Rufbusse für sechs Kommunen
Kommt die „Rosi“ in den Altlandkreis Wasserburg? „Rosenheimer Nachtexpress“ hat große Pläne
Der Verein „Rosenheimer Nachtexpress“ will den Rufbus „Rosi“ in den Altlandkreis Wasserburg bringen. Ist das eine „super Sache“ oder doch zu teuer? Der Ramerberger Gemeinderat ist sich uneins.
Ramerberg – Kommt die „Rosi“ jetzt auch in den Altlandkreis Wasserburg? Der Verein „Rosenheimer Nachtexpress“ verfolgt genau dieses Ziel. Im Ramerberger Gemeinderat stellte Vorsitzender Matthias Eggerl nun die Pläne vor. Das Gremium zeigte sich grundsätzlich aufgeschlossen, doch es gab auch skeptische Anmerkungen.
Konkret ging es um die Einführung eines app-gesteuerten On-Demand-Rufbus-Systems, ähnlich wie das System „Rosi“ im Chiemgau, erläuterte Eggerl. Im Gegensatz zum Linienbus gibt es bei einem solchen System keinen festen Fahrplan, stattdessen kann jeder Fahrgast seine Route individuell buchen. Auf dem Weg werden dann mögliche weitere Fahrgäste eingesammelt. „Man muss Festhalten, es soll eine Ergänzung zum klassischen ÖPNV sein. Das Ziel ist, dass die Leute auf langen Strecken weiterhin Bus und Bahn nutzen“, erklärte Eggerl.
Seit circa einem Jahr sei „Rosi“ im Chiemgau im Einsatz und übertreffe dort alle Erwartungen, so Eggerl. 60.000 Fahren seien getätigt worden. Wegen des Erfolgs sei der Verein „Rosenheimer Nachtexpress“ nun auf die Idee gekommen die „Rosi“ auch in den Altlandkreis Wasserburg zu bringen. Der Plan sei zunächst die Gemeinden Soyen, Edling, Pfaffing, Albaching, Rott und Ramerberg anzubinden. „Wir möchten auch auf die Wasserburger Verwaltung zugehen, wobei hier natürlich schon ein eigenes System mit dem Stadtbus vor Ort ist“, erklärte der Vorsitzende. Ob eine Einführung klappe, sei deshalb fraglich.
Großes Problem: Die Kosten
Das größere Problem aber: Die Kosten. Eggerl machte um die hohen Investitionen keinen Hehl. „Das wird der Knackpunkt sein, ob wir es hinkriegen oder nicht“, erklärte er. Denn um die insgesamt etwa 19.160 Einwohner der sechs Gemeinden bedienen zu können, sollen zwei Fahrzeuge angeschafft werden. Der Verein kalkuliert mit insgesamt 336.000 Euro Gesamtkosten, umgerechnet auf die Anzahl der Bürger somit 17,50 Euro – ohne Einbezug der Fördergelder, die im ersten Jahr bei 65 Prozent liegen und dann graduell sinken, bis sie schließlich ab dem fünften Jahr bei 35 Prozent bleiben.
„Für Ramerberg wären das dann 25.000 Euro pro Jahr. Wenn wir die Erlöse und die Förderung abziehen, käme Ramerberg auf 13.000 im ersten Jahr, ab dem fünften Jahr wären es dann 17.500 Euro“, erläuterte Eggerl. „Das ist für euch eine stattliche Summe, ich weiß.“ Doch er zeigte sich überzeugt: „Für die Bürger wäre es aber eine Riesen-Erleichterung.“
Ist der Bedarf da?
So überzeugt zeigten sich aber nicht alle im Gemeinderat. Konrad Fuchs (NRL/FWG) zweifelte, ob eine Einführung tatsächlich nötig ist. Denn trotz der kleinen Größe sei Ramerberg sei gut angebunden mit Bus und Bahn und ein System mit Fahrplan biete auch Vorteile. „Das ist verlässlich“, so Fuchs. „Ich finde, bevor wir hier investieren, sollten wir eine Umfrage unter den Bürgern Starten, ob überhaupt Bedarf da ist.
Sophia Schuster (UWR) sah dies jedoch etwas anders. „Ja, wir sind gut angebunden. Aber wir sind sehr unflexibel angebunden. Von Wasserburg gibt es zum Beispiel nur zwei Zeiten zu denen Schüler heimfahren können. Und nach Rott, Edling oder Pfaffing kommt man gar nicht. Ich finde die Idee deshalb grundsätzlich gut, vor allem für ältere Leute.“ Auch Dritter Bürgermeister Jürgen Zott (UWR) hielt die Idee für eine „super Sache“. Für jüngere Leute sei ein solches System „kostengünstig und damit sehr attraktiv.“
Max Jaroljmek (NRL/FWG) stimmte dieser Meinung zwar grundsätzlich zu. „Ich bin ein großer Fan der Verkehrswende“, meinte er. Doch die Kosten würden ihm Sorgen machen. „Ich bin mir nicht sicher, ob der Bedarf hoch genug ist, um die Investition zu rechtfertigen.“ Eggerl betonte, dass die Gemeinden bis zur konkreten Einführung des Systems jederzeit abspringen könnten, sollten die Kosten zu hoch sein. „Es geht jetzt erst einmal grundsätzlich darum, ob Interesse besteht. Bis wir so weit sind, dass die „Rosi“ fährt, wird es einige Zeit dauern.“ Er rechne mit dem Jahr 2027 „und bis dahin könnt ihr jederzeit abspringen.“
Konflikt mit der Bahn?
Auch Rupert Riedl (UWR) hatte Bedenken. „Ich sehe hier einen gewissen Konflikt. Unser Bahnhof wurde jetzt schon zur Bedarfshaltestelle herabgestuft. Ich befürchte, dass die Bahn uns den Haltepunkt komplett sperrt, wenn wir ihnen noch mehr Kundschaft wegziehen.“ Die Möglichkeit bestünde, „Rosi“ für bestimmte Zeiten zu sperren, damit der Bus und der Zug nicht parallel auf derselben Strecke im Einsatz seien, so Eggerl. Denn das Ziel sei keinesfalls, in Konkurrenz mit dem bestehenden Nahverkehrssystem zu treten.
Fabian Tretter (UWR) erkundigte sich erneut, wie Wasserburg zu dem Thema stehen würde. Denn seiner Meinung nach sei die Anbindung in die Stadt sehr wichtig, vor allem zur Diskothek „Universum“. Eggerl stimmte zu, auch andere Gemeinden hätten die Wichtigkeit der Anbindung zu Wasserburg bereits betont. Mit der Stadt selbst habe er noch keine konkreten Gespräche geführt. „Mein Eindruck ist aber, dass sie grundsätzlich nicht abgeneigt sind, der Tenor ist aber eher: Wenn etwas eingeführt wird, dann sollte es landkreisweit sein.“ Allerdings gäbe es die Möglichkeit der „Minimal-Lösung“, so Eggerl. „Wir können bestimmte Haltepunkte einbauen, wie am Bahnhof Reitmehring und an der Diskothek.“
Tretter fasste die Stimmung im Rat wie folgt zusammen: „Der Bedarf ist mit Sicherheit da. Jetzt im Vorfeld nein zu sagen, wird der Sache nicht gerecht. Aber wir müssen nochmal schauen, wie die Kosten in ein paar Jahren sind.“
Einstimmig beschloss das Gremium daraufhin die Einführung eines „Rosi“-Systems grundsätzlich zu unterstützen.