Gleitschirmflieger in Bergbahn-Seilen verfangen
Bange Stunden am Hochfelln: Wie die Bergwacht den spektakulären Einsatz erlebt hat
Dramatische Rettungsaktion am Hochfelln. Ein Gleitschirmflieger hatte sich in den Seilen der Bergbahn verfangen, hing unglaubliche elf Stunden lang fest. Christoph Mitterer von der Bergwacht Bergen war bei dem spektakulären Einsatz dabei und berichtet im OVB-Gespräch über die bangen Stunden am Berg.
Bergen – „Das erlebt man auch nicht jeden Tag!“, ist Christoph Mitterer zu Beginn des Gesprächs mit dem OVB immer noch fassungslos über den spektakulären Einsatz, der bis in die Nachtstunden des Freitags (5. Mai) andauerte. Ein 26-Jähriger aus dem Landkreis Altötting war Donnerstagnachmittag vom Hochfelln herab mit seinem Gleitschirm unterwegs gewesen - und hatte sich in den Seilen der Bergbahn verfangen, hing dort über Stunden fest.
Der Alarm zu diesem unglaublichen Einsatz ging am Donnerstag, 4. Mai, um 14:45 Uhr bei der Bergwacht Bergen ein. Der Paraglider hatte sich bei einem Flugmanöver in den Seilen verfangen, die Bergbahn war umgehend gestoppt worden. Die Einsatzlage: diffizil. Zum einen galt es, den Gleitschirmpiloten zu retten, zum anderen, die Personen aus den beiden Gondeln zu bergen. Mit im Einsatz: der Rettungshubschrauber Christoph 14, um sich aus der Luft ein Bild von der Situation zu machen. „Mir ging erstmal einiges durch den Kopf“, sagt Mitterer und macht eine kurze Pause. „Immerhin ist das ja nicht alltäglich.“ Sofort sei ihm, Mitterer, und seinen Kollegen klar gewesen, dass ihnen hier ein zeitintensiver und schwieriger Einsatz bevorstehe.
Auch wenn die Bergwacht Bergen in ihrem Gebiet jedes Jahr im Schnitt zwei Einsätze mit abgestürzten Paraglidern hat. Das letzte Mal, dass sich in Bayern ein Gleitschirmpilot in einer Seilbahn verfangen hatte, war Mitterer zufolge im August 2011.
So lief die Rettung ab
Insgesamt neun Bergwacht-Bereitschaften mit rund 70 Einsatzkräften wurden letztendlich zum Einsatz angefordert. Außerdem waren weitere Einsatzkräfte von Polizei und Landratsamt, Freiwilliger Feuerwehr, Malteser Hilfsdienst sowie vom Landrettungsdienst und vier Hubschrauber beteiligt. Mitterer beschreibt den Einsatz wie folgt: Die Einsatzleitung hatte den einzelnen Trupps spezielle Aufgaben zugeteilt. Darunter auch die Rettung der rund 20 Personen, die noch in den Kabinen der Seilbahn festsaßen - die einen etwa 20, die anderen 30 Meter über dem Boden. Die ersten Retter rüsteten sich sodann mit entsprechendem Equipment aus und begannen, spezielle Rollen an den Seilbahnen festzumachen. Damit kletterten sie zu den Kabinen, betreuten die Personen, legten ihnen Rettungsgurte an und seilten sie anschließend behutsam auf den Boden ab.
Gleichzeitig begaben sich zwei Retter –auf dieselbe Art und Weise – auf den Weg zu dem hilflos abhängenden Gleitschirmflieger. „Menschen aus Gondeln zu retten, ist nicht das Problem“, betont Mitterer, „aber bei so einem abgestürzten Gleitschirmflieger braucht es besonders strukturiertes Vorgehen.“ Schließlich hing der junge Mann rund 80 Meter über dem Boden in den Seilen fest.
Die Rettung der Personen aus den Kabinen sowie des Gleitschirmfliegers waren aber noch nicht alles. Es mussten parallel rund 50 Personen vom Gipfel geborgen werden, darunter Säuglinge, ältere Menschen, eine schwangere Frau sowie zwei Hunde. Laut Mitterer wurden sie mit Hubschraubern vom Berg heruntergeflogen. Panik sei dabei keine aufgekommen. „Die Leute haben den kleinen Rundflug eher genossen“, ergänzt er mit einem erleichterten Lachen.
Einsatz nimmt gutes Ende
Auch wenn der Einsatz sehr strukturiert ablief, so ließ es sich wegen der ungünstigen Lage des Abgestürzten nicht vermeiden, dass die Einsatzkräfte für seine Rettung bis um 1:45 Uhr am nächsten Morgen brauchten - geschlagene elf Stunden. Christoph Mitterer zeigte sich im OVB-Gespräch erleichtert, dass alles ohne Zwischenfälle ablief.
Der Gleitschirmflieger kam nach der aufwendigen Rettung zur Untersuchung ins Krankenhaus. „Sein Zustand ist aber nicht kritisch“, so Mitterer abschließend. Andere Personen oder Rettungskräfte wurden nicht verletzt.
Welche rechtlichen Konsequenzen auf den 26-Jährigen zukommen oder Angaben zu den Kosten des Einsatzes und wer diese trägt, dazu konnte der Bereitschaftsleiter keine Auskunft geben.


