Das sagen die Geschäftsleute zur Konsumstimmung
„Geld sitzt nicht mehr so locker“: So steht es um die Kauflust im Wasserburger Land
Hohe Inflation, gestiegene Preise: Die Kauflust der Deutschen ist deshalb auf „niedrigem Niveau“. Das legt zumindest eine aktuelle Studie nahe. Ist das auch im Wasserburger Altlandkreis der Fall? So bewerten die Geschäftsleute die Konsumstimmung.
Wasserburg – Ist die Kauflust der Deutschen am Boden? Das legt zumindest eine Studie des deutschen Marktforschungsinstituts, Growth from Knowledge (GfK), nahe. Laut einer Erhebung von August 2021 bis August 2023 liegt die Konsumstimmung in Deutschland „weiter auf niedrigem Niveau“. Der GFK-Konsumklima-Index lag im August 2023 bei einen Indexwert von -24,6 Punkten. Für September prognostiziert die GfK für das Konsumklima einen Wert von -25,5 Punkten und somit eine Verschlechterung bei der Stimmung der Konsumenten.
Laut dem Marktforschungsinstitut befindet sich auch die Inflationsrate durch die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg weiter auf Rekordniveau. Die hohen Lebenshaltungskosten würden laut GfK die deutschen Verbraucher verunsichern. In der Folge seien sie weiter sehr zurückhaltend bei Anschaffungen. Das bestätigt auch das Statistische Bundesamt. Im August lagt die Inflationsrate bei einem Plus von 6,1 Prozent.
Kaufleistung „weiterhin gut“
Wie sieht es bei uns in der Region aus? Bemerken die Geschäftsleute in Wasserburg ebenfalls eine Kaufunlust der Bürger? Sibylle und Tobias Schuhmacher, Inhaber des Innkaufhauses in Wasserburg, können das nicht bestätigen. Entgegen der Statistiken sei die Kaufleistung der Bürger ihrem Empfinden nach „weiterhin gut“. „Wir haben nicht das Gefühl, dass die Leute unter Kaufunlust leiden“, sagt Sibylle Schuhmacher. „Unsere Kunden bewerten es sehr positiv, dass sie bei uns alles unter einem Dach finden“, erklärt sie.
Vergleiche, wie es vor der Corona-Zeit gewesen sei, könne das Ehepaar schlecht ziehen. „Wir haben das Innkaufhaus 2017 neu eröffnet. Da waren wir noch grün hinter den Ohren“, sagt Tobias Schuhmacher. „Zwei Jahre später kam dann die Corona-Pandemie, danach der Ukraine-Krieg“, erklärt Sibylle Schuhmacher.
Auch Sonja Schacherl, Geschäftsführerin vom Gewandhaus Gruber, kann ebenfalls keine Kaufunlust feststellen, im Gegenteil. „Wir haben so viel zu tun, wir kommen gar nicht hinterher“, berichtet sie. „Wir stellen auch fest, dass wir viele Kunden aus München oder Rosenheim haben. In den großen Städten ist es vielen zu überlaufen“, so Schacherl. „Wasserburg ist wunderschön, viele verbinden ihren Einkauf bei uns mit einem Ausflug hierher“, weiß die Geschäftsführerin. „Dazu kommt auch, dass es uns hier in der Region noch gut geht“, sagt sie.
Trotzdem bemerkt sie schon, dass der Geldbeutel seit den Erhöhungen der Energiepreise, bedingt durch den Ukraine-Krieg, „nicht mehr so locker sitzt. Wir müssen alle sparen“, sagt Schacherl. Trotzdem gebe es genügend Kunden, aber das Bekleidungsgeschäft kämpfe mit Personalmangel. „Das ist unser großes Manko“, berichtet die Geschäftsführerin. „Wir könnten jede Menge Kräfte brauchen, auch Teilzeit oder Minijob. Liebend gerne nehmen wir Quereinsteiger“, sagt Schacherl. Aber die Bewerbungen bleiben aus, Lehrlinge habe das Bekleidungsgeschäft in Wasserburg zurzeit keine.
„Mehr bewusste Entscheidungen“
Michael Goetzke ist Inhaber des Modehauses Eberl in Haag. Außerdem hat er mehrere Bekleidungsgeschäfte in Wasserburg. Er findet nicht, dass von „Kaufunlust“ die Rede ist, aber: „Es werden mehr bewusste Entscheidungen getroffen“, so Goetzke. Er habe auch ein „anderes Stimmungsbild“, da er Filialen in Haag und Wasserburg betreibe. Sein Eindruck ist, dass durch die Corona-Zeit „das Land Käufer gewonnen, die Stadt welche verloren hat. „Auch dadurch, dass die Geschäfte auf dem Land weniger überlaufen sind“, so der Inhaber. Trotzdem sei „in der Summe die Kundenfrequenz zurückgegangen, aber der Umsatz ist solide“, sagt er.
Auch Despina Spytalmanis-Schatz, eine der Inhaberinnen der Boutiquen „Honigmädchen“ und „Wasserstoff“, kann keine Kaufunlust feststellen. Im Gegenteil: Der Umsatz stimme und „die Leute haben richtig Lust, zu kaufen.“ Überrascht von den Studienergebnissen ist Spytalmanis-Schatz dennoch nicht. „Ich bekomme schon mit, dass andere Boutiquen in unserer Größe, die zum Beispiel in München ansässig sind, größere Probleme haben“, so die Geschäftsfrau. Wasserburg habe einen Standortvorteil. „Es ist eine Kleinstadt mit vielen Touristen“, erklärt Spytalmanis-Schatz. Hinzu komme: Durch die Größe von Wasserburg seien auch die Mieten günstiger im Vergleich zu den Preisen in München – sowohl bei den Käufern, als auch bei den Geschäftsleuten. „Das macht es für uns natürlich einfacher.“
„Bewusste Kaufentscheidungen“
Auch Andreas Bonholzer, Vorsitzender des Wirtschaftsförderungsverbands Wasserburg, kann in der Innstadt „keine Kaufunlust wahrnehmen“. „Ich denke, die Leute sind zurückhaltender, wenn sie sich etwas anschaffen wollen. Das liegt an der Inflation und den steigenden Preisen. Die Bürger tätigen mehr überlegte Kaufentscheidungen“, findet er. „Aber kaufen wollen die Bürger“, zeigt sich Bonholzer überzeugt. Womit der Handel mehr zu kämpfen habe, sei der Mangel an Personal und Fachkräften, so der Vorsitzende.


