Fest zum 25-jährigen Bestehen in Feldkirchen-Westerham
Harte Schale, weicher Kern: BAB Motorradfreunde bringen Kinder- und Seniorenaugen zum Leuchten
Es ist nicht nur die Freude am Motorrad fahren, sondern vor allem der Wunsch, anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, der die BAB Motorradfreunde aus dem Mangfalltal seit 25 Jahren verbindet. Was der Verein Gutes tut – und wie er jetzt sein Jubiläum feiert.
Feldkirchen-Westerham/Kolbermoor – Schwere Maschinen, Männer in schwarzen Lederkutten, aus der Stereoanlage scheppert ein Song der Hardrock-Band Judas Priest: Wer sich dienstags ab 18 Uhr in die Nähe eines Bauernhofs am Stadlberg bei Feldkirchen-Westerham verirrt, könnte kurzfristig das Gefühl bekommen, in ein Rockertreffen geraten zu sein. Doch dem Besucher wird schnell klar: Dieser Motorradverein, der hier in der Biker-Alm jeden Dienstag seinen Stammtisch abhält, ist anders, als viele Motorradclubs, die oftmals mit einem zweifelhaften Ruf behaftet sind. So geht es beim Verein „Bavarian American Brotherhood Motorradfreunde (BAB)“ zwar auch um die Freude am Motorrad fahren – aber auch um das große Bedürfnis der Mitglieder, Gutes zu tun.
Seit Gründung des gemeinnützigen Vereins im Jahr 1999 steht Josef „Chicken Joe“ Ecker (71) aus Kolbermoor an der Spitze der Organisation. Dessen Leidenschaft für motorisierte Zweiräder hatte bereits im frühen Erwachsenenalter begonnen, seit 1993 ist er in Regel auf seiner Harley Davidson unterwegs. Als er Mitte der 90er-Jahre eine kleine Snack-Bar am Rande des Baseballfelds auf dem Areal der ehemaligen US-Kaserne bei Mietraching betrieben hatte, reifte bei dem heute 71-Jährigen die Idee, einen Stammtisch für Motorrad-Freunde zu gründen. Ein Stammtisch, an dem sich vor allem ehemalige Gäste des Rosenheimer Lokals „Virigina Home“ sowie Mitglieder der US-Kaserne einfanden.
Zwei US-Amerikaner, ein Engländer und fünf Deutsche gründen den Verein
So kam es, das am 13. Februar 1999 sieben Biker – zwei US-Amerikaner, ein Engländer und fünf Deutsche – einen Verein für Motorradfreunde gründeten, bei dem „Chicken Joe“ – den Spitzennamen hatte er aufgrund seiner in der Snack-Bar angebotenen Hendl erhalten – den Vorsitz übernahm. Den Namen „Bavarian American Brotherhood“ (BAB) steuerte ein weiteres Gründungsmitglied, ein US-Amerikaner, bei, der damit die Verbundenheit der US-Angehörigen und der bayerischen Biker würdigen wollte.
25 Jahre später ist Josef „Chicken Joe“ Ecker immer noch Präsident des Vereins, der aktuell 33 Mitglieder hat. Diese stammen zumeist aus dem Raum Rosenheim, aber auch aus Miesbach oder München. Zentrale Anlaufstelle ist weiterhin der öffentliche Stammtisch, der immer dienstags ab 18 Uhr stattfindet und zu dem jeder Zweiradfahrer willkommen ist, „egal ob 125er oder Boss Hoss“, wie „Chicken Joe“ betont. „Auch E-Bike-Fahrer dürfen natürlich gerne vorbeischauen.“
Wobei die Örtlichkeit, an der sich die Biker zu ihren Stammtischen treffen, dem Verein in den vergangenen Jahrzehnten größere Probleme gemacht hat: Bis 2009 konnten „Chicken Joe“ und seine Motorradfreunde zwar trotz des Abzugs der amerikanischen Soldaten 2004 auf dem ehemaligen Kasernengelände bei Bad Aibling bleiben. 2010 hatte die Stadt dann aber den Pachtvertrag aufgekündigt. „Dann haben wir erst mal nichts mehr für den Verein gehabt“, erinnert sich der charismatische Gastronom zurück.
Suche nach einer neuen Heimat gestaltet sich schwierig
Die Suche nach einem neuen Domizil gestaltete sich schwierig. „Wenn die Leute hören, dass es da um Motorräder, vielleicht sogar laute Harleys geht, und um schwarze Kutten, dann wird‘s echt schwierig“, erzählt der Dauer-Präsident von Vorurteilen, mit denen die Motorrad-Fans immer wieder zu kämpfen haben. Ein Tipp mit einem möglichen Platz auf einem Bauernhof bei Feldkirchen-Westerham brachte dann für den Verein aber die Wende zum Positiven. „Das ist eine super Location“, beschreibt „Chicken Joe“ das heutige Domizil, das von den Vereinsmitgliedern gut angenommen wird. So stünden bei schönem Wetter an Stammtischtagen „hier schon mal 30, 40 Motorräder rum“.
Mit Ausfahrt, BBQ und Live-Musik: „Bavarian American Brotherhood“ feuert 25-jähriges Bestehen
Mit rund 150 Gästen rechnen die BAB Motorradfreunde aus Feldkirchen-Westerham am Wochenende 5. bis 7. Juli 2024, wenn der Verein an der Biker-Alm am Stadlberg 1 sein 25-jähriges Bestehen feiert. Willkommen sind alle Motorradfahrer, das Fest beginnt am Freitag, 5. Juli, ab 17 Uhr mit der Anreise der Gäste. Für Übernachtungen steht unter anderem ein Zeltplatz zur Verfügung. Auf dem Programm stehen Live-Musik, diverse Biker-Spiele, Poker Run sowie für die kulinarischen Freuden ein BBQ „BAB-Style“. Einer der Höhepunkte wird die gemeinsame Ausfahrt am Samstag, 6. Juli, ab 12 Uhr sein, die derzeit vom Verein noch ausgearbeitet wird. „Wir haben schon ein paar Ideen dazu, aber noch ist nichts spruchreif“, so BAB-Präsident Josef „Chicken Joe“ Ecker. Weitere Informationen zum Verein und zum Jubiläum gibt es online unter www.bab-motorradfreunde.de.
Wobei der Verein keineswegs nur auf das Thema Motorrad reduziert werden darf. Denn der Wunsch, anderen Gutes zu tun, zählt bei den Vereinsmitgliedern mindestens ebenso viel, wie das Gefühl der Freiheit bei der Ausfahrt auf dem Motorrad. So haben die Biker in den vergangenen Jahren unter anderem Kinder im bulgarischen Smirnenski mit diversen Spenden unterstützt, Biker-Präsident Ecker zudem einen Teil seiner Haarpracht zugunsten einer Kinderkrebsstiftung gespendet. Das mit Abstand beliebteste und weit über die Grenzen Rosenheim hinaus bekannteste ehrenamtliche Engagement der BAB-Mitglieder ist allerdings ihre Nikolaus-Tour, bei der sie alljährlich die Augen von Groß und Klein zum Leuchten bringen.
Ihren Ursprung nahm die Aktion im Jahr 2003, als der Verein noch in Bad Aibling beheimatet war, in diesem Jahr jedoch kein Christkindlmarkt in der Kurstadt stattfand. „Wir haben damals zusammengesessen und überlegt, was man da machen kann“, erinnert sich der Präsident zurück. „Dann haben wir beschlossen, dass wir einfach als Nikoläuse verkleidet auf unseren Motorrädern durch die Straßen der Stadt fahren.“ Gesagt, getan: So schwangen sich zehn BAB-Mitglieder im St.-Nikolaus-Kostüm gemeinsam mit ein paar verkleideten Engerln auf ihre schweren Maschinen und kurvten über den Bahnhof bis in die St.-Georg-Siedlung, wo viele Anwohner große Augen machten und die Motorrad-Nikoläuse bestaunten und feierten. Die Niko-Tour war geboren.
Heute, mehr als zwei Jahrzehnte später, ist daraus ein vorweihnachtliches Event geworden, auf das zahlreiche Menschen in der Region wochenlang hinfiebern. So machen sich die Nikoläuse des Vereins auf ihren Motorrädern, vollbepackt mit sellbst gebackenen Motorrad-Lebkuchen, Jahr für Jahr an den ersten zwei Adventswochen auf zu verschiedenen sozialen Einrichtungen – vom Altenheim bis zum Waisenhaus – um dort die Menschen zu beglücken. „Im Schnitt besuchen wir an den beiden Wochenenden rund 25 Einrichtungen“, erzählt „Chicken Joe“. „Die Leute freuen sich so über unseren Besuch, da könnte ich manchmal richtig heulen.“
Besuch in einer Senioreneinrichtung bleibt dem Präsidenten im Gedächtnis
Ein Besuch in einer Bad Aiblinger Senioreneinrichtung ist ihm dabei besonders im Gedächtnis geblieben. „Wir haben dort eine Frau kennengelernt, die durch die Motorräder an ihren Mann erinnert wurde und uns gefragt hat, ob sie mitfahren darf. Was der Arzt dann aber leider für dieses Jahr verboten hatte“, erzählt der Präsident. „Im kommenden Jahr aber hat‘s dann geklappt: Wir haben sie in einen Beiwagen reingehoben und sind in Bad Aibling eine kleine Runde mit ihr gefahren. Das war ein Wahnsinnserlebnis für sie.“ Nur wenige Wochen später habe er dann erfahren, dass die Frau verstorben ist.
Bevor nun aber die Backöfen für die Motorrad-Lebkuchen angeschmissen, die Routen für die diesjährige Niko-Tour ausgearbeitet werden, steht zunächst einmal die Feier zum 25-jährigen Bestehen des Vereins an. Auch hier wollen die BABler wieder Gutes tun und, wenn die Festeinnahmen reichen, der Malteser-Motorradstaffel, die sich ebenfalls zum Jubiläum angekündigt hat, einen Defibrillator spendieren. Zumal „Chicken Joe“ jüngst am eigenen Leib erfahren hat, wie wichtig schnelles Handeln bei medizinischen Notfällen ist.
Nach leichtem Schlaganfall wieder vollständig erholt
Denn der 71-Jährige hatte vor einigen Monaten einen leichten Schlaganfall erlitten, von dem er sich mittlerweile aber vollständig erholt hat. Auch beim Motorradfahren hat er keine Einschränkungen. Zumal er sowieso „kein Gasradl“ hat, sondern eine Harley fährt. „Ich bin eher der entspannte Motorradfahrer, der die Ausfahrt genießen will“, sagt „Chicken Joe“ und lacht. Nur wenn es ums Engagement für die Mitbürger geht, da geben „Chicken Joe“ und die anderen BAB-Vereinsmitglieder immer Vollgas.

