60.000 Fahrgäste im Chiemgau
Ein Jahr „Rosi“: Warum der Rufbus-Service so gut ankommt und was besser laufen könnte
Seit gut einem Jahr gibt es den Rufbus-Service „Rosi“ im Chiemgau. An sieben Tagen pro Woche bringen die Busse ihre Fahrgäste auf Abruf ans Wunschziel. Wie das Angebot bislang angenommen wurde und welche Vor- und Nachteile es gibt.
Rosenheim/Frasdorf/Aschau im Chiemgau – Der Rufbus-Service „Rosi“ ist ein Jahr alt geworden. Seit 1. Mai 2022 fahren die Busse im Chiemgau über 600 Haltestellen an und bringen ihre Gäste zuverlässig von A nach B. Jeder kann Start, Ziel und Zeitpunkt selbst festlegen und auf Abruf mobil sein.
„Rosi“ wird gut nachgefragt, sagt Michael Fischer, Pressesprecher vom Landratsamt Rosenheim. Die Erwartungen für das erste „Rosi-Jahr“ seien übertroffen worden: Im ersten Betriebsjahr wurden laut Fischer rund 60.000 Fahrgäste befördert.
Fünf Busse für elf Gemeinden und 312 Quadratkilometer
Das Ziel sei die Entwicklung eines vernetzten „Gesamtverkehrssystems“. Die Erreichbarkeit innerhalb der Gemeinden sowie eine Ergänzung des bestehenden Personennahverkehrs, ist Fischer zufolge die Idee hinter den „Rosi“-Bussen. Der Sprecher geht davon aus, dass der Service spätestens nach der sechsjährigen Pilotphase erweitert wird.
Aktuell seien die Busse sehr beliebt in den Gemeinden. In der einjährigen Testphase seien jedoch einige Probleme aufgetreten. Da es nur fünf Fahrzeuge in elf Gemeinden für eine Fläche von 312 Quadratkilometern gibt, entstehen Fischer zufolge zeitweise Engpässe und lange Wartezeiten.
„Rosi“ solle eine Ergänzung zum regulären Linienverkehr sein und angrenzende Räume erschließen. „Leider funktioniert das nicht immer, weil Rosi ab und an als vergünstigtes Taxi gebucht wird“, sagt der Pressesprecher.
Dennoch ist „Rosi“ laut Fischer eine Bereicherung für den öffentlichen Personennahverkehr. Die Testphase wird auch in Zukunft genutzt, „um Erfahrungen zu sammeln, Fehler zu identifizieren und zu beheben sowie das System weiter zu optimieren.“
Auch in den Gemeinden Frasdorf und Aschau im Chiemgau kommt der Service gut an. Der Frasdorfer Bürgermeister Daniel Mair zeigt sich begeistert von „Rosi”. Er habe den Bus schon öfter genutzt. Der Service werde in der Gemeinde sehr gut angenommen. In Frasdorf gibt es 89 Haltestellen, die alle zu Fuß erreichbar sind.
Einfache Handhabung und Erreichbarkeit mit der App
Besonders für Senioren sei „Rosi“ eine Bereicherung. Personen, die nicht mehr mit dem Auto fahren können, würden das Angebot häufig nutzen. Mair kenne eine Seniorin, die auf dem Berg wohnt und durch den Rosi-Service wieder mobil ist. „Das ist ein neues Lebensgefühl für sie”, sagt der Bürgermeister.
Auch Jugendliche profitieren laut Daniel Mair von dem Angebot. Nach dem Ausgehen am Abend sei „Rosi“ eine gute Option, um nach Hause zu kommen. Die digitale App biete eine einfache Handhabung. Dort könne verfolgt werden, wo sich der bestellte Rosi-Bus gerade befindet.
Wo die Digitalität für viele einen Vorteil darstellt, sei sie für ältere Personen aber oft ein Nachteil. „Senioren tun sich mit der App eher schwer“, sagt Mair. Es habe teilweise Probleme mit der Buchung gegeben. Wenn jemand den Bus für zwei Personen bestellt, dann aber doch zu dritt ist, dürfe die dritte Person nicht mitfahren. Mittlerweile sei das rechtliche Problem aber gelöst.
„Zubringer“ zum Öffentlichen Nahverkehr
Der Aschauer Bürgermeister Simon Frank hat ebenso gute Resonanz der Bürger zum „Rosi“-Bus erhalten. Der Service ermögliche den Bürgern eine Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr. Vor allem junge und alte Menschen nutzten den Bus häufig.
Nach einem Jahr „Rosi“ habe es rund 34.000 Fahranfragen in Aschau gegeben, 3.750 davon seien angenommen worden. Laut Frank sind 5.500 Personen mit dem Bus befördert worden, was im Schnitt 1,5 Personen pro Fahrt ausmacht. Der Bürgermeister sieht ein Verbesserungspotential. Mehr Personen pro Fahrt seien wünschenswert. Auch Leerfahrten sollen in Zukunft verringert werden.
Dennoch sei Rosi „grundsätzlich für alle empfehlenswert“, sagt Simon Frank. Er betont, dass in einen solchen Service zwar immer investiert werden muss, ein Rufbus aber ein Gewinn für jede Gemeinde ist. Auch der Frasdorfer Bürgermeister Daniel Mair würde „Rosi“ anderen Gemeinden weiterempfehlen. „Das ist gut investiertes Geld”, sagt er.