Innwerke produzieren derzeit keinen Strom
Das große Aufräumen beginnt: Der Inn-Pegel sinkt – doch das Schwemmgut bleibt über
Äste, Bäume, Plastik- und anderer Müll, tote Tiere – der wilde Inn bringt bei hohem Wasserstand nicht nur Sand mit. Und schießt nahezu ungebremst über die Stauwehre. Fallen die Pegel dann, beginnt das große Aufräumen.
Landkreis Rosenheim – Die Wasserkraftwerke entlang des Inns produzieren keinen Strom. Jedenfalls im Moment nicht. Warum das? „Damit die Kraftwerke dem Hochwasser nicht im Weg sind“, erklärt Florian Seidl, Pressesprecher der Verbund AG. Das aus dem Süden kommende Wasser ist nur ein Teil des Problems.
Der Inn, dessen Kraft alle zehn bis fünfzehn Kilometer zur Stromgewinnung genutzt wird, wird eben dazu aufgestaut. Und das aufgestaute Wasser stieg und stieg und stieg. Bis die Fallhöhe von oberhalb des Wehrs zu unterhalb nicht mehr hoch genug war und die Turbinen automatisch zu machten, quasi die Jalousien runter ließen. „Sonst würde sich zu viel Sand und anderes kleines Schwemmgut ablagern“, sagt Seidl. Und es wären sogenannte Verklausungen zu befürchten. Das heißt: Größeres Treibgut könnte sich verkeilen und Schäden anrichten.
Also floss das Wasser seit einigen Tagen praktisch ungehemmt. Ganze Bäume schossen den Fluss entlang. Auf der roten Brücke in Wasserburg, nur einen Katzensprung flussabwärts des Innwerks, stand – für die Wasserburger längst ein gewohntes Bild – ein Bagger. Er sorgte dafür, dass es auch hier nicht zu Verklausungen und Schäden an der Brücke kam.
Laufen die Kraftwerke der Verbund AG im Normalbetrieb automatisch, sind sie bei entsprechend hohen Pegelständen voll besetzt, berichtet Seidl. Das Personal behalte die Pegelstände im Blick und könne bei Bedarf eingreifen, sollten Gefahrenpunkte am Stauwerk entstehen.
Mittwoch Mittag kam das erste Mal nach Tagen die Sonne wieder durch die Wolken hindurch, die Pegel entlang des Inns bewegten sich langsam aber stetig zurück Richtung Normalmaß. An den Messstellen in Stadt und Landkreis Rosenheim verzeichnete der Hochwassernachrichtendienst Bayern keine Meldestufen mehr.
Das heißt nicht nur, dass die Verbund AG am Inn in absehbarer Zeit wieder Strom produzieren kann. Es heißt auch, dass das große Aufräumen beginnt. Denn wird der Inn wieder aufgestaut, laufen die Wehrfelder mit Treibgut voll. Und das muss raus. Auch entlang des Innufers wird aufgeräumt.
Wasserstände am Innspitz in Rosenheim




Das Wasserwirtschaftsamt (WWA) Rosenheim ist an den Aufräumarbeiten nicht beteiligt, erklärt Klaus Moritz, die seien Sache des Kraftwerkbetreibers. Beziehungsweise fast nicht, denn zum Beispiel für den Inndamm in Wasserburg ist das WWA sehr wohl zuständig. „Da haben wir gleich am Samstag auch einen umgefallenen Baum beseitigt und die Stelle gesichert“, sagt Moritz. Ob bauliche Maßnahmen an der Hochwasserfreilegung der Altstadt nötig sind, wird sich im Nachgang des Hochwassers zeigen.
Die Verbund AG kümmert sich darum, dass das Schwemmgut beseitigt wird. „Wir übergeben das einem Entsorgungsbetrieb, der das Schwemmgut beseitigt und verwertet“, so Seidl. Ja, das koste Geld, „aber das ist Teil des Kraftwerkbetriebs, das gehört dazu.“
Mittendrin: Die in Eiselfing beheimatete Firma Zosseder. Sie hat die Container, Bagger, Lader und auch das Personal, räumt in weiten Teilen des Landkreises entlang des Inns auf, wie Horst Oberholzner aus der Vertriebsabteilung des Unternehmens bestätigt. Das eingesammelte Schwemmgut geht dann per Lkw „in unsere Recycling-Anlagen, wird dort sortiert“. Das viele Holz wird über einen langen Zeitraum getrocknet und geht dann in die Altholzverwertung. Häufig als Hackschnitzel in Heizanlagen, aber nicht nur. Denn es sind auch große Stämme unterwegs. Weil beispielsweise ein Holzlagerplatz zu nah am Inn oder einem seiner Zuflüsse war und weggeschwemmt wurde oder eine Biberfamilie ausgiebig genagt hatte, wie der Verbund-Sprecher Seidl sagt.
Sonderrolle für Tierkadaver
Eine Sonderrolle beim Aufräumen spielen die Tiere, die dem Hochwasser zum Opfer fielen. Gleich ob Hund, Katze, Wildschwein oder Biber. Auch die werden fachgerecht entsorgt. Sie werden in entsprechende Behälter verpackt und in die Tierkörperverwertungsanlage in Waldkraiburg-St. Erasmus gebracht.

