„Anzeigen gibt es auch in anderen Einrichtungen“
Kritik an Rehaklinik Bruckmühl: Was wissen die Behörden – und wie geht es jetzt weiter?
Die Kritik einiger Angehöriger, wonach Patienten in der Bruckmühler Fachklinik unzureichend behandelt worden seien, reißt nicht ab. Doch wie gehen Polizei und Gesundheitsamt mit solchen Beschwerden um? Und ist Bruckmühl überhaupt ein Einzelfall?
Bruckmühl – Wie geht es weiter mit der Fachklinik für Geriatrische Rehabilitation in Bruckmühl? Derzeit gilt dort ein Aufnahmestopp, den das Gesundheitsamt Rosenheim nach einer unangekündigten Begehung am 4. August angeordnet hatte. Der Aufnahmestopp gilt zunächst bis zum 25. August. Auslöser waren festgestellte „Mängel im Bereich Infektionshygiene, Patientenversorgung und Dokumentation“, wie das Landratsamt auf OVB-Nachfrage mitteilte. Inzwischen hat es unter anderem eine weitere unangekündigte Begehung gegeben (wir berichteten), wobei sich die Mängel weitestgehend bestätigt hätten, so das Landratsamt.
Allerdings seien mittlerweile auch schon „ernsthafte Schritte“ seitens der Klinik eingeleitet worden, um die Mängel zu beseitigen, erklärte die Behörde. Gegenüber den OVB-Heimatzeitungen haben sich indes zahlreiche Angehörige mit ihren Beschwerden zu Wort gemeldet, worauf die Klinik deren Kritik zurückgewiesen und Erklärungen für die festgestellten Mängel abgegeben hat. Doch welche Rolle spielen die Behörden und inwiefern werden diese mit den Vorwürfen konfrontiert?
„Gesundheitsamt nimmt Beschwerden sehr ernst“
„Das Gesundheitsamt haben einige Beschwerden von Patientinnen und Patienten beziehungsweise deren Angehörigen erreicht“, erklärt ein Sprecher des Landratsamtes auf erneute OVB-Nachfrage. Diese decken sich weitestgehend mit denen, die der Redaktion vorliegenden. In erster Linie, so das Landratsamt, würden darin die Anzahl der Therapien während der stationären Rehabilitationsbehandlung, eine mangelhafte pflegerische Versorgung oder die Reaktionszeit der Pflegerinnen auf die Klingeln beklagt.
„Das Gesundheitsamt nimmt die Beschwerden sehr ernst und geht den Fällen, in denen Verstöße gegen infektionshygienische Regeln oder konzessionsrechtliche Vorgaben zu vermuten sind, gewissenhaft nach“, betont der Sprecher. Auch deshalb hatte es vergangene Woche eine erneute Begehung in Folge einer Patientenbeschwerde gegeben. In puncto Aufnahmestopp, der noch bis zum 25. August angeordnet wurde, stellt er zudem klar: „Sofern sich bei der Kontrolle durch das Gesundheitsamt und Gewerberecht des Landratsamts Rosenheim zeigt, dass die Mängel nicht ausreichend abgestellt wurden, wird er verlängert.“
Polizei: „Keine Häufung“ der Anzeigen
Fakt ist aber auch: Am Status, wonach die Bruckmühler Rehaklinik derzeit nicht im Fokus polizeilicher Ermittlungen steht, hat sich nichts geändert. Das bestätigte erneut ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. „In Bruckmühl gab es einige wenige Anzeigen von Angehörigen, die derzeit von der Kriminalpolizei untersucht und überprüft werden.“
Zum Inhalt der vereinzelten Anzeigen könne die Polizei noch keine Auskunft geben, da zunächst die Hintergründe ermittelt und die Suche nach „etwas Handfestem“ erfolgen müssten. In Sachen Anzeigen sei jedoch klarzustellen: „Es sind nicht viele, es gibt keine Häufung.“ Darüber hinaus gebe es entsprechende Anzeigen auch in Zusammenhang mit anderen Einrichtungen wie Kliniken oder Seniorenheimen immer wieder, Bruckmühl stelle hier kein Einzelfall dar. „Es kommt immer wieder vor, dass sich besorgte Angehörige an die Polizei wenden, wenn sie meinen, dass in einer Einrichtung Versäumnisse stattfinden“, erklärt der Polizei-Sprecher. Er ergänzt: „Das ist grundsätzlich auch richtig so, so kann der Fall dann überprüft werden.“
Beschwerden der Angehörigen – Erklärungen der Klinik
Wie berichtet, liegen auch der Redaktion verschiedene Erfahrungsberichte vor, in denen Angehörige vermeintliche Mängel beklagen. Hauptvorwürfe einiger Angehöriger bezogen sich dabei auf unzureichend erbrachte Leistungen aufgrund von Personalmangel, falsche Dokumentation, zu langes Warten der Patienten auf Pflegepersonal oder mangelnde Hilfe bei der Körperpflege. Die Klinik selbst äußerte sich ausführlich zu den Anschuldigungen und erklärte gegenüber dem OVB, dass man grundsätzlich ein „ausgeprägtes Beschwerdemanagement“ pflege und verpflichtet sei, jede eingehende Beschwerde von Angehörigen oder Patienten schriftlich zu beantworten.
Die genannten Vorwürfe wies Geschäftsführer Professor Dr. Nikolaus Netzer jedoch zurück. So werde beispielsweise die Wartezeit der Patienten bis zum Eintreffen des Pflegepersonals aufgezeichnet und betrage nicht mehr als sieben Minuten, was Standard sei. Ebenso sei etwa die Angehörigen-Beschwerde über mangelnde Hilfe bei der Körperpflege teilweise damit zu erklären, dass Patienten diese mit unter aus verschiedenen Gründen selbst verweigern.
Die festgestellten Mängel bezögen sich in puncto Hygiene auf die Lagerung von Medizinprodukten – verursacht durch den Wegfall von Räumlichkeiten in Folge des schweren Wasserschadens im Neubau Ende April und auf eine nicht zufriedenstellende Dokumentation in den Patientenakten und Pflegeberichten. Etwa eine Einzelbeschwerde zu mangelnder Pflege, vor allem zu einer geringen Duschfrequenz, habe sich nicht bestätigt. Der von einzelnen Angehörigen beklagte vermeintliche Pflegepersonalmangel sei laut Netzer zu keinem Zeitpunkt, auch nicht bei früheren Abnahmen und Begehungen, attestiert worden.