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„Wirklich wunderschöne Tiere“

Herz für Kiebitze: Warum sich zwei Wasserburger Landwirte für die bedrohte Vogel-Art einsetzen

Josef Baumann aus Reitmehring (oben) und Norbert Buortesch aus Wasserburg haben für ihren besonderen Einsatz zum Kiebitz-Schutz eine Auszeichnung vom LBV erhalten.
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Josef Baumann aus Reitmehring (oben) und Norbert Buortesch aus Wasserburg haben für ihren besonderen Einsatz zum Kiebitz-Schutz eine Auszeichnung vom LBV erhalten.

Sepp Baumann und Norbert Buortesch aus Wasserburg sind vom Bayerischen Naturschutzverband für ihren unermüdlichen Einsatz zum Kiebitz-Schutz geehrt worden. Warum sich die beiden Landwirte so sehr für die bedrohte Vogel-Art einsetzen – und warum es auch Kritik daran gibt.

Wasserburg – Der stark gefährdete Kiebitz brütet in Bayern auf Äckern und Wiesen. Um den Vogel des Jahres 2024 zu schützen, leisten Landwirte einen wichtigen Beitrag. Sie verschieben die Mahd, lassen Flächen brach liegen und schützen die sensiblen Nester des Bodenbrüters mit Zäunen. Für diesen besonderen Einsatz hat der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) 14 landwirtschaftliche Betriebe aus Oberbayern, Schwaben und Mittelfranken ausgezeichnet, darunter auch Sepp Baumann und Norbert Buortesch aus Wasserburg.

Die beiden Landwirte und Stadtratsmitglieder setzen sich seit Jahren für den Kiebitz-Schutz ein. „Dieser Vogel ist einfach eine Schau“, erklärt Baumann auf Anfrage der Redaktion. „Mit Ausdauer und Liebe stellt er seine Flugkünste dar. Da könnte ich stundenlang zusehen“, sagt der langjährige Landwirt aus Reitmehring.

Der stark gefährdete Kiebitz brütet in Bayern auf Äckern und Wiesen.

Baumann setzt sich schon „seit seiner Jugend“ für den Schutz der bedrohten Tierart ein. „Da gibt es ein ganzes Paket an Maßnahmen: Im Februar ackere ich das Feld schon um, damit die Vögel einen Brutplatz finden können. Normalerweise wird das im April oder Mai gemacht. Das Sommergetreide säe ich doppelreihig aus, so ist ebenfalls mehr Platz zum Brüten. Manche Flächen lasse ich brach liegen, bei anderen dünge ich weniger, so wächst das Gras nicht so schnell“, zählt er auf. „Der Kiebitz mag gerne einen Rundumblick, damit er gleich erkennt, wenn sich ein Fressfeind – Fuchs, Marder, Igel oder Bussard – nähert“, erklärt das Stadtratsmitglied.

Wenn der Bodenbrüter einen Nistplatz gefunden habe, der vom Traktor aus gar nicht oder nur sehr schwer zu erkennen sei, gehe Baumann mit den Kiebitz-Schützern vom Landratsamt den Acker ab, um Zäune darum aufzustellen. So würden die Fressfeinde davon abgehalten, das Nest anzugreifen, erklärt Baumann. Zudem werde die Stelle mit Stäben zu markiert, damit er sie vom Bulldog aus erkennen und umfahren könne. „Wenn wir eine Brutstelle gar nicht finden – heuer war ich mir sicher, dass ich ein viertes Nest gesichtet habe – kommt auch mal die Wildtierhilfe Amerang mit der Wärmebildkamera“, berichtet er. „Es steckt sehr viel Engagement dahinter, nicht nur vonseiten der Landwirte, auch von den Ehrenamtlichen“, betont er, „denn sobald vermeintlich ein Nistplatz gefunden ist, muss er sofort geschützt werden. Ansonsten könnte es am nächsten Tag schon zu spät sein“.

Josef Baumann aus Reitmehring hat für seinen besonderen Einsatz zum Kiebitz-Schutz eine Auszeichnung vom LBV erhalten.

Die Stellen zu erkennen, sei gar nicht so einfach. Aber Baumann kenne die Vögel und ihr Verhalten eben schon lange. „Wenn man sich dem Nest nähert und der Kiebitz hüpft sofort auf, ist das ein Indiz für eine Brutstelle. Außerdem sieht man ihn über dem Platz oft mit anderen Vögeln kämpfen, beispielsweise Krähen oder auch Bussarde. Da helfen die Kiebitze zusammen und attackieren den Feind gemeinsam. Deswegen nisten sie auch alle im selben Areal“, erklärt er. Er freue sich jedes Jahr, wenn der Nachwuchs schlüpfe. „Das ist einfach so nett, wenn die Kleinen hinter ihrer Mama herlaufen. Es sind wirklich wunderschöne Tiere, sie müssen der Nachwelt erhalten bleiben“.

Das sieht Norbert Buortesch genauso. Er ist ebenfalls überzeugter Kiebitz-Schützer – „und das seit über 30 Jahren“, wie er auf Anfrage der Redaktion erzählt. „Man muss aber auch sagen, dass es damals quasi von alleine funktioniert hat“, blickt der Wasserburger zurück. „Es gab noch keine Vorgaben, erst später, als der Vogel als bedrohte Tierart eingestuft wurde, wurden diese erlassen und der Kiebitz-Schutz institutionalisiert“, weiß das Stadtratsmitglied noch gut. Die Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde laufe „sehr gut“, so habe der Landwirt viel über das Tier gelernt, beispielsweise wie man ein Nest erkenne, das „hervorragend getarnt“ sei. Weiter achte er darauf, dass er einen gepflügten Boden habe und weite Reihen pflanze, damit das Tier Platz zum Brüten habe.

Norbert Buortesch aus Wasserburg hat für seinen besonderen Einsatz zum Kiebitz-Schutz eine Auszeichnung vom LBV erhalten.

Auch Buortesch zeigt sich „begeistert“ vom Kiebitz. „Es ist ein wunderschönes Tier und ein echter Flugkünstler. Mein Leben lang habe ich schon mit dem Bodenbrüter zu tun, sei es zu Hause in der Landwirtschaft, in der Ausbildung oder im Studium. Ich war und bin eben schon immer nah dran“, erklärt er sein Faible für die bedrohte Art. Über die Ehrung des LBV haben sich Baumann und Buortesch „sehr gefreut“. Wie habe es Baumann bei der Auszeichnung so treffend gesagt: „Man muss einen Vogel haben, wenn es um den Kiebitz-Schutz geht“ – passend zu diesem Motto hätten alle Teilnehmer ein Vogelhäuschen vom LBV geschenkt bekommen, so Buortesch.

Bei aller Liebe für die bedrohte Art gibt es doch auch Kritik daran – beispielsweise, wenn es um den Ausbau der Bahnstrecke in Wasserburg geht. Dafür werde unter anderem das Staudhamer Feld benötigt, einer der Lieblings-Brutplätze des Kiebitz. Bis 2026 soll Wasserburg eigentlich einen direkten elektrifizierten Zug nach München bekommen. Aus dem Zeitplan werde jedoch nichts, wie die Deutsche Bahn auf Anfrage im April 2024 mitteilte. Denn laut aktueller Kartierung würden der Bahn weiterhin zwei Kiebitz-Paare im Staudhamer Feld zu schaffen machen. „Leider kann der Strecken-Ausbau aufgrund dieser Problematik nicht mehr in diesem Jahr beginnen“, erklärte ein Sprecher der Bahn. Die Kartierung werde zurzeit aktualisiert, die Ergebnisse sollen voraussichtlich 2024 noch veröffentlicht werden.

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