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Barrierefreiheit und bessere Kommunikation

Bald nur noch alles digital? Feldkirchen-Westerham setzt jetzt eine eigene KI ein

Die Gemeinde Feldkirchen-Westerham will durch neue Online-Tools die Barrierefreiheit und Bürgerkommunikation verbessern
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Die Gemeinde Feldkirchen-Westerham will durch neue Online-Tools die Barrierefreiheit und Bürgerkommunikation verbessern. (Symbolfoto)

Die Gemeinde Feldkirchen-Westerham setzt nun auf Künstliche Intelligenz (KI). Gleich drei Veränderungen wird diese Umstellung mit sich bringen. Worauf sich die Bürger einstellen müssen und wie viel die digitalen Hilfsmittel kosten werden.

Feldkirchen-Westerham – Die Gemeinde Feldkirchen-Westerham möchte sich verbessern. Zumindest, was die eigene Homepage angeht. Das teilte Bürgermeister Johannes Zistl (OLV) jüngst in der Gemeinderatssitzung mit. Mithilfe von Tools, also digitalen Hilfsprogrammen, soll die Barrierefreiheit auf der hauseigenen Webseite verbessert werden. Und das sei dringend notwendig.

Ab diesem Jahr tritt nämlich das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz in Kraft. Bedeutet, dass alle Webseiten in der EU für Menschen mit Beeinträchtigungen barrierefrei sein müssen. Das hat die Gemeinde Feldkirchen-Westerham jetzt umgesetzt. Laut Zistl hat man dafür verschiedene Tools miteinander verglichen und sich für „DIGIaccess“ entschieden.

Die neuesten Funktionen

Dieses Tool findet man auf der Homepage der Gemeinde unten links auf dem Bildschirm: und zwar als kleinen Menschen in einem blauen Kreis. Mit einem Klick darauf erscheint eine Vielzahl an Möglichkeiten für „Barrierefreie Anpassungen“. „Wenn man zum Beispiel auf die Rubrik ,Seheinschränkungen‘ klickt, wird die Webseite vergrößert“, erklärt der Leiter der IT-Abteilung, Florian Sohler.

Auf der Homepage der Gemeinde Feldkirchen-Westerham gibt es seit neustem die barrierefreien Anpassungen. Damit sollen auch Menschen mit Beeinträchtigungen selbstständig die Webseite benutzen können.

Eine weitere Funktion ist die Verhinderung zur „Neigung zu Krampfanfällen“. Aktiviert man diesen Button, wird die gesamte Seitenansicht grau, um gefährliche Farbkombinationen zu reduzieren und mögliche Krampfanfälle zu verhindern. „Es gibt auch die Möglichkeit, sich den Text vorlesen zu lassen oder die Webseite so zu verändern, dass sie mit Screenreadern kompatibel ist“, so Sohler.

Unter den barrierefreien Anpassungen fällt auch die Kategorie „Neigung zu Krampfanfällen“. Aktiviert man dies, wird die gesamte Webseite der Gemeinde grau.

Das Tool „DIGIaccess“ für mehr Barrierefreiheit kann jetzt schon auf der Homepage benutzt werden. Insgesamt kostet dieses Programm die Gemeinde 800 Euro im Jahr. Anders sieht es bei dem sogenannten Chatbot aus. Dieser soll im zweiten Quartal 2025 einsatzbereit sein und wird als Startgebühr einmalig 4490 Euro kosten. „Danach wird der Preis davon abhängig sein, wie oft dieser von den Bürgern aufgerufen wird“, erklärt Rathauschef Johannes Zistl. Aktuell rechne man damit, dass die Gemeinde im Monat für den Chatbot 235 Euro zahlen wird.

Doch Zistl ist sich sicher, auch dieses Programm wird den Bürgern eine große Erleichterung bringen. „Einige Bürger haben immer wieder Schwierigkeiten, auf unserer Homepage etwas zu finden“, sagt er. Zwar gebe es bereits eine Suchfunktion, doch die sei nicht immer genau. Daher käme es oft vor, dass die Menschen seiner Gemeinde bei der Zentrale anrufen, um nach dem richtigen Ansprechpartner oder nach den benötigten Unterlagen für einen Antrag nachzufragen. Dem soll nun mithilfe dieser KI entgegengewirkt werden. Erstellt wurde diese von der Firma Vaibrant GmbH aus Thal, einem Gemeindeteil von Feldkirchen-Westeham.

Ein Chat mit der KI

Aufgebaut ist der Chatbot, wie der Name schon verrät, wie ein Chat. Darin können die Bürger ihre Fragen rund um die Kommune formulieren. Nur wenige Sekunden später folgt dann eine Antwort der KI. Das führt der Leiter der IT-Abteilung, Florian Sohler, den Gemeinderatsmitgliedern während der Sitzung direkt mal vor.

Die Marktgemeinde Bruckmühl hat bereits ihren Chatbot „Ho(a)mie“, der den Bürgern bei Fragen behilflich ist.

Während er nur das Wort „Hundesteuer“ eintippt, erhält er wenige Sekunden später eine ausführliche Antwort. „Das Programm durchsucht dafür alle Texte und PDF-Dateien auf unserer Homepage, um die benötigten Infos zu finden“, erklärt Sohler. Zu seinem Anliegen bekommt er die Antwort, wie hoch die Hundesteuer aktuell ist und welcher Mitarbeiter im Rathaus für diesen Bereich zuständig ist. Neben dem Namen des richtigen Ansprechpartners erhält der Suchende auch dessen E-Mail-Adresse und die Telefonnummer.

Doch nicht nur Fragen zum Rathaus kann der neue Chatbot beantworten. Auch zu Kindertagesstätten, der Bücherei oder der Vhs soll er den Bürgern zukünftig zur Seite stehen. Josef Kammerloher (Pro Bürger) stellt sich dabei nur ein Problem. Oft gebe es Namen, die unterschiedlich geschrieben werden. Als Beispiel nennt er dafür die Faganahalle in Vagen. „Kann der Chatbot bei unterschiedlichen Schreibweisen auch die richtige Information heraussuchen?“, fragt er. Der Leiter der IT nickt und erklärt, dass die KI auch bei kleineren Tippfehlern das richtige Ergebnis findet.

Online-Termine bringen große Veränderungen

Bis der Chatbot auf der Homepage genutzt werden kann, dauert es zwar noch etwas, doch eine andere Neuerung kann bereits seit November in Anspruch genommen werden. Die Bürger können ihre Termine nun auch online buchen. „Das bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich“, sagt Johannes Zistl. Um das allerdings benutzen zu können, benötigt man eine eigene Bayern-ID. Mit der Registrierung hinterlegt man seine Daten und kann bei allen Online-Verfahren von Verwaltungen auf diese gespeicherten Angaben zurückgreifen und muss diese nicht immer wieder eintippen. „Die Bayern-ID wird die Zukunft sein“, sagt Zistl.

Von zu Hause aus können die Bürger nun ihren Wunschtermin auswählen und haben damit keine langen Wartezeiten mehr vor Ort. „Sobald man seinen Wunschtermin ausgewählt hat und seine Daten eingetragen sind, erhält der Bürger auch Informationen, welche Unterlagen er zu seinem Termin mitbringen muss“, erklärt ITler Florian Sohler. Per E-Mail bekommt der Bürger noch einmal die wichtigsten Informationen und seine Buchungsbestätigung zugeschickt. „Dass der Termin dann direkt in den digitalen Kalender übernommen wird, klappt allerdings noch nicht so gut“, sagt Sohler.

Programm wird gut angenommen

Laut dem Bürgermeister von Feldkirchen-Westerham wird die neue Dienstleistung gut von den Bürgern angenommen. Die Neuerung erzielt auch bei den Mitgliedern des Gemeinderats Begeisterung. Nur Heinz Oesterle von der SPD hat eine Bitte an den Bürgermeister: „Wir sollten aber nicht das Analoge aufgeben und für die älteren Bürger auch weiterhin vor Ort erreichbar sein“, sagt er. Er habe Bedenken, ob die ältere Generation so tief in die „digitale Welt eintauchen“ könnte. Doch diese Bedenken kann ihm Johannes Zistl direkt nehmen. „Unsere Türen werden immer offen bleiben und die Mitarbeiter werden auch weiterhin vor Ort für die Bürger da sein.“

Nur etwas werde sich in Zukunft vielleicht noch ändern. „Es sollen Mitarbeiter auch mal um 6.30 Uhr schon im Rathaus für Termine da sein“, sagt Zistl. Schließlich gebe es viele Berufstätige, die schon um 8 Uhr Arbeitsbeginn haben. Oft müssten sich diese freinehmen, um ihren Termin im Rathaus wahrnehmen zu können. Das soll sich bald ändern. „Die Menschen sollen nicht extra dafür ihre Überstunden abbauen oder einen freien Tag verlieren“, so Zistl.

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