Gewässer teils vereist
„Jetzt ist die kritische Phase“ – Warum zugefrorene Seen derzeit besonders gefährlich sind
Die winterlichen Temperaturen sorgen derzeit auf einigen Gewässern für eine vermeintlich dicke Eisschicht – was etwa Schlittschuhläufer auf den Plan ruft. Dabei lauert auf zugefrorenen Seen oftmals große Gefahr. Warum Experten gerade jetzt zur Vorsicht mahnen.
Kolbermoor/Mangfalltal – Der starke Frost seit Anfang des Jahres sorgt auf einigen Gewässern in der Region für eine Eisschicht. Beim Fußmarsch durch Kolbermoor, etwa entlang der Mangfall, vorbei am Tonwerkweiher oder am Weiher im Spinnereipark, hält sich ein solcher Anblick zwar noch in Grenzen. Dennoch erweckt das ein oder andere Gewässer auch hier den Eindruck, als wäre es fest zugefroren. Und genau darin liegt die Gefahr. „Genau jetzt ist die kritische Phase“, sagt Marius Dunker, Vorsitzender der zuständigen Ortsgruppe der Wasserwacht in Bad Aibling.
Zwar hielten sich derzeit Einsätze, bei denen beispielsweise Menschen aus eingebrochenem Eis gerettet werden müssten, noch in Grenzen. „Allerdings kann man in dieser Zeit schon von einer erhöhten Gefahr sprechen“, so Dunker. Generell, sagt er, gebe man kein Gewässer frei. Wer doch eine zugefrorene Fläche betritt, sollte sich davor vergewissern, dass das Eis dick genug ist. „Die Gefahr entsteht dann, wenn das Eis tragend wirkt, es aber unter Umständen gar nicht so ist.“ Von einer Tragfähigkeit könne man erst ab zwölf Zentimetern sprechen.
Was tun, wenn das Eis einbricht?
Laut Dunker sei die Eisdicke gewöhnlich in der Mitte eines zugefrorenen Sees größer als am Rand, wo es im Umkehrschluss dann auch besonders gefährlich werden kann. Bei Flüssen verhalte es sich genau andersherum. Wer auf dem Eis unterwegs ist, beispielsweise zum Schlittschuhlaufen, und bemerkt, dass das Eis knackt, sollte laut Dunker vor allem nicht in Panik geraten. „Wichtig ist es dann, runter auf die Knie zu gehen und das Körpergewicht möglichst flächig auf dem Eis zu verteilen.“ In dieser flachen Position sollte man dann den Weg zurück zum Ufer nehmen, aus der Richtung, aus der man auch gekommen ist.
„Dunkle Stellen im Eis können darauf hinweisen, dass es dort nicht so dick ist.“
Und wenn das Eis tatsächlich bricht? „Dann ist es wichtig, sich möglichst in Richtung Rand zu bewegen.“ Wer eine solche Situation vom Ufer aus miterlebt, sollte zunächst den Notruf wählen und dann versuchen, diverse Hilfsmittel zu nutzen, um dem Verunglückten zu helfen. „Das könnte zum Beispiel eine Bierbank sein, die ich dann umgedreht zu dem eingebrochenen Menschen führen kann.“ Speziell in Kolbermoor sind Dunker bislang keine gehäuften Einsatzorte bekannt. Der Vorsitzende der Aiblinger Wasserwacht könne sich lediglich an einen Einsatz vor mehreren Jahren am Tonwerkweiher erinnern.
Tonwerksweiher: „Gesetzlich geschützte Biotope“
Doch ist dort das Betreten der Eisfläche überhaupt erlaubt? Wie eine Sprecherin des Landratsamtes auf OVB-Nachfrage mitteilt, handelt es sich bei den beiden Tonwerksweihern um „gesetzlich geschützte Biotope“, die durch das Bundesnaturschutzgesetz pauschal vor erheblichen und nachhaltigen Eingriffen geschützt würden. „Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die dort lebenden Tierarten durch Schlittschuhlaufende beunruhigt und gestört werden, sollten die beiden Weiher als sensibler Tierlebensraum nicht zum Eissport genutzt werden“, so das Landratsamt.
Unabhängig von der drohenden Einbruchgefahr im Eis wäre das Betreten dort also ohnehin untersagt. Überhaupt sollten Eisflächen möglichst nur dann betreten werden, wenn diese auch hierfür freigegeben wurden, betont Yannick Dietl, stellvertretender technischer Leiter Einsatz beim DLRG-Ortsverband Bad Aibling. Auch weil die kritische Zeit jetzt erst beginne, habe man hier bislang noch keine entsprechenden Einsätze in diesem Jahr zu verbuchen. „Wir haben hier im Mangfalltal auch nicht so viele große Seen, auch die Mangfall ist meist nicht zugefroren“, sagt Dietl. Dennoch sei die Gefahr bei zugefrorenen Gewässern auch in der Region sehr ernst zu nehmen.
Gefährlicher Trend Eisbaden?
Bei zugefrorenen Seen sollte das Eis mindestens 15 Zentimeter, bei Flüssen 20 Zentimeter dick sein, ehe man es überhaupt betreten sollte, rät Dietl. Sein warnender Tipp: „Dunkle Stellen im Eis können darauf hinweisen, dass es dort nicht so dick ist.“ Neben den Hinweisen der Wasserwacht ergänzt er: „Bitte, bitte nicht alleine kommen.“ Man sollte bei zugefrorenen Gewässern immer mindestens zu zweit sein, sodass eine Person unter Umständen helfen und den Notruf wählen kann.
Gefährlich könnte es im Übrigen auch ohne Eis werden. Immer mehr Menschen folgen dem Trend des Eisbadens und gehen im eisigen Wasser schwimmen. „Das Thema ist tatsächlich im Kommen. Auch hier sollte man niemals alleine sein“, betont Dietl. So könne das kalte Wasser zu einem Schockzustand führen, mit dem man sich nicht mehr alleine aus dem Gewässer befreien könnte.