Haare für guten Zweck abgeschnitten
Feldkirchner Biker-Präsident „Chicken Joe“ spendet seine Haare für krebskranke Kinder
Chicken Joe, der Präsident der „Bavarian American Brotherhood“-Biker aus Feldkirchen-Westerham, hat seine Haarpracht gespendet. Daraus machen Spezialisten nun eine Perücke, die in der „Aktion Rapunzel“ an Fachfirmen versteigert wird. Der Erlös geht an die Kinderkrebsstiftung.
Feldkirchen-Westerham – Die Mitglieder der Motorrad-Crew „Bavarian American Brotherhood“ (BAB) sind weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt – und das nicht nur aufgrund ihres breit aufgestellten Vereinslebens im Biker-Heim am Stadlberg in Feldkirchen-Westerham. Vor allem wegen ihres sozialen Engagements machten die BAB-Biker von sich reden. Mit seiner jüngsten „Benefizaktion“ sorgte nun Biker-Präsident „Chicken-Joe“ höchstpersönlich für ein „haariges Spektakel“.
Verrückte Idee für einen guten Zweck
Als Sepp Ecker, wie der Präsident mit bürgerlichem Namen heißt, seine Spendenidee verkündete, standen den meisten seiner Biker-Freunde im wahrsten Sinn des Wortes die „Haare zu Berge“. Denn von denen trennte er sich in einer wahren „Haar-Challenge“ für einen guten Zweck – zur Herstellung von Perücken zugunsten von krebskranken Kindern.
Auf diese Idee kam Chicken-Joe in der harten Corona-Zeit und der Einsamkeit des Vereinsheim-Umbaus: „Wenn die Haare mal runter müssen, dann sollten sie nicht einfach in die Tonne geklopft werden, sondern irgendeiner sinnvollen Wiederverwendung dienen“, blickt der Biker-Präsident zurück. Nach kurzer Recherche kam er mit Alexandra Blank in Kontakt.
Live-Show vor dem Vereinsheim
Die Hair- sowie Makeup-Artistin war von der Aktion sofort begeistert: „Da muss ich unbedingt dabei sein“, so die Reaktion der 21-Jährigen. Und auch ihr Arbeitgeber, das Rosenheimer Haarcenter Hess bot Unterstützung an. Als Location für die haarige Aktion wurde das Biker-Vereinsheim am Stadlberg ausgewählt. Dem großen „Hair-Cut-Showdown“ wohnten knapp drei Dutzend „bis in die Haarspitzen“ gespannte BAB-Motorradfreunde bei. Darunter auch Bene Singer, der die Idee so klasse fand, das er es einfach live erleben wollte.
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Und so wurde der Haarschnitt wahrlich zelebriert. 15.28 Uhr nahm „Mister President“ auf seinem Stuhl vor dem Clubheim Platz. Die Spannung stieg spürbar im Sekundentakt. Und auch die Skepsis war dem ein oder anderen doch deutlich anzusehen. „Mir ging ehrlich gesagt doch etwas die Muffe, weil mich alle nur mit meiner langen Mähne kennen“, gibt Ecker rückblickend zu.
Nach 13 Minuten waren die Haare in Zöpfe geteilt, Alexandra setzte unter großem „Hallo“ die Schere zum ersten Schnitt an. Wie eine Trophäe hielt sie das erste abgeschnittene Haarbüschel hoch. Tosender Beifall. Insgesamt landeten schließlich 13 Zöpfe mit einer Länge zwischen 21,5 und 24,6 Zentimetern in einer Schachtel.
„Nach dem Jubel meiner BAB-Biker während der Prozedur musste das Ergebnis einfach spektakulär werden“, zeigte sich der Biker-Präsident vom Endergebnis begeistert. Doch der erste Blick in den Spiegel war ein kleiner Schock für ihn: „Da musste ich dann doch erst einmal schlucken“, gibt er zu.
Mit Volumenpuder und Wachs wurde der modische Kurzhaarschnitt noch perfekt gestylt. „Was für ‘ne irre Sache, ey Präse, siehst echt mega aus“, lobten die Biker das Ergebnis. Die Haarspende geht nun über das Rosenheimer Haarcenter an die Rapunzel-Stiftung des Bundesverbands der Zweithaarspezialisten (BVZ).
Wie man Haare spenden kann
Das Ziel des Bundesverbandes der Zweithaarspezialisten (BVZ) ist es, in Zusammenarbeit mit der Rapunzel-Stiftung Menschen in einer besonders schwierigen Lebenssituation zu helfen.
Die gesammelten Haare, die die notwendigen Voraussetzungen zur Weiterverarbeitung und Herstellung von Perücken und Haarteilen erfüllen, werden an Fachfirmen versteigert. Der Reinerlös dieser Versteigerungen wird dann unter anderem der Kinderkrebsstiftung zugeführt. Dabei werden vom BVZ auch bundesweit Friseure unterstützt, die bei der „Aktion Rapunzel“ mitmachen möchten.
20 Zentimeter werden gebraucht
Für eine Haar-Spende sollten die Haare eine Länge von mindestens 20 bis 25 Zentimetern haben. Im ersten Schritt werden die Haarsträhnen in einzelne Zöpfe abgeteilt, am Ende mit einem Gummiband zusammengeschnürt und dann hinter dem Gummiband abgeschnitten. Die Haarbüschel werden dann nach Farbe, Struktur und Beschaffenheit sortiert.
Soziales und karitatives Engagement der Feldkirchen-Westerhamer Biker
Die Mitglieder der Motorrad-Crew „Bavarian American Brotherhood“ (BAB) sind Biker durch und durch und leben ihre Leidenschaft das ganze Jahr über aus. Ganz besonders liegt ihnen das soziale und karitative Engagement für Menschen am Herzen, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen. So cruisen die Motorrad-Freunde seit 2003 alljährlich – auch Corona konnte sie nicht davon abhalten – in roten Nikolaus-Gewändern auf ihren Bikes zu verschiedenen Senioren-Einrichtungen und Altersheimen im Landkreis, um den älteren Menschen eine Freude zu bereiten.
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Die „harten Jungs“ mit den großen Herzen haben mit ihrer jährlichen Benefizaktion in der Adventszeit mittlerweile bayernweit Kultstatus erreicht. Interessierte Motorradfreunde sind jederzeit im Vereinsheim am Stadlberg 1 in Feldkirchen-Westerham gern gesehene Gäste. Unter dem Motto „Schau vorbei, dann biste dabei“ kann sich jeder Biker und jede Bikerin einen Einblick in das facettenreiche BAB-Biker-Vereinsleben verschaffen. Infos gibt es auch unter www.BAB-Motorradfreunde.de.



