Projekt in der Gemeinde Goa
So verschafft der Landkreis Rosenheim 50 Kindern aus Liberia eine Bildungschance
Im Jahr 2019 hat sich der Landkreis Rosenheim der Initiative „1000 Schulen für eine Welt“ angeschlossen. Sie wurde von Stefan Rößle, Landrat des Landkreises Donau-Ries, ins Leben gerufen und wird mittlerweile von allen kommunalen Spitzenverbänden in Bayern unterstützt. Jetzt macht sich der Landkreis erstmals für ein konkretes Bauprojekt in der Dritten Welt stark.
Rosenheim - Die Gemeinde Goa liegt in der rund fünf Millionen Einwohner zählenden Republik Liberia an der Westküste Afrikas. Hier will der Landkreis den Bau einer kleinen Grundschule unterstützen, in der künftig etwa 50 Kinder unterrichtet werden können. Die Bauzeit beträgt nach Auskunft von Landrat Otto Lederer (CSU) etwa vier Monate.
Auch Bau eines Brunnens vorgesehen
Wenn die Finanzierung gesichert sei, könne der Schulbetrieb 2024 bereits zur Jahresmitte aufgenommen werden, erläuterte der Landrat in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses. Das Gebäude soll über drei Klassenzimmer, ein Büro und Sanitäranlagen verfügen, außerdem ist die Errichtung eines Brunnens mit Handpumpe vorgesehen.
Der Mittelbedarf ist überschaubar. 25.000 Euro müssen zusammenkommen, um das Projekt zu realisieren. Wenn es dem Landkreis gelingt, bis Jahresende 10.000 Euro hierfür aufzubringen, würde ein weiterer Projektpartner die restlichen 15.000 Euro für den Schulbau übernehmen.
Bisher 5700 Euro an Spenden
Im Kreisausschuss bestand auch ohne formale Abstimmung Einigkeit, die erforderliche Summe über Spenden aufzubringen. Insgesamt fehlt nur noch eine Summe von 4300 Euro, 5700 Euro wurden seit 2019 von privater Seite bereits gespendet. Die erste Organisation, die im Jahr 2019 nach Bekanntwerden der Landkreis-Initiative Geld gab, war die Kolpingfamilie Bad Aibling. Sie stellte einen vierstelligen Betrag aus dem Erlös einer Altmaterialsammlung zur Verfügung.
Verwaltet wird das Spendengeld aus dem Landkreis von der „Reiner-Meutsch-Stiftung Fly & Help“. Als Landrat Stefan Rößle 2019 persönlich im Rosenheimer Kreistag um Unterstützung für die Initiative warb, wies er darauf hin, dass die Stiftung das Spendensiegel des „Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen“ (DZI) besitzt. Bereits damals hatte die Initiative 250 Schulbauprojekte in der Dritten Welt realisiert.
Staat muss die Lehrer bezahlen
Einige wesentliche Grundsätze, auf die die Initiative bei der Verwirklichung von Projekten Wert legt, nannte Landrat Stefan Rößle bei seinem Auftritt im Rosenheimer Kreistag.
- Das Grundstück, auf dem eine Schule errichtet wird, muss der Gemeinde oder der Kirche gehören.
- Der Staat muss sich zur Bezahlung des Lehrpersonals verpflichten.
- Die Gemeinde muss sich zum Betrieb der Schule verpflichten.
- Es muss vor Ort einen deutschsprachigen Ansprechpartner geben.
Als Otto Lederer vorsichtig anfragte, ob die Kreisräte nicht ihre Aufwandsentschädigung für die Dezember-Sitzung des Kreistags auf freiwilliger Basis für diesen Zweck zur Verfügung stellen möchten, rannte er bei der CSU- und der SPD-Fraktion sofort offene Türen ein. „Hier wird mit wenig Geld viel erreicht. Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagte CSU-Fraktionssprecher Felix Schwaller.
In seiner Fraktion habe es „breite Zustimmung“ für die Spende gegeben. Schwaller betonte auch, Hilfe vor Ort sei ein wesentlicher Baustein, um Flüchtlingsströme zu begrenzen.
Bildung ist die Hebamme der Demokratie
Von SPD-Fraktionssprecherin Alexandra Burgmaier kam ebenfalls eine positive Resonanz. „Bildung ist die Hebamme der Demokratie. Auch die SPD-Fraktion hat sich einstimmig für die Spende des Sitzungsgeldes ausgesprochen.“
Der Landrat zeigte sich nicht nur erfreut über die Zusagen, sondern auch überzeugt, dass der Neubau eine große Erleichterung für die Kinder mit sich bringe. „Derzeit kann nur ein provisorischer Unterricht in einer Kirche angeboten werden. Um sie zu erreichen, müssen die Kinder etliche Kilometer über einen Trampelpfad zurücklegen.“