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Wasserwacht ausnahmsweise ohne Einsatz

„Wie dumm sind die Menschen“? Gaffer, tote Hunde und andere Katastrophen beim Hochwasser am Inn

Ein Handlauf ins Nasse: Spazierengehen am Inn war seit vergangener Woche nicht nur in Wasserburg keine gute Idee
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Ein Handlauf ins Nasse: Spazierengehen am Inn war seit vergangener Woche nicht nur in Wasserburg keine gute Idee

Das Zelt nur Meter neben den reißenden Fluten, Selfies vor sprudelndem Stauwerk, Stöckchen holen aus dem Treibholz – alles da gewesen in den vergangenen Tagen. „Die Vernunft setzt manchmal aus“, sagt Stephan Braun. Was den Wasserwachtler ärgert: Seine Kollegen und die Feuerwehr sollen‘s richten.

Landkreis Der Mann auf dem Paddleboard im Landkreis Mühldorf sorgte schon für Aufregung und Kopfschütteln in der Region. In Wasserburg war es ein Zelt direkt am Innufer neben der Einmündung der Wuhr, das bei Passanten Kopfschütteln auslöste. In den sozialen Medien wurden zwei bei Oberaudorf gesichtete tote Hunde beweint.

Andererseits sind zuhauf Selfies – zum Teil mit Kleinkind auf dem Arm – vor sprudelnden Innwerken zu sehen. Familienausflüge zum Hochwasser? Keine Seltenheit. Von den Innbrücken aus auf den durchschießenden Inn samt Treibgut zu schauen, wäre das Problem nicht. Nur blieb es dabei nicht. „Ich habe Kinder Bälle aus dem Inn angeln sehen“, schildert Claudia Pfohl Beobachtungen aus dem Inntal südlich von Rosenheim. „Ein Mann konnte ein kleines Kind gerade noch zurück reißen, sonst wäre es weg gewesen.“ Ein Nutzer schildert in einem sozialen Netzwerk einen Familienausflug per Fahrrad am ebenfalls reißenden Auerbach, der etwa 100 Meter südlich der Zollhausbrücke Ebbs in den Inn mündet. Da sei ein dreijähriges Kind – wackelig auf zwei Rädern unterwegs – der Gruppe rund 15 Meter vorausgefahren. „Bei den Bedingungen ist jede kleine Unachtsamkeit lebensgefährlich“, schreibt er.

Gesperrte Wege hielten Familien nicht davon ab, mit Kind und Hund direkt an den reißenden Inn zu spazieren.

Pfohl hatte auf einer Seite, auf der vermisste und gefundene Tiere gemeldet werden können, mit ihrer Meldung von zwei toten Hunden, einem kleinen weißen Wuschel und wohl einem Neufundländer, im Inn bei Oberaudorf für eine Flut von Kommentaren gesorgt. Meist weinende Emojis, ein paar Engel, aber auch die Frage „Wer geht da mit seinem Hund ???? Wie dumm sind die Menschen?“ Pfohl ist die Frage zu allgemein. Es wisse ja keiner, wo und wann die beiden Hunde im Inn landeten. Bei Herrchen, die ihre Vierbeiner auf dem Fluss treibende Stöcke apportieren lassen, fehlt ihr allerdings jegliches Verständnis.

Entlang des Inns waren, wie hier in Kiefersfelden, die Wege am Fluss gesperrt, sind es zum Teil noch.

„Die Vernunft setzt manchmal aus“, sagt Stephan Braun, technischer Leiter der Landkreis-Wasserwacht, zu solchem Verhalten. Wenn man sieht, welche Geschwindigkeit der Inn mit steigendem Pegel entwickelt, wie viel Treibgut er mitbringen, „ da ist jeder Meter näher lebensgefährlich“. Zumal, wenn die Kraftwerke aufgemacht haben und der Inn frei fließt. „Die Kombination ist tödlich.“

Nerven wie Drahtseile hat offensichtlich ein Unbekannter, der sein Zelt wenige Meter neben dem reißenden Inn gegenüber der Wasserburger Altstadt aufschlug

Rainer Mager, der Oberaudorfer Feuerwehrkommandant, musste seine Leute dieses Mal nicht am oder auf dem Inn einsetzen. Er warnt Hundebesitzer davor, ihren Vierbeinern hinterher zu stürzen, landen die im Inn. „Hunde kommen meist wieder raus, sie können sich ganz anders bewegen. Für die Menschen wird es lebensgefährlich“, so seine Erfahrung. „Wenn ein Neufundländer, der zur Wasserrettung – auch in kalten Gewässern – eingesetzt wird, es nicht wieder aus dem Inn schafft, wie soll es ein Mensch schaffen?“, fragt Pfohl.

Bei der Kreis-Wasserwacht weiß – Stand Mittwoch – niemand etwas von einem Einsatz wegen leichtsinnigem Verhaltens. „Das ist aber eine positive Ausnahme“, sagt Braun, da gab es in der Vergangenheit schon ganz andere Beispiele. Die Wasserwacht wird meist mitalarmiert, wenn Tiere gerettet oder geborgen werden müssen. „Da sind wir eher zur Sicherheit der anderen Rettungskräfte dabei“, erklärt Braun. Geht es um Menschen, ist die Wasserwacht voll dabei, wird sofort für den Ersteinsatz alarmiert.

Bei einem klassischen Unfall, ob am Inn, einem seiner Zuflüsse oder auch an einem See, hat Braun damit auch gar keine Probleme. Dafür sei die Wasserwacht schließlich da. Kommt Leichtsinn ist Spiel, findet Braun das wenig erheiternd. „Wir arbeiten alle ehrenamtlich, setzen unsere Freizeit ein oder eilen vom Arbeitsplatz zum Einsatz – und riskieren gegebenenfalls unser Leben. Dabei lernen Kinder schon beim Seepferdchen, dass sie bei Sturm, Gewitter, Hochwasser vom Wasser weg bleiben sollen. und der gesunde Menschenverstand sollte einem eigentlich auch sagen, dass man bei Hochwasser nicht zu nah an den Inn geschweige denn auf den Inn geht.“

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