchen in einer aufwendigen Detektivarbeit den Verursacher ausfindig gemacht. Es seien so lange Proben an den Zuläufen zum Kanalnetz nach dem Ausschlussprinzip genommen worden, bis es ein Ergebnis gegeben habe. Das müsse auch im Bereich Amerang/Halfing möglich sein. Voraussetzung in den Augen von Auer: Keiner dürfe sich mehr wegducken, gemeinsam müsse die Problematik konstruktiv angegangen werden – von allen beteiligten Stellen.

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