Interview mit Karl Garaventa
Neubau oder Sanierung? – So könnte die Lösung im Konflikt um die Kampenwandbahn aussehen
Der Konflikt um die Kampenwandbahn droht zu eskalieren: Die Pläne des Betreibers für einen Neubau stoßen auf Widerstand. Viele fürchten den Verlust eines Wahrzeichens. Gibt es tatsächlich Alternativen zu einem Neubau? Ja, sagt Bauträger Karl Garaventa im Interview.
Aschau – Neubau oder doch eine Sanierung? Die Pläne des Eigentümers der Kampenwandbahn, Eric Zbil, für einen Neubau kommen in der Gemeinde teilweise nicht gut an. Sind die historischen Gondeln doch weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Bauträger Karl Garaventa aus Rohrdorf entstammt einer Familie aus der Schweiz, die von sich behaupten kann, Pioniere im Bereich des Seilbahnbaus zu sein. Er sieht Alternativen zu einem Neubau der Kampenwandbahn.
Herr Garaventa, der Eigentümer würde die Kampenwandbahn gerne neu bauen. Können Sie diesen Wunsch nachvollziehen?
Karl Garaventa: Den Wunsch des Eigentümers verstehe ich wohl, daran habe ich keinen Zweifel. Die Frage ist nur, ob man schon mal abgewägt hat, ob man anstelle eines Neubaus nicht dem Kunden zuliebe etwas macht, was das Alte erhält. Es gilt den Spagat zu finden, zwischen Neubau und Denkmalschutz. Eine Bergbahn unter Denkmalschutz zu stellen, halte ich für problematisch. Weil da der Unternehmer in die Zange genommen wird und kaum noch wirtschaften kann.
Lösung liegt zwischen Neubau und Nostalgie
Wie könnte ein solcher Spagat aussehen?
Garaventa: Man müsste versuchen, eine Zwischenlösung zwischen Neubau und Nostalgie zu finden und zu operieren. Es hat sich herausgestellt, dass diese Bergbahnen in der Schweiz, bei einer Höhe wie der bei der Kampenwand, die nicht mehr schneesicher sind, aber doch noch erhaltenswürdig sind, mit der Nostalgiewelle unheimlichen Erfolg haben. Das ist eine Erfolgsgeschichte, die eigentlich unbeschreiblich ist. Das finde ich toll, dass die Unternehmen, die das so machen, auch unglaublich Erfolg haben und somit auch existenzfähig sind.
Würde sich denn ein Neubau mit Nostalgie verbinden lassen?
Garaventa: Natürlich! Unter Nostalgie verstehe ich alles, was der Kunde sieht. Das sollte alles nostalgisch erhalten und gepflegt werden. Was der TÜV für die Sicherheitsbestimmungen der Bahn aber braucht, sollte umgebaut und modernisiert werden. So wie der Antrieb in der Talstation, die Ausrüstung der Stützen und die Bergstation. Den Rest aber könnte man erhalten.
Die Sicherheit ist aber doch auch derzeit voll gegeben, oder?
Garaventa: An der Sicherheit darf nicht gerüttelt werden, die muss nach wie vor gewährleistet sein. Sie ist aber auch in dem Zustand, in dem die Bergbahn jetzt ist, voll gegeben.
„Bergbahnen sollen ein Erlebnis sein“
Wie aufwendig wäre denn aus Ihrer Sicht ein Neubau der Bahn unter Berücksichtigung der Nostalgie?
Garaventa: Wissen Sie, wenn man nostalgisch baut, ist das nicht teurer als ein Neubau, meine ich. Die Kosten bleiben die gleichen. Aber die Ortschaft wäre sehr dankbar. Auch der Kunde, und damit meine ich auch mich selber, wäre bereit, die längeren Wartezeiten zu akzeptieren. Eine Nostalgiebahn fährt eben nicht so schnell wie eine neue Bahn. Das Erlebnis einer solchen Bahn ist das wert. Ich kann Ihnen ein Beispiel sagen: Vor 35 Jahren bin ich mit meinem Sohn, der damals sechs Jahre alt war, zum Skifahren an die Kampenwand. Da hat mein Sohn gesagt, die Bahn fährt aber langsam. Darauf habe ich ihm damals gesagt, ja wenn der Opa da wäre, dann hätte der die schon lange abgerissen und eine neue gebaut. Heute nach 35 Jahren sage ich, die Bahn darf man nicht abreißen, sondern auf Nostalgie umbauen. So hat sich das Erlebnis der Bergwelt geändert. Man muss nicht mehr mit großer Geschwindigkeit hochfahren, sondern man muss den Berg mit Genuss hinauffahren. Das sollte ein Erlebnis sein.
Würde der Bau in Form einer Sanierung mehr staatliche Förderungen mit sich bringen?
Garaventa: Eben nicht, das ist ja das Problem. Das bayerische Wirtschaftsministerium sagt, wenn du neu baust, kriegst du ein drittel Zuschuss. Und unter dem Aspekt der Nostalgie eben nicht. Da müsste man das Wirtschaftsministerium so weit bringen, dass die nostalgische Renovierung den gleichen Zuschuss wie ein Neubau bekommen würde. Dann, glaube ich, würde sich der Besitzer da durchringen, das auch zu tun.