Heikler Weg von Neubaugebiet zur Grundschule
„Gefahr für unsere Kinder“: Bad Aiblinger Eltern besorgt über Schulweg – Lösung in Sicht?
Ist der Weg zur Schule für einige Aiblinger Schüler zu gefährlich? Eltern äußern diese Sorgen und fordern konkrete Verbesserungen der Verkehrssituation. Wie die Schule dazu steht und welche Maßnahmen die Behörden ergreifen.
Bad Aibling – Seit einigen Wochen läuft das neue Schuljahr und für viele Kinder ist auch der Schulweg eine ganz neue Erfahrung. Während manche Kinder sicher mit dem Schulbus befördert werden, müssen andere, etwa weil sie näher wohnen, zu Fuß kommen. Und genau das treibt einigen Eltern Schweißperlen auf die Stirn. In ihren Augen ist der Weg zur Schule oftmals zu unübersichtlich, es fehlen sichere Straßenübergänge wie Ampeln oder Zebrastreifen und die Autos fahren in den betroffenen Bereichen zu schnell. Der Schulweg ist ihnen schlicht zu unsicher, zu gefährlich für ihre Kinder.
Auch in Bad Aibling kommt das Thema derzeit wieder auf. Gerade Schüler, die aus dem Neubaugebiet Ellmosener Wies zur Luitpoldschule kommen müssen, stoßen hierbei auf Herausforderungen. „Als Mutter mache ich mir große Sorgen um den Schulweg meiner Kinder“, sagt eine Frau gegenüber dem OVB, die mit ihrer Familie in besagtem Wohngebiet lebt. Vor der Luitpoldschule gibt es zwar einen Kreisverkehr, jedoch fehlten Schilder oder sichere Übergänge wie Ampeln oder Zebrastreifen.
Mehr Schutz für Kinder gefordert
An der stark befahrenen Thürhamer Straße würden zudem viele Autos trotz der Tempo-30-Beschränkung zu schnell fahren. „Es ist enttäuschend, dass die Stadt und das Landratsamt zwar dichte Neubaugebiete genehmigen, aber keine sicheren Schulwege schaffen“, kritisiert die zweifache Mutter, die nicht namentlich genannt werden möchte. Ohne die tägliche Begleitung der Kinder durch die Eltern wäre hier schon längst etwas passiert, ist sie sich sicher. Und für Berufstätige stelle dies eine immense Herausforderung dar. „Den Titel ‚Schulstadt‘ für Bad Aibling halte ich nicht für angemessen, wenn Rad- und Schulwege für Kinder fehlen.“
Die Forderung: Schutzbedürftigen Kindern sollte im Straßenverkehr, vor allem bei der baulichen Planung und Umsetzung, mehr Priorität eingeräumt werden. Immerhin sei Bad Aibling kein Dorf und benötige Gehwege und sichere Übergänge, die die Sicherheit der Kinder gewährleisten. Die Situation an der Kreuzung Thürhamer Straße/ Eichenstraße, die aus dem Wohngebiet führt, sei bekannt. Und Eltern müssten um die Sicherheit der Kinder, wie sie etwa um ihre 7-jährige Tochter, bangen.
Schulleiterin spricht von „schwieriger Situation“
Mit ihrer Sorge ist die Aiblinger Mutter nicht alleine. Den Wunsch nach mehr Sicherheit vertritt beispielsweise auch Hiltrud Volpert, Rektorin der Luitpold-Grundschule Bad Aibling. „Natürlich ist das ein Thema“, erklärt sie auf OVB-Nachfrage. Kinder sollten sicher und selbstständig zum Unterricht gelangen können, „die jetzige Situation halte ich jedoch für schwierig“, betont Volpert. Auch für sie sei es problematisch, dass Bereiche fehlten, in denen die Kinder sicher über die Straße kommen.
Gerade der Zuwachs im Neubaugebiet Ellmosener Wies sollte die Stadt dazu bewegen, hier mehr Abhilfe zu schaffen. Das Problem sei laut Volpert, dass viele Kinder etwa auf der anderen Seite der Ellmosener Straße wohnen. Sie sei bereits mit mehreren Eltern über die Probleme im Austausch gewesen. Auch hätte es bereits eine Elterninitiative gegeben, wozu eine Rückmeldung der Stadt bislang ausgeblieben sei.
„Großes Chaos“ am Morgen
Zusätzlich gebe es an ihrer Schule keine Parkplätze. „Da ist morgens oft großes Chaos“, was wiederum zwangsläufig durch die vielen Eltern entstehe, die ihre Kinder mit dem Auto bringen oder bringen müssen. Für Volpert würde deshalb bereits ein Zebrastreifen an entsprechenden Stellen schon vieles bessern. Und wie schätzt die Stadt Bad Aibling die Situation ein?
Grundsätzlich, erklärt Pressesprecherin Franziska Vogl auf OVB-Anfrage, gebe es die Möglichkeit, bei der Schule einen Antrag auf Schülerbeförderung einzureichen, der dann an die Stadt weitergeleitet wird. Ob diesem Antrag stattgegeben wird, sei eine Einzelfallentscheidung, die in der Zuständigkeit des Landratsamtes liegt. Aktuell liege ein solcher Antrag, welcher an der Luitpoldschule gestellt werden müsste, nicht vor.
Aktuelle Sicherheitsprüfung des Landratsamtes
Generell wird das Thema „Schulwegsicherheit“ vom Landratsamt überprüft. Und für den Bereich Ellmosen zur Luitpold-Grundschule ist die Verkehrssicherheitsbeauftragte der Behörde kürzlich tatsächlich aktiv geworden. In ihrer Beurteilung resümiert sie, dass eine besondere Gefährlichkeit nicht festgestellt werden konnte. Laut Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecherin des Landratsamtes Rosenheim, wurde diese Schulwegbeurteilung bereits im Mai dieses Jahres an die Stadt Bad Aibling verschickt.
„Eine Prüfung wird eingeleitet, wenn ein Antrag zur Beurteilung über eine besondere Gefährlichkeit oder Beschwerlichkeit auf zum Beispiel einem Schulweg vorliegt.“
„Eine Prüfung wird eingeleitet, wenn ein Antrag zur Beurteilung über eine besondere Gefährlichkeit oder Beschwerlichkeit auf zum Beispiel einem Schulweg vorliegt“, erklärt Gaßner-Nickl. Eine solche Prüfung können die jeweiligen Kommunen oder auch besorgte Eltern beantragen. Zunächst werde dabei ein Überblick über die Situation vor Ort gewonnen, indem der Schulweg begangen und geprüft wird. Danach wird die Gesamtsituation anhand festgelegter Kriterien bewertet. Dabei wird etwa berücksichtigt, ob man einen anderen zumutbaren Weg gehen könnte, wie alt die betroffenen Kinder sind, ob der Weg beleuchtet ist oder ob Gehwege und Querungsmöglichkeiten vorhanden sind. Diese Beurteilung wurde auch in diesem Fall mit der Polizei abgestimmt.
Mit eben dem Ergebnis, dass vom besagten Schulweg keine besondere Gefahr ausgeht. Gaßner-Nickl betont in diesem Zusammenhang: „Für die Beurteilung einer besonderen Gefährdung, wie hier im Fall eines Schulwegs, sind nicht subjektive Befürchtungen, sondern die objektiven Gegebenheiten ausschlaggebend.“
Kreisverkehr mit Querungshilfen geplant
Doch ungeachtet dessen könnte sich die Situation für Kinder auf ihrem Schulweg künftig womöglich doch verändern. Laut dem Bad Aiblinger Tiefbauamt sei zur sicheren Überquerung der Thürhamer Straße bei der Kreuzung mit der Ellmosener Straße ein Kreisverkehr mit Querungshilfen geplant. Ein genauer Zeitplan hierfür ist noch nicht bekannt, allerdings lag das Thema bereits seit Jahren in zahlreichen städtischen Gremien auf dem Tisch.
Wie mehrmals im Rathaus öffentlich diskutiert, ist an besagter Kreuzung rund um ein geplantes Bauvorhaben, das unter anderem einen Supermarkt beinhalten soll, ein Kreisverkehr anstelle der jetzigen Kreuzung geplant. Damit wolle man dem zu erwartenden Anstieg des Verkehrsaufkommens entgegenwirken.
Situation soll weiter verbessert werden
Außerdem wird die Bauverwaltung im kommenden Jahr für den Kreisverkehr Ellmosener Straße/Harthauser Straße einen Verkehrsplaner beauftragen, „um die Situation für die Schulwegsicherheit zu verbessern“, so die Stadt. Bleibt also für viele Eltern, auch für die Mutter der 7-jährigen Tochter, zu hoffen, dass alleine die Inhalte des Schulunterrichtes die Kinder künftig herausfordern werden – und nicht bereits der Weg dorthin.
Und dennoch bleibt die Diskussion nicht nur in der Kurstadt ein brisantes Thema. Blickt man etwa in die Nachbarkommune Kolbermoor, kann man dort seit Längerem etwa eine Debatte zur Verkehrssituation am Ortseingang in der Aiblinger Straße beobachten. Auch hier fehlt aus Sicht einiger Anwohner ein sicherer Straßenübergang. Dort scheitert etwa der Wunsch nach einem Zebrastreifen auch daran, dass alleine für einen dafür notwendigen Gehweg der Platz nicht ausreicht.