Bewegung am Markt
Immobilien in Rosenheim werden billiger, aber Neubauten teurer: Was Sie jetzt beachten müssen
Es tut sich etwas am Rosenheimer Immobilienmarkt. Während die Kosten für Neubauten weiter steigen, sind die Preise für Immobilien im letzten Jahr merklich gefallen. Worauf Käufer, Verkaufer und Häuslebauer jetzt achten sollten.
Rosenheim – Die Preise für Immobilien fallen! So schön das klingt, und falsch ist es auch nicht, entspricht diese Aussage doch nicht der ganzen Wahrheit. Fakt ist, dass die Preise für Häuser und Wohnungen in den letzten Monaten gefallen sind. Laut dem Internetportal mcmakler.de sind die Preise für den Verkauf von Wohneigentum in Rosenheim im Verlauf des vergangenen Jahres um 13,6 Prozent gesunken. „Ob und in welcher Dimension sich Preiskorrekturen am Immobilienmarkt weiter fortsetzen, bleibt abzuwarten”, sagt Roland Seidl, Vorstand der meine Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim.
Bedarf an Wohnraum bleibt hoch
Dabei spielen aber auch die Lage und die regionalen Unterschiede eine große Rolle. Bundesweit wird der sogenannte Hauspreisindex des Statistischen Bundesamtes, also der Wert, der die durchschnittliche Preisentwicklung für Immobilien Käufe und Verkäufe, mit -6,8 Prozent angegeben. Immobilien wurden also um knapp sieben Prozent billiger. „Wir rechnen damit, dass Preisspitzen, die wir in den vergangenen beiden Jahren gesehen haben, tendenziell abschmelzen werden”, sagt Harald Kraus, Vorstandsmitglied der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. Insbesondere für Objekte, die aufgrund ihrer Lage oder Ausstattung weniger attraktiv sind, seien Preisabschläge zu erwarten. Zudem müssen Verkäufer mit einer etwas längeren Zeitspanne rechnen, um eine Transaktion abzuschließen. „Aber aufgrund der Nachfragesituation erwarten wir in der Breite des Marktes keine starke Verbilligung. Der Bedarf an Wohnraum bleibt aktuell hoch.”
Kosten für Neubauten um mehr als die Hälfte gestiegen
Während die Kaufpreise für Immobilien langsam sinken, steigen die Preise, die für Neubauten gezahlt werden müssen, immer weiter. Der Preisindex für den Neubau von Wohngebäuden in Bayern des Bayerischen Landesamtes für Statistik lag im Mai bei einem Wert von 159. Der Basiswert von 100 wurde auf das Jahr 2015 gelegt. Seit damals sind die Kosten für Neubauten um 59 Prozent gestiegen, also um mehr als die Hälfte. Im Vergleich zum Vorjahr wurde eine Preissteigerung von 8,8 Prozent errechnet. Besonders im Bereich der Rohbauarbeiten sind die Preise deutlich angestiegen. Klemptner-, Dachdeckungs- und Abdichtungsarbeiten sind laut dem Preisindex um mehr als neun Prozent angewachsen.
Wer kann sich einen Neubau noch leisten?
Die Neuanfragen für Wohnbaudarlehen bei den heimischen Banken sind im Vergleich zu den vergangenen Jahren zurückgegangen. Diese Entwicklung resultiert aus einem schnellen Anstieg des Zinssatzes und hohen Bau- und Immobilienpreisen. Die steigenden Zinsen und die damit höhere monatliche Belastung machen eine Finanzierung für Familien deutlich schwieriger als bisher. „Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Musste eine Familie für eine Baufinanzierung in Höhe von 500.000 Euro vor Beginn des Zinsanstieges rund 1.200 Euro monatlich für Zins und Tilgung aufbringen, so sind es nun rund 2.500 Euro im Monat”, sagt Roland Seidl. „Dennoch ist der Wunsch nach einem Eigenheim bei vielen unserer Kunden unverändert groß.” Die steigenden Baukosten und Zinsen würden den Markt fordern, da ist sich auch Harald Kraus sicher. „Es ist aber nicht so, dass gar keine Neubauprojekte mehr realisiert werden. Die Bautätigkeit stagniert, bleibt jedoch nicht aus.”
Eigenkapital wichtiger denn je
Auch wenn die Kosten für Neubauten immer weiter ansteigen, werden noch immer Eigenheime gebaut. Allerdings deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. Laut Roland Seidl verfügen die Bauherren dabei meist über eine gute Eigenkapitalausstattung. Dieser eigene Anteil an der Baufinanzierung sei wichtiger als je zuvor. Denn je höher das Eigenkapital, desto niedriger die notwendige Kreditsumme, und somit auch die Kreditrate. „Aktuell stellt die monatliche Belastung die größte Herausforderung für unsere Kunden dar”, sagt Seidl. „Durch Eigenkapital-Einsatz und Nutzung von staatlichen Förderungen kann diese jedoch reduziert werden.” Pauschal sei das aber nur schwer zu sagen, man müsse sich immer den Einzelfall ansehen.
Heizungsgesetz verzögert Kaufentscheidungen
Auch das schon seit Wochen im Bund und ganz Deutschland diskutierte neue Heizungsgesetz führt oft zu Verunsicherungen bei den Bauherren. Die aktuelle Diskussion habe sicherlich, zumindest vorübergehend, die Kaufentscheidungen für gebrauchte Wohnimmobilien und auch Sanierungsentscheidungen verzögert, sagt Seidl. Er habe aber die Hoffnung, dass der Mehraufwand durch die angekündigten Zuschüsse für die Kunden verkraftbar bleibe. Sofern gewisse energetische Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Vorgaben der KfW, eingehalten werden, können über die Banken Förderdarlehen beantragt werden. Diese Darlehen würden auch zur Entlastung der monatlichen Kreditrate beitragen.
Investitionen können sich lohnen
Den Kunden sei durchaus bewusst, dass teure Umweltauflagen im Neubau anstehen und dass sie entsprechend investieren müssen, berichtet Jochen Faust, der Abteilungsleiter für Baufinanzierung bei der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. „Wir erleben aber auch, dass viele unserer Kunden gerne bereit sind, mehr zu investieren, wenn sie dadurch ihren individuellen ökologischen Fußabdruck reduzieren können”, sagt er. Über einen längeren Zeitraum würden sie aber mehr laufende Kosten sparen, als jetzt investiert werden müssen.