Geplante Einrichtung an der Gärtnerstraße
Rutschen bis der (Not-)Arzt kommt? Kolbermoorer Spielplatz noch vor Eröffnung in der Kritik
Er ist noch gar nicht eröffnet, da wird bereits die Sicherheit des Spielplatzes an der Kolbermoorer Gärtnerstraße angezweifelt. Wo Anwohner Achim Wolf (67) hohes Gefahrenpotenzial sieht – und was die Stadt zu den Befürchtungen sagt.
Kolbermoor – Eine nagelneue, silberfarbene Rutsche, ein großer Sandkasten, bunte Tiere, auf denen geschaukelt werden kann, und vieles mehr: An der Gärtnerstraße in Kolbermoor ist in den vergangenen Monaten ein Spielplatz entstanden, der auf den ersten Blick kaum Wünsche offen lässt. Damit die Pflanzen noch anwachsen und Wurzeln schlagen können, ist das Areal bislang noch eingezäunt. Im Sommer soll der Spielplatz dann eröffnet werden. Doch ist er für die Kinder überhaupt sicher? Zweifel daran hegt zumindest Anwohner Achim Wolf (67).
„Ich habe selbst zwei Töchter, die mittlerweile natürlich erwachsen sind“, sagt der 67-Jährige. „Aber ich hätte die beiden dort nicht spielen lassen.“ Im wahrsten Sinne des Wortes der Stein des Anstoßes für seine Kritik: große Steine, die im Bereich der Rutsche verbaut worden sind und an zwei Seiten als Aufgänge dienen. „Wenn ein Kind beim Aufgang zur Rutsche ausrutscht oder rückwärts auf einen dieser Steine fällt, die Folgen wären gar nicht auszudenken“, sagt Wolf, der an dieser Stelle eine „erhebliche Verletzungsgefahr“ sieht.
Achim Wolf: „So eine Anlage wäre bei mir nie in Betrieb gegangen“
Er selbst habe als Hausverwalter in seinem Berufsleben jahrzehntelang nicht nur mit Wohnanlagen, sondern auch mit dazugehörigen Spielplätzen zu tun gehabt. „So eine Anlage wäre bei mir nie in Betrieb gegangen“, sagt der Kolbermoorer, der nach eigenen Angaben mit seiner Meinung auch nicht alleine da steht. „Ich habe mich immer wieder mit Passanten darüber unterhalten“, sagt Wolf. „Die haben in Hinblick auf die Steine nur den Kopf geschüttelt.“
In der Stadtverwaltung, an die er sich mit seinen Bedenken gewandt hatte, ist der Rentner hingegen nach eigenem Empfinden eher auf taube Ohren gestoßen. Dort habe man ihm „lapidar“ erklärt, dass der TÜV die Anlage bereits abgenommen und keine Bedenken habe. Was er wiederum „gar nicht glauben kann“. Auf seine Rückfrage, wieso dort überhaupt mit diesen Steinen gearbeitet werden müsse, sei ihm gesagt worden, dass sonst die Gefahr bestünde, „dass der Bereich schnell zerspielt ist“.
Verdrängt hier bei den Verantwortlichen der Stadt also die Angst vor baldigen Sanierungskosten den Sicherheitsgedanken? „Nein“, stellt Benjamin Nabel, Mitarbeiter der Kolbermoorer Bauverwaltung und zuständig für den Spielplatz an der Gärtnerstraße, auf OVB-Anfrage klar. „Wir haben sogar auf den Hinweis des Bürgers, der sich an uns gewandt hatte, den Platz nochmals von Experten überprüfen lassen“, so Nabel. Das Ergebnis: „Wir sind hier absolut im Normbereich der Spielplatzsicherheit.“
Letztlich geht es nach Angaben Nabels auch nicht darum, alle möglichen Gefahren zu 100 Prozent auszuschließen, denn „dann dürften wir gar keine Spielplätze mehr bauen“. Dennoch gehe man bei der Planung und der Umsetzung natürlich „mit einem wachsamen Auge durch die Welt“. Auch er habe in seinem Berufsleben als gelernter Landschaftsgärtner bereits viele Spielplätze verwirklicht und sei daher ebenfalls vom Fach. „Letztlich ist dieser Spielplatz aus Sicht der Prüfer, aber auch aus Sicht des gesunden Menschenverstandes, sicher.“
Spielplatz kostet der Stadt rund 250.000 Euro
Heißt: Der Spielplatz, der die Stadt rund 250.000 Euro gekostet hat, bleibt, so wie er ist. Wann das erste Mal Kinder das Areal mit Leben erfüllen, dazu kann Nabel allerdings noch keine genaue Aussage treffen. Denn derzeit müsse sich die aufwendige Vegetation, die nötig gewesen sei, um möglichst vielen Spielideen dort einen Platz zu geben, noch entwickeln und festigen. Nabel: „Wir haben jetzt aber mal den Frühsommer als ungefähren Zeitpunkt für die Eröffnung anvisiert.“
