42-Jährige im OVB-Interview
Der Storch ist gelandet: Cindy Kock aus Kolbermoor kann ihr tierisches Glück kaum fassen
„Der Storch ist gelandet“, heißt es seit Mittwoch (11. März) am Storchennest von Cindy Kock in Kolbermoor. Wie die 42-Jährige auf den tierischen Besucher reagiert – und was jeder Mensch für den Schutz des majestätischen Vogels tun kann.
Kolbermoor – Der Ausspruch „Der Adler ist gelandet“, mit dem NASA-Astronaut Neil Armstrong am 20. Juli 1969 um 20.17 Uhr das Aufsetzen der Landefähre Eagle auf dem Mond ans Kontrollzentrum meldete, ging in die Geschichte ein. Bei Cindy Kock (42) aus Kolbermoor heißt es seit Dienstag, 11. März 2025, 8.00 Uhr dafür „Der Storch ist gelandet“.
Ein Meilenstein für die 42-Jährige, die im Herbst 2024 gemeinsam mit Hortkindern an einem eigenen Storchennest gearbeitet hat. Wie sie die Chancen sieht, dass ein Storchen-Paar dort heimisch wird, wieso es ein gutes Zeichen ist, dass das Tier schon ins Nest gemacht hat und wie sie die Natur für Kindergarten- und Schulkinder erlebbar machen will, hat die zweifache Mutter, die in der Caritas-Kita Wiederkunft Christi in Kolbermoor arbeitet, im OVB-Interview verraten.
Im Herbst 2024 hatten Sie auf einem zur Verfügung gestellten Grundstück in Kolbermoor ein Storchennest aufgestellt, am Dienstag, 11. März 2025, ist der erste Storch dort gelandet. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen?
Cindy Kock: Es ist ein unglaubliches Gefühl und eigentlich kann ich es noch gar nicht richtig fassen. Wenn sich was am Nest, das per Webcam überwacht wird, tut, bekomme ich eine E-Mail-Benachrichtung. Der erste Gedanke, als ich jetzt diese Nachricht bekommen habe, war: Das wird vielleicht wieder ein Star sein oder einer der Turmfalken, die in Kolbermoor brüten. Dann sehe ich auf den Bildern plötzlich diesen Storch. Mein erster Gedanke war: Bitte? Was? Eigentlich wollte ich mir gerade einen Kaffee machen, habe dann aber alles stehen und liegen lassen und mir erst einmal den Livestream angeschaut. Es ist wirklich unbeschreiblich.
Glauben Sie, dass dieser Storch bei Ihnen ein neues Zuhause gefunden haben könnte?
Kock: Ich bin natürlich kein Hellseher, kann daher nicht sagen, wie es weitergeht. Eigentlich sind die Chancen, dass sich ein Storch dort bereits im ersten Jahr niederlässt, recht gering. Ich habe aber ein gutes Gefühl, weil es viele positive Signale gibt. Zum einen war er lange im Nest und hat auch schon reingekackt und damit in gewisser Weise sein Revier markiert (lacht). Er hat dort auch einen echt entspannten Eindruck gemacht und zweimal geklappert. Um 8.41 Uhr kam dann sogar auf dem benachbarten Acker noch ein zweiter Storch hinzu. Der Standort ist auf jeden Fall sehr gut für Störche. Er liegt dort direkt in der Einflugschneise und die Tiere haben einen guten Rundumblick.
Was würden Sie sich wünschen, wie es am Nest jetzt weitergeht?
Kock: Ich bin schon total glücklich, dass dort ein Storch gelandet ist. Natürlich würde ich mich freuen, wenn er wieder kommt. Am besten natürlich mit einem Partner. Dann könnte man die Paarung und die Brut verfolgen. Zunächst bin ich aber mit diesem Erlebnis schon komplett zufrieden.
Sie haben einen Mann und zwei Kinder. Teilt Ihre Familie denn diese Faszination für Vögel und insbesondere für den Storch?
Kock: Ja, die sind da mittendrin und stehen immer hinter mir. Auch mein Papa ist ganz begeistert. Er hat ja selbst Wellensittiche gezüchtet. Meine Mama ist da relativ neutral, die sagt eher: „Ja mei, es sind halt Vögel“ (lacht). Dennoch steht auch sie komplett hinter mir.
Was fasziniert Sie denn so an Störchen?
Kock: Das sind viele Aspekte. Zum einen das majestätische Auftreten und die faszinierende Farbgebung. Aber auch die komplette Evolution dieser Tiere. Alleine schon der Aspekt, welche unglaublichen Strecken er bei seinen Zügen zurücklegt.
Unter www.storchennest-kolbermoor.de lassen Sie auch andere Menschen an Ihrem Storchen-Projekt teilhaben. Sind Sie mit dem Zuspruch zufrieden?
Kock: Natürlich freut man sich darüber, wenn die Interaktion noch größer werden würde. Aber so etwas braucht ja auch Zeit, bis es sich rumspricht. So etwas muss langsam aufgebaut werden.
Sie haben den Nestbau als pädagogisches Projekt angelegt und beispielsweise Hortkinder am Nestbau beteiligt. Soll das Storchen-Projekt auch weiterhin pädagogisch genutzt werden?
Kock: Ja, auf jeden Fall, denn so etwas hautnah und live in Farbe mitzuerleben, ist doch etwas ganz anderes, als nur aus Büchern zu lernen. Geplant ist beispielsweise, ein kleines Tablet im Hort einzubinden und dann mit den Kindern gemeinsam den Stream der Webcam anzuschauen. Außerdem arbeite ich gerade in Zusammenarbeit mit der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg an einem Portfolio bestehend aus Informationen, Anschauungs- und Bildmaterial zum Thema Storch. Wenn das fertig ist, möchte ich ehrenamtlich in Kindergärten und Schulen in der Region gehen und dort über den Storch und dessen Gefährdung aufklären. Was man nämlich in einigen Nestern sieht, ist teilweise unfassbar – das reicht von Gummiseilen über Chipstüten, die achtlos weggeworfen worden sind und dann von den Vögeln ins Nest gebracht werden. Letzthin habe ich sogar einen Storch gesehen, an dessen Fuß sich ein Blumengitter verfangen hatte.
Das heißt, eigentlich kann jeder Mensch etwas dafür tun, dass der Storch nicht gefährdet ist und einen artgerechten Lebensraum findet...
Kock: Ja, beispielsweise, indem er seinen Müll einfach wieder mitnimmt. Jeder soll gerne sein Picknick in der Natur machen, aber er soll anschließend seinen Müll auch wieder einsammeln. Beispielsweise entlang der Mangfall, wo die Störche ja auch auf Nahrungssuche gehen. Und dann wäre es natürlich immens wichtig, dass viele Felder und Wiesen bestehen bleiben. Denn die benötigt der Storch als Lebensraum und für die Nahrungssuche.


