Projekt in Kolbermoor geht in die nächste Phase
Abbruch über der Mangfall: Wie Brücke an der Alten Spinnerei umweltschonend verschwindet
Die Brücke am Garnmagazin der Alten Spinnerei wird abgerissen. Wie das bei laufendem Kraftwerksbetrieb, ohne Verschmutzung der Mangfall und mit Fledermäusen im Gepäck funktioniert, erklärt Projektleiter Thomas Arnold.
Kolbermoor – Die Arbeiten am Garnmagazin der Alten Spinnerei gehen in die nächste Runde. Gestern begann der Abriss der Brücke, die vom Spinnereigelände über den Mangfallkanal ins Garnmagazin führt. Über sie verlief einst die direkte Schienenverbindung vom Bahnhof zum ehemaligen Vorratslager für Baumwolle. Nun frisst sich der Kran in den Stahlbeton. In wenigen Tagen ist die alte Brücke für immer Geschichte.
Wasserfledermäuse sind ausgeflogen
Das Bauwerk war so sanierungsbedürftig, dass es nicht erhalten werden konnte. Dass mit dem Abriss erst jetzt begonnen wurde, lag vor allem an sechs Wasserfledermäusen, die im Gewölbe der Brücke ihr Domizil hatten. „In fachlicher Begleitung eines Biologen haben wir für die Tiere an drei naheliegenden Mangfall-Brücken zehn Ausweichquartiere geschaffen“, erläutert Thomas Arnold (26), Projektleiter bei Werndl & Partner. Nachdem sie ihr Sommerquartier verlassen haben, konnte der Abbruch beginnen.
Kraftwerksbetrieb wird nicht eingeschränkt
Die größte Herausforderung war es, eine technische Lösungen für den Abbruch zu erarbeiten, damit der Betrieb des Wasserkraftwerks nicht eingeschränkt wird. „Deshalb wurde unter der Brücke aus Längs- und Querstahlträgern eine Plattform mit seitlichen Schutzwänden gebaut, um das Abbruchmaterial aufzufangen“, erläutert Arnold. Sie befindet sich weit genug über der Wasseroberfläche, sodass der Abfluss der Mangfall bei allen Wasserständen gewährleistet ist. Zudem wurde der Brückenbogen mit Holzpfählen abgestützt, damit der Abbruch möglichst kleinteilig erfolgt.
Bagger zerlegt monolithisches Bauwerk
In mühselige Kleinarbeit zerlegt der Bagger in den kommenden Tagen Meter für Meter der alten Brücke: Der Schremmhammer schlägt seinen Meißel unaufhörlich in den Beton. Die Erschütterungen sind auch am Ufer zu spüren. Dann zertrennt eine gewaltige Zange die Stahlbewehrungen. „Jetzt kann man gut erkennen, dass die Brücke ein monolithischer Bau ist, sozusagen aus einer Einheit besteht, und der Beton durch den Stahl verbunden ist“, erklärt der Bauingenieur. Mitte Oktober soll der Abbruch abgeschlossen sein.
Ende November ist der Bau der beiden Einzelfundamente für die neue Brücke geplant. Anfang nächsten Jahres soll der Rohbau der Brücke beginnen. Das Brückentragwerk entsteht in Fachwerkbauweise aus Stahlelementen, die vor Ort verschraubt oder verschweißt werden. Die Tragwerkshöhe wird künftig als Raum für gläserne Büros genutzt. Auf der Brücke sollen Begegnungsflächen für die Bürger mit Sitzgelegenheiten und Pflanzen entstehen. Der alte Ladehof des Garnmagazins wird zu Terrassen umgestaltet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Neue Verbindung von Nord und Süd
Im Garnmagazin soll künftig Gewerbe angesiedelt werden. Das ehemalige Zufahrtstor, durch das einst die Schienen vom Bahnhof direkt ins Gebäude führten, wird für die Bürger geöffnet. An dieser Stelle entsteht ein Durchgang für Radfahrer und Fußgänger, die künftig aus den Wohngebieten im Süden der Stadt über die Brücke über den Werkskanal bequem zu Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten im Spinnereiareal gelangen können. Voraussichtlich Ende 2025 sollen die Arbeiten an der neuen Brücke abgeschlossen sein. Dann können auch die Fledermäuse zurückkehren, denn auch für sie werden Quartiere geschaffen.

