Ein Hauch von Krönung in Feldkirchen-Westerham
Johannes Zistl als Bürgermeister vereidigt: Ein „neuer“ Name und auf Hochglanz polierte Insignien
Mit der Vereidigung im Gemeinderat ist Bürgermeister Johannes Zistl (39) offiziell ins Amt des Bürgermeisters von Feldkirchen-Westerham eingeführt worden. Wieso ein Hauch von Krönung durch den Sitzungssaal wehte – und was eine Zahnbürste damit zu tun hat.
Feldkirchen-Westerham – Mit der Vereidigung durch das älteste Gemeinderatsmitglied Heinz Oesterle (SPD) ist Johannes Zistl (39) bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend (4. April) offiziell in das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Feldkirchen-Westerham eingeführt worden. „Es ist mir eine Riesenfreude, dass ich das Amt antreten darf“, sagte der sichtlich bewegte neue Rathauschef der Ortsliste Vagen (OLV).
Dass ein Amtswechsel im Rathaus und die obligatorische Vereidigung keineswegs alltäglich sind, zeigte sich durch leichte Unsicherheiten, als Zweite Bürgermeisterin Christiane Noisternig (CSU) sich bei Geschäftsleiterin Ines Bertozzi rückversicherte, wer denn eigentlich die Vereidigung vorzunehmen hat. Der dienstälteste Gemeinderat Anton Kammerloher (CSU)? Oder doch das älteste Ratsmitglied Heinz Oesterle (SPD)?
Die Frage war schnell beantwortet, so dass Oesterle, der diese Aufgabe „als große Ehre“ empfand, schließlich zur Tat schreiten konnte. Zwei besonders wichtige Projekte stünden für den neuen Rathauschef und den Gemeinderat nun an, betonte der SPD-Politiker, der im Herbst in den bayerischen Landtag einziehen will: „Die Erneuerung und weitere Bebauung des Dorfplatzes und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.“ Dem Gemeinderat, angeführt vom neuen Bürgermeister, wünschte Oesterle auch in Zukunft eine „demokratische Streitkultur“.
Nach der Vereidigung, die Zistl mit dem freiwilligen Zusatz „so wahr mir Gott helfe“ beendete, überreichte der scheidende Bürgermeister Hans Schaberl (parteifrei) seinem Amtsnachfolger die Amtskette, die das Gemeindeoberhaupt zu wichtigen offiziellen Anlässen tragen soll. Ein Vorgang, der laut Zistl auch nicht zwangsläufig möglich sei, wie er mit einem Seitenhieb auf Schaberls Amtsvorgänger Bernhard Schweiger betonte. Dieser war nach der Wahlniederlage 2017 nicht zur Vereidigung von Schaberl erschienen.
Neben seinem letzten Schlüssel für das Rathaus und Brot und Salz zum Einstand gab Schaberl seinem Amtsnachfolger auch einige Wünsche für die kommenden sechs Jahre mit auf den Weg. „Ich wünsche Dir viel Glück und eine gute Hand“, sagte Schaberl. „Wir haben eine so schöne Gemeinde, die es wert ist, dass man sich für sie einsetzt.“ Fast schon diebische Freude hatte der zukünftige Ruheständler, als er seinem Nachfolger die Amtskette um den Hals legen konnte und ihn als „Hans junior“ ansprach.
Offizieller Name und auf Hochglanz polierte Insignien
Nein, ganz so pompös, wie die Krönung von König Charles III. Anfang Mai in London ausfallen wird, war die offizielle Amtseinführung Johannes Zistls als Bürgermeister von Feldkirchen-Westerham am Dienstagabend (4. April) natürlich nicht. Dennoch ließen ein paar Details zumindest mit einem Augenzwinkern Parallelen zur Königskrönung im britischen Königshaus erkennen.
Denn auch beim neuen Feldkirchen-Westerhamer Bürgermeister stand zunächst die Frage nach seinem Namen im Raum. Auch wenn er im Wahlkampf noch unter dem Vornamen Johannes auftrat und dieser Vorname bei der Bürgermeisterwahl am 12. März 2023 auf den Stimmzetteln notiert war, forderte der neue Amtsinhaber die Gemeinderäte und die Verwaltungsmitarbeiter auf, ihn „bitte ein für alle Mal Hans Zistl“ zu nennen. In der Berichterstattung will der neue Rathauschef nach eigenen Angaben aber weiterhin „Johannes Zistl“ genannt werden.
Für den neuen Regenten im Rathaus gab es anschließend zwar weder Krone noch Zepter oder Reichsapfel, dafür aber eine Amtskette aus Silber, die Chefsekretärin Brigitte Köhler-Blaha mit jeder Menge Politur und dem Einsatz einer Zahnbürste auf Hochglanz poliert hatte.
Ein deutlicher Unterschied zum britischen Königshaus war natürlich auch erkennbar. Denn während sich König Charles III. bei politischen Entscheidungen zurückhalten und Neutralität bewahren muss, darf Zistl als Bürgermeister bei den Abstimmungen mitstimmen. Woraufhin Geschäftsleiterin Ines Bertozzi ihren neuen Chef bei den ersten Entscheidungen mehrmals vorsichtig aufmerksam machen musste, was allseits für Schmunzeln sorgte.
Zistl selbst betonte, dass „er viel vor und viele Ideen habe“, machte aber auch keinen Hehl daraus, dass auf ihn und den Rat „viel Arbeit“ warte. Aber, so Zistl weiter: „Ich freue mich auf die Arbeit!“ Mit den Worten „Let‘s go - pack‘ ma‘s o“ übernahm er dann auch sofort die Ratsleitung. Erste Amtshandlung: Die Vereidigung von Rupert Meixner, der für den neuen Rathauschef als Mitglied des Gemeinderats nachrückt. Der direkte Listennachfolger der Ortsliste Vagen, Klaus Anderl, der als eigentlicher Nachrücker vorgesehen war, hatte das Amt abgelehnt.
Der 40-jährige Rupert Meixner, zweifacher Familienvater, ist bei der Berufsfeuerwehr in München beschäftigt und nach Angaben von Zistl „ein würdiger Nachfolger“ auf seinem Sitz im Gemeinderat, dem die Bürgerschaft „sehr am Herzen“ liege. Gemeinsam mit seinem Vater Georg Meixner, mit dem er sich auch die Besetzung der diversen Ausschüsse aufteilt, bildet Rupert Meixner nun die zweiköpfige Fraktion der Ortsliste Vagen im Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderat.
Rupert Meixner selbst, der aus den Händen Zistls als Einstandsgeschenk eine Gemeinderatsmappe entgegennahm, in die laut Zistl „ganz viele Unterlagen reinpassen“, empfindet es nach eigenen Angaben „als große Ehre, diesem Gremium anzugehören“. Meixner: „Packen wir‘s an - es gibt viel zu tun.“

