Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Aufsichtsrat beschließt Neuausrichtung

Paukenschlag bei der Jennerbahn - Aus für den Skibetrieb?

Thomas Hettegger von der Jennerbahn
+
Vorstand Thomas Hettegger erklärt, welche Änderungen es bei der Jennerbahn geben wird.

Gerüchte gab es schon länger, nun ist es offiziell: Die Jennerbahn in Schönau am Königssee wird sich kommenden Winter neu ausrichten und sich auf Naturschnee konzentrieren, während der Skibetrieb eingeschränkt wird. Vorstand Thomas Hettegger schildert im Gespräch mit BGLand24.de die Beweggründe für diese gravierende Entscheidung und was nun im Fokus steht.

Schönau am Königssee – Kein Skifahren mehr am Jenner? Das ist so nicht ganz richtig. Der DSV-Stützpunkt am Krautkaser, das Kinderland an der Talstation, die blaue Piste an der Mittelstation sowie die Rodelbahn werden weiterhin beschneit und präpariert. Der Grund für die Einschränkung: Die Bedürfnisse der Wintergäste haben sich geändert. 70 Prozent der verkauften Tickets gingen in der letzten Wintersaison an Fußgänger. „Wir haben einfach zu wenig Alpin-Skifahrer bei einen zu großen Aufwand. Das Problem ist das Herstellen der alpinen Skipiste“, erklärt Thomas Hettegger. „Wir können uns das momentan einfach wirtschaftlich nicht leisten. Wir haben fünf schwierige Jahre hinter uns. Wir sind im Sommer immer noch 25 Prozent hinter ‚Vor-Corona‘. Bei der Bergbahn kann man nicht sparen: Ob 100 Leute fahren oder 2000, wir haben immer die gleichen Kosten.“ Sparen lässt sich aber an den Skipisten. Weniger Beschneien und weniger Präparieren sind die Zauberworte.

Rodeln, Wandern und Touren statt Ski Alpin

Hettegger setzt nun auf Alternativen. In den nächsten Jahren werde es immer wieder Veränderungen geben, um sich den Kunden anzupassen. „Wir sind ein Seilbahnbetrieb und wollen Menschen befördern. Dafür braucht man Attraktionen. Wir wollen weiterhin das Wintergefühl ermöglichen. Für die Einheimischen und für die Gäste.“ Rodler, Winterwanderer und Skitourengeher heißen die Zielgruppen, auf denen nun der Fokus liegt. Hettegger stellt sogar in Aussicht, dass es vielleicht einmal eine Rodelbahn bis ins Tal geben wird. „Der Winter an sich ist nicht schwierig. Wir haben schöne Wettertage, es rührt sich was. Rodeln macht Spaß, das kann jeder. Wir werden auch zukünftig zur Bergstation für die Tourengeher und Fußgänger wieseln, das ist kein Kostenfaktor.“

Personal und Lifte bleiben erhalten

Von den Einsparungen ist das bestehende Personal im Moment nicht betroffen. Allerdings werden wohl einige der externen Winter-Aushilfen wegfallen. Zwei Mitarbeiter der Bahn haben kürzlich ohnehin aufgehört. Zudem steht in fünf Jahren eine Pensionierungswelle an. Auch die Skilifte bleiben überwiegend im Betrieb. Den Krautkaserlift betreibt der DSV, die Jennerwiesenlifte laufen ohnehin fürs Rodeln. Wenn viel Schnee liegt, werden auch die Mitterkaserlifte betrieben. Für die weiterhin beschneiten Areale steht zukünftig auch mehr Wasser zur Verfügung. „Wir können dann höhere Schneeauflagen schneien. In diesen Bereichen geht uns der Schnee nicht mehr aus. So wird das Ganze ein bisschen komprimierter und wir können dann Schnee garantieren“, so Hettegger. Die Abfahrt ins Tal wird aber ohne Naturschnee nicht mehr möglich sein.

Nur große Skigebiete werden überleben

Ein Blick nach Österreich verrät, dass Ski Alpin sich wirtschaftlich für Betreiber schon noch lohnen kann. Läuft da etwas falsch im Talkessel? Der Jenner-Chef ist überzeugt, dass viele kleine Skigebiete aufhören werden. Schuld daran sei der Klimawandel und die damit verbundenen Kosten. „Es wird wärmer, aber mit der Technik kann man das ja ‚wegmachen‘. Man kann diese Pisten beschneien, nur muss das der Kunde bezahlen und man braucht genügend Kunden. Den alpinen Skisport wird es immer geben, aber es werden nur die großen Gebiete übrig bleiben. Das ist leider so. Wir haben zu wenig Nachfrage und wir haben nicht das Gelände. Die wollen breite Pisten, relativ flach, also blaue Pisten. Das hat sich mit dem Carving-Ski einfach verändert. Vor 20, 30 Jahren sind die noch runtergewedelt, aber jetzt wollen die Fläche haben, und die haben wir nicht.“

Umbauprozess wird sich noch über Jahre ziehen

Hettegger möchte mit der Umorientierung „nicht in Richtung höher, schneller, weiter“, sondern auf das setzen, was der Jenner von selbst zu bieten hat. „Bei uns ist dieser Königsblick von der Bergstation und vom Jennergipfel über den Nationalpark. Das ist unser Kapital. Wir haben nicht im Sinn, irgendetwas Künstliches zu bauen. Das sind wir nicht. Wir sind gut im Wandern, im Genießen, im Ausblick, in der Gastronomie. Wir wollen, dass die Menschen da tolle Qualität haben. Es soll für die Leute einfach ein netter Tagesausflug und nicht gekünstelt sein.“ Im Sommer bleibt das Konzept wie bisher bestehen. Hettegger schließt unser Gespräch mit dem Statement: „Wir haben jetzt mit einer Veränderung begonnen. Es ist nichts in Stein gemeißelt. Wir müssen uns einfach umorientieren. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird es noch einiges an Umbau geben.“

mf

Kommentare