Kraftwerksbetreiber investiert Millionen
Per Luftnummer zum Hochwasserschutz: Was die umgebaute Mangfall-Wehranlage Kolbermoor kosten wird
Es wird der Schlussstein für den Hochwasserschutz Kolbermoors sein: das Aiblinger Wehr, das derzeit umgebaut wird. Welchen finanziellen Beitrag die Stadt leisten muss – und wie ausgerechnet eine Luftnummer vor Überflutungen schützen soll.
Kolbermoor/Bad Aibling – Betrachtet man den Hochwasserschutz für Kolbermoor als Mosaik, das peu à peu anhand einzelner Bauabschnitte und Projekte zum großen Ganzen zusammengefügt wird, wird derzeit sozusagen der Schlussstein gesetzt: Denn mit dem Umbau der Wehranlage zwischen Bad Aibling und Kolbermoor stehen die Sicherheitsmaßnahmen gegen von der Mangfall drohendes Hochwasser vor dem Abschluss. Nachdem sich jüngst der Kraftwerksbetreiber, die WWS GmbH & Co. KG, in dessen Besitz sich die Wehranlage befindet, zum Baufortschritt geäußert hat, beschäftigte sich jetzt auch der Kolbermoorer Stadtrat mit dem Bauwerk in der Mangfall.
Um die Hochwasserschutzmaßnahmen an der Mangfall, die im Jahr 2004 begonnen und nach und nach umgesetzt wurden, komplettieren zu können, hatte der Freistaat bereits vor Jahren Kontakt mit dem Besitzer der Wehranlage zwischen den beiden Mangfall-Städten aufgenommen. Denn die Hochwasserschutz-Experten hatten das Walzenwehr aus dem Jahr 1904 mit seiner rund 30 Meter langen, durchgängigen Walze als Schwachstelle ausgemacht. „Die Walze muss bei Hochwasser komplett gehoben werden, damit das Wasser unten durchgeht“, schilderte Iris Reitinger-Eß vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim den Stadträten in ihrer jüngsten Sitzung. „Das war bisher immer wieder ein Problem.“
Ein weiteres Problem: Aufgrund laut Stadtverwaltung „unterschiedlicher Rechtsauffassungen zur Kostenregelung zwischen dem Kraftwerksbetreiber und dem Freistaat Bayern“ konnte zunächst keine Einigung erzielt werden. „Da die Wehranlage in privatem Besitz ist, kann der Freistaat nicht einfach eingreifen“. Nachdem es dann im Jahr 2018 aber doch zu einer Einigung gekommen war, gab der Kraftwerksbetreiber eine eigene Planung in Auftrag, die nun umgesetzt wird. Die Kosten für die neue Wehranlage schätzt Reitinger-Eß auf „mindestens fünf Millionen Euro“, wovon der Freistaat rund 630.000 Euro trage.
Und was passiert dort nun genau? Im Grunde setzt der Kraftwerksbetreiber dort auf eine Luftnummer. Denn die Walze wird durch luftbetätigte Wehrklappen ersetzt, die auch unter dem Namen „Obermeyer“ bekannt sind. Dabei handelt es sich um einzelne Klappen – am Aiblinger Wehr werden neun verbaut – die über Luftkissen gesteuert werden und so den Wasserstand regeln können. Ein System, das sich nach Angaben von Reitinger-Eß bereits an deutlich größeren Flüssen in den USA bewährt habe, wie sie auf Anfrage von CSU-Vertreterin Sabine Balletshofer-Wimmer betonte.
Schutzgrad wird durch weitere Maßnahme erhöht
Da die Wehranlage trotz der Maßnahmen allerdings einen geringeren Schutzgrad aufweisen würde, als die anderen Schutzmaßnahmen im Stadtgebiet, wird das sogenannte Freibord, also der Abstand zwischen dem Wasserspiegel und der Oberkante des Damms, von 0,5 auf einen Meter erhöht, um auch hier den gleichen Schutzgrad zu erreichen. An dieser Maßnahme wird sich die Stadt nach derzeitigen Berechnungen mit rund 170.000 Euro beteiligen müssen.
Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo (SPD) jedenfalls zeigte sich sichtlich erfreut, dass das Thema Hochwasserschutz – bis zur Hochwassersaison soll das Wehr einsatzfähig, bis 2026 dann komplett fertiggestellt sein – auf der Zielgeraden ist. „Es hat mich jetzt 23 Jahre begleitet. Ich habe nicht geglaubt, dass ich in meiner Amtszeit noch miterlebe, dass der Hochwasserschutz fertiggestellt wird“, so der Rathauschef, der anfügte: „Was lange währt, wird endlich gut.“
