Gemeinde und Fischer in Alarmbereitschaft
Droht Lauser Weiher der Sauerstoffschock? So bewerten Experten die Gefahr für die Fische
Die Badesaison am Lauser Weiher bei Feldkirchen-Westerham ist für heuer gelaufen: Alles ist voller Schlamm und Wasserpflanzen, Algen bedecken die Oberfläche. Nun geht es darum, dass das Gewässer nicht völlig kippt – und damit Tausende Fische verenden.
Feldkirchen-Westerham – Helmut Maurer ist Vorsitzender des Kreisfischereivereins Bad Aibling und kennt den Lauser Weiher schon sehr lange. Doch so hat er ihn noch nie gesehen: „Er ist brutal mit Algen versetzt und verschlammt. Wir können schon seit Wochen so gut wie nicht mehr fischen.“ Zwar komme verstärkter Pflanzenwuchs immer wieder einmal vor, jedoch nur temporär und nicht so massiv wie im Moment. Zuletzt sei der Bewuchs förmlich explodiert. Die Sorge: Der Weiher könnte kippen.
Beprobungsergebnis im Mai „unauffällig“
Denn die Güte des Wassers wird hauptsächlich durch Nährstoff- und Sauerstoffgehalt bestimmt. In diesem Jahr sei sie jedoch durch die starken Regenfälle im Frühjahr und den damit verbundenen hohen Nährstoffeintrag besonders beeinträchtigt. Die letzte turnusmäßige Badesee-Beprobung durch Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Rosenheim am 23. Mai war laut Landratsamtssprecher Michael Fischer hinsichtlich E-Coli-Bakterien und Enterokokken jedoch unauffällig.
Auch habe es keinen Verdacht auf Vorliegen von Blaualgen gegeben. „Es bestand keine Notwendigkeit, ein Badeverbot zu verhängen.“ Die nächsten Proben würden in der kommenden Woche entnommen. Wie lange es dauert, bis deren Ergebnisse vorliegen, könne man nicht sagen. Die Werte würden aber zusammen mit denen der anderen Seen auf der Homepage des Landkreises veröffentlicht.
Gemeinde verhängt Badeverbot
Auch wenn bislang noch keine besorgniserregenden Messwerte vorlagen, hat die Gemeinde Feldkirchen-Westerham sicherheitshalber „Schwimmen verboten“-Schilder an ihrer dortigen Liegewiese aufgestellt. „Der Badeplatz selbst bleibt aber offen, man kann sich weiterhin sonnen und darf natürlich auch die Füße ins Wasser hängen“, sagt die stellvertretende Geschäftsleiterin Karoline Peidli.
Experte sieht keine akute Gefahr
Kurz nach dem Landratsamt war Dr. Leonhard Egg von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberbayern zusammen mit Verantwortlichen des Fischereivereins vor Ort. Sein Fazit vor knapp zwei Wochen: „Akute Gefahr für ein Fischsterben oder Ähnliches besteht nach unserer Einschätzung derzeit nicht.“ Jedoch kommt er zu dem Schluss: „Der Weiher droht in den nächsten Jahren gänzlich zu verlanden, es besteht also Handlungsbedarf.“
Der ursprünglich als Karpfenteich genutzte Weiher ist ihm zufolge seit rund 20 Jahren an den Kreisfischereiverein Bad Aibling verpachtet und sei seither nicht mehr abgelassen worden. „Dementsprechend stark konnte sich über die Jahre das Wasserpflanzenaufkommen entwickeln. Heute ist das Gewässer sehr stark mit Pflanzen zugewachsen. Die Wärme der letzten Jahre hat diesen Prozess natürlicherweise verstärkt“, sagt Dr. Egg, und erklärt: „ Wenn sich über Jahrzehnte die Biomasse aufbauen kann, treten nicht selten solche Probleme auf – pflanzliche Biomasse stirbt ab, führt mit den Jahren zu immer mehr Verschlammung, bis hin zum Verlanden.“
Keine Entkrautungsmaßnahmen
Je nach Teichgröße und Verlandungs- beziehungsweise Verschlammungsgrad sei es für Pächter oder Eigentümer logistisch und finanziell oft eine übergroße Herausforderung, wenn es um erforderliche Entkrautungs- und/oder Entlandungsmaßnahmen geht. Auch für den Lauser Weiher habe man zwar eine Entkrautung andiskutiert. Jedoch sei der Aufwand sehr groß und bringe insgesamt nicht die erwünschte mittel- und langfristige Verbesserung. „Das wächst alles ganz schnell wieder nach“, sagt auch Helmut Maurer.
So soll es jetzt weitergehen
Beim Ortstermin habe man nun vereinbart, dass der Verein ein Konzept erstellt, das mit dem Wasserwirtschaftsamt und der Unteren Naturschutzbehörde Rosenheim fachlich abgestimmt und der Fischereifachberatung vorgelegt werden soll. Darin soll dargelegt werden, wann und wie man den Weiher vorsichtig und langsam ablässt, damit der Fischbestand und andere Wasserbewohner im ersten Schritt schonend geborgen und in geeignete Gewässer transferiert werden können.
Weiher eventuell über Winter austrocknen
„Nach dem vorsichtigen Ablassen ist dann zu entscheiden, welche Maßnahmen zur generellen Sanierung umgesetzt werden, also zum Beispiel ob man den Weihergrund ,teilentlandet‘ und den Teich gegebenenfalls über den Winter trocken lässt, damit der schlammige Grund durchlüftet wird und mineralisiert“, erklärt Fachberater Dr. Egg gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Die beste Zeit zum Ablassen des Weihers sei grundsätzlich im Herbst. Angesichts der großen Menge an pflanzlicher Biomasse im Gewässer rät die Behörde aber auch jetzt im Sommer, bei angedachten Maßnahmen wie Entkrautung vorsichtig und behutsam vorzugehen.
„Momentan kann man nichts unternehmen“, sagt aber auch der Besitzer des Weihers, Anton Braun. „Wir hoffen, dass er nicht kippt, bis mit den Maßnahmen begonnen werden kann, und Pflanzenwurzeln durch das Austrocknen und den Frost im Winter absterben.“ Das Ablassen werde Wochen dauern, sagt Fischereivereinsvorsitzender Maurer. Wochen, in denen man die Fische fangen und umsetzen kann. Im Moment sei das durch die starke Verschlammung gar nicht möglich.
Es geht um mehrere Tonnen Fisch
Seinen Angaben zufolge ist der Lauser Weiher die Heimat für jede Menge Schuppen- und Spiegelkarpfen, Schleien, Brachsen, Zander, Hechte und viele kleine Weißfische wie Rotfedern. Zwischen sechs und zehn Tonnen sind es, im Wert zwischen 15.000 und 30.000 Euro. Komme es zu einem Sauerstoffschock und der See kippt – wovon man bei den derzeitigen Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad noch nicht ausgehen müsse – wären sie alle ebenso wie unzählige Kleinstlebewesen dem Tod geweiht.
.