Jetzt spricht Gründer Ralf Müller
Künstlerhaus in Bad Aibling macht nach fünf Jahren dicht: Doch ist es wirklich das Ende?
Das Künstlerhaus in Bad Aibling macht dicht. Fünf Jahre lang war der graue Bürobunker in der Pentenriederstraße ein Ort, an dem sich Menschen kreativ ausleben konnten. Am 31. Juli ist damit allerdings Schluss – oder doch nicht? Gründer Ralf Müller klärt jetzt auf.
Bad Aibling – Es ist ein Ort, an dem Künstler zusammenkommen. Wo sie sich kreativ ausleben und sich untereinander austauschen können. Das Künstlerhaus in Bad Aibling ist ein Ort, an dem jeder willkommen ist. Doch bald ist damit Schluss. Denn das Künstlerhaus in dem grauen Bürobunker an der Pentenriederstraße schließt am 31. Juli seine Türen. Allerdings nur in Bad Aibling. Denn wie Gründer Ralf Müller verrät, zieht das Künstlerhaus um – und zwar nach Bruckmühl.
Seit fünf Jahren gibt es nun das Kreativ-Gebäude in der Kurstadt. Die Idee dazu entstand damals eher aus der Not heraus. Müller ist selbst Künstler. Er ist Musiker und zudem schon immer in Bad Aibling kulturell und sozial aktiv gewesen. „Wir hatten einen Proberaum, den wir an andere Bands untervermietet haben, weil wir selbst diesen nicht sieben Tage die Woche gebraucht haben“, erklärt Müller. Mitten in einer Stadt oder Gemeinde sei es schwierig, eine geeignete Fläche für Musiker zu finden, wo sie ungestört proben können. „Daraus ist dann die Idee entstanden, eine Art Wohngemeinschaft zu errichten“, sagt der Musiker.
2020 setzte Müller seine Idee um
Er wollte eine ganze Etage, mit mehreren kleineren Räumen, mieten und diese dann als Hauptmieter an die verschiedensten Künstler untervermieten. Müller machte sich auf die Suche und fand im September 2020 in dem Telekom-Bürogebäude in der Pentenriederstraße den passenden Ort für sein Vorhaben. Im Laufe der Zeit entstand dort eine Art „Künstler-Kreativ-Arbeitswohngemeinschaft“. Schnell habe Müller erkannt, dass die Nachfrage nach einem kleinen Zimmer, in dem sich jeder kreativ ausleben kann, groß sei.
Und zum Glück habe sich die Möglichkeit ergeben, im Haus immer mehr Fläche dazu zu mieten. Waren es am Anfang rund 500 Quadratmeter, sind es nun fast 2000 Quadratmeter, die Müller an Künstler weitervermieten kann. Und nicht nur das. Mit der Zeit „professionalisierte“ er sein Projekt. Der Aiblinger eröffnete an weiteren Standorten ein Künstlerhaus. Künstler können auch in Trostberg, Berlin und München seine Räume mieten. Auch in Hamburg und Düsseldorf stehen Eröffnungen an. Und jetzt auch in Bruckmühl. Doch wie kam es zu dieser Entscheidung?
Umzug in die Wolldeckenfabrik
Ralf Müller ist durch und durch Aiblinger. Sein außergewöhnliches Projekt hier umzusetzen, sei daher etwas Besonderes gewesen. „Es ist irgendwie mein Baby“, sagt er. Doch nun sei es an der Zeit, hier nicht mehr weiterzumachen. Wie bei jedem Gewerbemietvertrag laufe dieser nur auf bestimmte Zeit. Danach habe man die Möglichkeit, diesen zu verlängern oder nicht. „Alle Parteien haben sich dazu entschieden, dass es besser wäre, ihn nicht zu verlängern“, erklärt Müller. „Eher aus inhaltlichen Gründen, da wir einen Tapetenwechsel für sinnvoll erachtet haben.“ Dass es ausgerechnet in die Wolldeckenfabrik in Bruckmühl gehen wird, sei so nicht geplant gewesen. Dies habe sich eher zufällig ergeben.
Über eine Bekannte kam er an die Immobilienagentur Werndl Eisner und Partner, die für die Vermietung der Wolldeckenfabrik zuständig ist. „Es hat für uns einfach gepasst und wir haben dort mehr Sicherheit in Form von einem Zehn-Jahreslauf-Vertrag“, sagt Müller. Außerdem fühle er sich jetzt schon von dem Markt Bruckmühl gut angenommen. „Man merkt richtig, dass sie das toll finden, dass unser inhaltlicher Schwerpunkt ist, sozial wirksam und inklusiv zu arbeiten. Und dafür passt dieser Standort einfach viel besser zu uns“, betont der Musiker.
Am 31. Juli schließt das Künstlerhaus in Bad Aibling. Ein Tag später beginnt der Mietvertrag in Bruckmühl. „Wir haben mit Werndl Eisner und Partner jetzt noch einen tollen Deal hinbekommen, dass wir die Räume schon ab dem 17. Mai benutzen dürfen“, sagt Müller. In wenigen Tagen können also fast 30 Räume an Künstler vermietet werden. Mit dem Umzug gibt es gleich noch eine weitere Neuerung. Denn das Künstlerhaus wird in „Atelier 303“ umbenannt.
Große Veränderungen am neuen Standort
Ralf Müller freut sich auf diesen neuen Weg. „Ich bin natürlich ein bisschen traurig, dass ich den Standort Aibling aufgebe, da ich hier lebe. Aber der Schritt nach Bruckmühl fühl sich richtig für uns an“, sagt er. „Ich würde sagen, dass unser neues Gebäude einfach regionaler wirkt und die Menschen anzieht.“ Außerdem habe er an seinem neuen Standort noch einiges vor. Vor allem möchte er die „Komponente Gemeinschaft und Sozialwirksamkeit“ in der Gemeinde deutlich mehr ausbauen. Gelingen soll das durch Gemeinschaftsräume, wo ab und zu Kulturveranstaltungen stattfinden sollen.
Denn Untermieter sind bei Ralf Müller nicht nur Maler oder Musiker. Auch Designer, Fotografen, Tätowierer, Schmuckdesigner oder Illustratoren sind zum Beispiel in seinem Haus immer wieder da. Bis jetzt seien alle in ihren Räumen für sich und arbeiten dort vor sich hin. Das will Müller verändern. „Die verschiedensten Fachschaften haben so viel Potenzial und durch kreative Zusammenkunft soll die Gemeinschaft gestärkt werden“, sagt der Musiker.
Auf das, was er in den vergangenen Jahren geschafft hat, ist Müller stolz. Wobei erstaunt trifft es wohl viel besser. Denn dass er das alles mal schafft, überrascht ihn immer wieder. „Ich habe kein BWL oder sowas studiert, sondern habe es einfach ausprobiert“, sagt er. Dass es so gut läuft, könnte womöglich damit zu tun haben, dass der Bedarf an solchen kreativen Räumen überall gegeben ist. „Es gibt viele Künstler, die den großen Traum haben, ihre Leidenschaft zu verwirklichen“, sagt Müller.
Oft fehle es für die Verwirklichung aber an dem geeigneten Ort. Denn der Musiker habe es schon oft selbst erlebt, dass Künstler nicht immer so einfach an ein Zimmer kommen. Für diese Menschen schafft nun Ralf Müller einen Ort, wo sie ihren kreativen Hobbys nachgehen können. Und aufhören will er damit noch lange nicht. Schließlich gebe es noch genug Städte, die ein Künstlerhaus beziehungsweise ein „Atelier 303“ brauchen.



