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Feldkirchen-Westerhams Bürgermeister Hans Schaberl geht

Comeback bei Gemeinderatswahl 2026? „Ich habe gelernt, dass man nie ‚Nie‘ sagen sollte“

Die sechsjährige Amtszeit von Feldkirchen-Westerhams Bürgermeister Hans Schaberl (parteifrei) endet am 31. März 2023. Ab 1. April 2023 ist Johannes Zistl neuer Rathauschef.
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Die sechsjährige Amtszeit von Feldkirchen-Westerhams Bürgermeister Hans Schaberl (parteifrei) endet am 31. März 2023. Ab 1. April 2023 ist Johannes Zistl neuer Rathauschef.

Zum 31. März 2023 endet die sechsjährige Amtszeit von Hans Schaberl als Bürgermeister von Feldkirchen-Westerham. Im Interview spricht der scheidende Rathauschef über Rücktrittsforderungen am Telefon, Tipps für seinen Nachfolger und ein mögliches Comeback in der Kommunalpolitik.

Feldkirchen-Westerham – „Ich gehe in Rente!“ Mit diesen Worten hatte der noch bis 31. März 2023 amtierende Bürgermeister Hans Schaberl (parteifrei) direkt nach dem Wahlsieg von Johannes Zistl (39, Ortsliste Vagen), der das Amt am 1. April 2023 antritt, schon Mal angedeutet, dass er in Zukunft kürzer treten will. Was der 67-Jährige für die Zukunft plant, welche Telefonanrufe seine Kinder nach dem Streit um Schwarzbauten und einem Schulhausneubau bekommen haben und wie es mit einem möglichen Comeback bei der Kommunalwahl 2026 aussieht, hat Schaberl im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen verraten.

Am 31. März endet Ihre sechsjährige Amtszeit als Bürgermeister von Feldkirchen-Westerham. Was überwiegt: Der Abschiedsschmerz oder die Freude über die neue Freiheit?

Hans Schaberl: Das ist schwierig zu beantworten. Mir war altersbedingt von vorneherein klar, dass ich das Amt nur sechs Jahre innehaben werde. Daher bin ich das Amt auch mit großer Gelassenheit angegangen und konnte mich auch einiges trauen, nachdem ich keinen Druck hatte, wiedergewählt werden zu müssen. Ich freue mich jetzt jedenfalls auf die Freizeit, und hoffe, dass ich jetzt eine ruhige Zeit mit meiner Frau und meiner Familie verbringen kann. Schließlich gehe ich jetzt auf die 70 zu. Und da muss ich mich schon fragen, was ich noch in meinem Leben will. Trotzdem kann ich ehrlich sagen: ich habe das Amt gerne gemacht.

Was werden Sie ab 1. April am meisten vermissen?

Schaberl: Die Verwaltung, die ich auch als Familie sehe, vermisse ich schon. Ich gebe ja auch gerne die Vaterfigur ab, Wenn man mit Leuten sechs Jahre so engen Kontakt hatte, vermisst man das natürlich. Aber ich weiß ja, wo die Türen im Rathaus sind und wo ich sicherlich einen Kaffee bekomme. Was ich zudem vermissen werde, ist die Möglichkeit, Visionen, die ich für die Gemeinde eigentlich noch hatte, nicht mehr umsetzen zu können. Aber man muss halt auch loslassen können – und das kann ich.

Wenn Sie auf die sechs Jahre als Rathauschef zurückblicken: Über welchen Erfolg freuen Sie sich am meisten?

Schaberl: Dass ich wieder Ruhe in die Gemeinde gebracht habe, was ja eines meiner großen Ziele war. So will ich das Ganze auch an meinen Nachfolger Hans Zistl übergeben. Und, dass die Mittelschule so einen Auftrieb bekommen hat. Die boomt richtig – und mit der Schulleitung haben wir da einen totalen Glücksgriff gemacht. Was eine sehr große Überzeugungsarbeit gebraucht hat, war das Projekt Dorfplatz, das mein Vorgänger ja schon begonnen hatte. Da war mir wichtig, dass wir die damals getroffenen Beschlüsse nicht wieder über den Haufen geworfen haben.

Hans Schaberl (Mitte), hier mit Chefsekretärin Brigitte Köhler-Blaha und dem damaligen Zweiten Bürgermeister Günther Rutz, bei seinem Amtsantritt als Bürgermeister Feldkirchen-Westerhams im Jahr 2017.

Und welches Projekt, das Sie abschließen oder angehen wollten, aber nicht geschafft haben, wurmt sie am meisten?

Schaberl: Beispielsweise der Ausbau der Aiblinger Straße. Manche Projekte dauern einfach sehr lang. Was ich leider auch gerne noch ins Rollen gebracht hätte, wären Lösungen für die Probleme in Großhöhenrain: Das Kindergartenproblem, der fehlende Raum für Vereinszwecke und das zu kleine Feuerwehrhaus. Da muss man ganz genau überlegen, um letztlich alle drei Probleme unter einen Hut zu bekommen. Da verspreche ich mir sehr viel vom derzeit laufenden Integrierten Städtebaulichen Konzept (ISEK), weil da ein externer Experte draufschaut, der nicht nur seine Interessen im Blick hat.

Stichworte Schwarzbauten und Schulneubau: Da wurde Ihnen fehlende Transparenz, teilweise gar Machtmissbrauch vorgeworfen. Zu Recht?

Schaberl: Nein, die Vorwürfe waren nicht richtig, auch wenn das einige wohl gerne gehabt hätten. Wenn mein Sohn etwas macht, dafür kann ich nichts. Aufgrund der Corona-Pandemie war es ja gar nicht möglich, die Pläne zu behandeln, schließlich hatten wir nur den sogenannten Ferienausschuss. Daher wurden die Unterlagen direkt ans Landratsamt gegeben. Auch der Vorwurf mit sechs Schwarzbauten hat nicht gestimmt. Was sicherlich ein Fehler war, dass er mit den Arbeiten nicht gewartet hatte, bis die Genehmigung da war. Da ist er halt pragmatisch vorgegangen, wie er es von seinem Vater gelernt hat (lacht). Da war aber keine böse Absicht dahinter. War es ein Fehler? Ja! Vertuscht worden ist aber nichts. Bei den Leuten, die da auf mich losgegangen sind, möchte ich ehrlich gesagt auch nicht nachgraben, was dort alles zu finden ist. Da hat sich einfach folgendes Sprichwort wieder bewahrheitet: Der liebe Gott sieht alles, der Nachbar sieht mehr.

Und beim Thema Schulneubau, wo Sie dem Gremium bereits detaillierte Pläne vorgelegt haben?

Schaberl: Das haben die Leute total in den verkehrten Hals bekommen. Ich wollte nur eine Planung vorstellen, was machbar wäre. Dass bei den Verträgen Fehler passiert sind, ist richtig – das wurde aber auch sofort behoben. Dass danach überhaupt nichts mehr rund um die Schule passiert ist, stimmt auch nicht. Ich habe nur einfach keine Planungen mehr gemacht. Und vielleicht ist das auch gut: Es zeigt sich ja immer mehr, dass auch ich sogar eigentlich zu klein geplant habe..

Wie sehr haben Sie diese Vorwürfe getroffen, diese Zeit Sie und Ihre Familie belastet?

Schaberl: Meine Kinder sind danach von verschiedenen Leuten angerufen und gefragt worden, ob es jetzt nicht an der Zeit sei, dass ich aus gesundheitlichen Gründen zurücktrete. Mehr brauche ich dazu glaube ich nicht zu sagen.

Wer waren die Anrufer?

Schaberl: Dazu werde ich mich nicht äußern.

Hat sich durch diese Vorfälle Ihr Verhalten gegenüber Personen, beispielsweise Ratsmitgliedern, verändert?

Schaberl: Ich werde mich nie mit Personen über diese Themen streiten. Es gibt bei mir durch diese Geschichten auch keine Feindbilder – aber es gibt Leute, bei denen die Vertrauensbasis halt nicht mehr so groß ist. Als ich damals gewählt wurde, gab es ja auch viele Leute, die den alten Bürgermeister unbedingt weghaben wollten. Da konnte man sich seinen Teil über einige Menschen ja schon denken. Die Kunst ist für mich, in jedem Menschen die positiven Dinge zu sehen und diese dann zu nutzen.

Eine Aufgabe, die ab 1. April ihrem Nachfolger Johannes Zistl zufällt. Welche Tipps geben Sie ihm zum Start mit auf den Weg?

Schaberl: Er muss zuhören können. Ich glaube, das kann er auch. Zudem muss er mit jedem Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung reden und seinen Weg finden, wie er die Aufgaben verteilt. Das ist schließlich seine Aufgabe. Auch Visionen für die Gemeinde sollte er haben, aber keine Ideologien verfolgen, sondern offen durch die Welt gehen. Und er muss viel in die Bildung investieren. Hier hat die Gemeinde nämlich ein hohes Niveau, was unbedingt so bleiben muss.

Sie selbst wollen nach eigenen Angaben „in Rente“ gehen. Wie soll der Rentenalltag aussehen?

Schaberl: Ich werde mich nicht mehr in ein System eintakten lassen. Ich werde beispielsweise meinem Buben in puncto Landwirtschaft gerne helfen, wenn er mich braucht. Wenn er aber sagt: „Du Papa, Du musst jetzt immer dienstags das, und donnerstags das machen“, das geht nicht. Ich selbst werde versuchen, viel Zeit im Wald zu verbringen, denn da bin ich daheim. Er gibt mir Kraft, Sauerstoff und Ruhe. Zudem möchte ich gemeinsam mit meiner Frau, die schon immer der Kopf der Familie war, mit dem Fahrrad Deutschland erkunden und beispielsweise bis zu meiner Tochter ins Allgäu oder an der Donau entlang fahren. Dafür habe ich mir auch ein aufblasbares Zelt, ein sogenanntes B-Turtle, gekauft. Und meine Kinder und Enkelkinder werden mich natürlich beschäftigen. Denn Familie ist immer schon mein Ding.

Zum Schluss noch ein kleiner Ausblick ins Jahr 2026, wenn in Feldkirchen-Westerham wieder ein neuer Gemeinderat gewählt wird? Gibt es dann Chancen auf ein Comeback von Hans Schaberl in der Kommunalpolitik?

Schaberl: (lacht) Ich habe gelernt, dass man im Leben nie „Nie“ sagen sollte. Aber das kann ich mir jetzt echt nicht vorstellen. Jetzt sollen die Jungen mal ran. Die einzige Situation, in der ich vielleicht darüber nachdenken würde, wäre, wenn es nicht genug Kandidaten geben würde. Und auch dann würde mich meine Frau sicherlich fragen: „Willst Du wirklich mit Deinem Leben spielen?“ Nein, 16 Jahre Kommunalpolitik als Gemeinderat und Bürgermeister – das reicht!

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