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Private Rettungsaktion

Nach Fischrettung aus Bruckmühler Löschweiher: Wurden hunderte Amphibien einfach vergessen?

Heidi Thaller (links) und Diana Fey haben in nächtlichen Aktionen Hunderte von Kröten aus dem Löschweiher Oberwall umgesiedelt.
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Heidi Thaller (links) und Diana Fey haben in nächtlichen Aktionen Hunderte von Kröten aus dem Löschweiher Oberwall umgesiedelt.

Um einen verschlammten Löschweiher sanieren zu können, musste die Gemeinde Bruckmühl erst hunderte Fische umsiedeln. Kurz vor dieser Aktion rettete eine Frau auf eigene Faust hunderte Amphibien. Hat die Gemeinde deren Rettung schlicht vergessen?

Bruckmühl – Die Fischumsiedlung aus dem verschlammten Löschweiher in Oberwall hat ein Nachspiel. Damit der Weiher saniert werden kann, mussten vor mehreren Wochen hunderte Fische aus dem Gewässer entnommen und umgesiedelt werden. Der Grund: Durch die Verschlammung waren die Saugstelle und die Teichablaufeinrichtung nicht mehr funktionsfähig. Dies hatte man bei einer Übung der Feuerwehr Holzham festgestellt. Dementsprechend ließ das gemeindliche Bauamt die Fische aus dem Weiher vom Kreisfischerverein Bad Aibling umsetzen. Doch im Nachgang gibt es Ärger.

Wie bereits berichtet, wurde der Weiher von der Marktgemeinde im Rahmen ihrer Daseinsvorsorge für das Löschwesen gepachtet. Bevor jedoch der Bagger mit der großflächigen Räumung des rund 1000-Kubikmeter-fassenden Wasserbeckens beginnen konnte, musste der umfangreiche Fischbestand entnommen und umgesiedelt werden. Dafür holten die „Fänger“ die kurzzeitig per Strom betäubten Teichbewohner heraus und reichten sie per Menschenkette in Behältern ans Ufer weiter. Die „evakuierte Teichbelegschaft“ siedelte schließlich in einen anderen Fischweiher in Oberwall beziehungsweise in den Lauser Weiher um.

„Ich sah dringenden Handlungsbedarf“

Doch nachdem die Redaktion über die Fischumsiedlung berichtet hatte, meldete sich eine ehemalige Bruckmühlerin zu Wort und schilderte eine völlig „andere Perspektive der Situation“. Heidi Thaller, die an dem Weiher häufig vorbeikommt, setzt sich laut eigenen Angaben seit längerem für den Schutz der Tiere ein und ist mit dem Umgang der Marktgemeinde nicht einverstanden.

„Drei Tage lang arbeiteten wir unermüdlich stundenlang, um so viele Amphibien wie möglich vor dem sicheren Tod zu retten.“

Heidi Thaller über ihre Amphibien-Rettungsaktion

Als sie dort „wortwörtlich“ die Auskunft bekommen habe, dass Fische gerettet werden sollen, die Amphibien aber egal seien, „sah ich dringenden Handlungsbedarf“, erzählt sie. Daraufhin habe sie die Rettung der Amphibien selbst in die Hand genommen. Anders als bei der beauftragten Fischumsiedlung hätte sie keine besonderen Hilfsmittel oder Menschenketten, geschweige denn besondere Behälter für die hunderten Erdkröten, Frösche und Molche zur Verfügung gestellt bekommen. Thaller spricht von einer „Zwangsumsiedlung“, die sie schließlich zusammen mit einer Freundin alleine durchgeführt habe.

1000 Amphibien eigenhändig gerettet

„Drei Tage lang arbeiteten wir unermüdlich stundenlang, vor allem in den frühen Morgenstunden, ab 3 Uhr, und nach Einbruch der Dunkelheit, um so viele Amphibien wie möglich vor dem sicheren Tod zu retten“, sagt Thaller. In Eimern hätten sie die Tiere zum Auto getragen, um sie dort in Boxen umzusetzen und anschließend zu einem nah gelegenen Weiher zu fahren. Lediglich der Leiter des Baggerunternehmens und sein Angestellter hätten sich verständnisvoll und kooperativ gezeigt. „Sie haben uns gestattet, auch vormittags während ihrer Arbeiten mit der Amphibienrettung weiterzumachen“, erzählt Thaller, die sich dabei auch einen Kescher leihen konnte.

Die freiwilligen Helferinnen retteten in den nächtlichen Aktionen Hunderte von Kröten aus dem Löschweiher.

Laut Thaller wurden durch die eigenhändige Aktion insgesamt an die 1000 Amphibien umgesiedelt, ebenso eimerweise Laich. „Ob die Umsiedlung allerdings erfolgreich war, bleibt abzuwarten“, so Thaller.

Gemeinde: „Das stimmt natürlich nicht“

Doch was ist dran an den Vorwürfen, die Amphibien seien bei der Aktion einfach nicht berücksichtigt worden? „Wir haben von der Gemeinde den Auftrag bekommen, die Fische umzusiedeln“, sagt Helmut Maurer, Vorsitzender des Kreisfischervereins Bad Aibling, auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. Mit der Frage nach den Amphibien habe man selbst nichts zu tun gehabt. Wurden diese bei der Beauftragung durch die Marktgemeinde einfach missachtet?

„Das stimmt natürlich nicht“, sagt Martin Göhly vom gemeindlichen Bauamt auf OVB-Nachfrage. Deshalb sei er von den Beschwerden, die für Verwirrung und empörte Anrufe gesorgt hätten, auch sichtlich enttäuscht. „Alles war abgestimmt“, betont Göhly. Die Amphibien seien zwei Tage vor der Fischumsiedlung gerettet worden, was mit der Gemeinde abgesprochen war. Laut Göhly sei eine Dame im Vorfeld auf die Gemeinde zugekommen und habe nachgefragt, ob sie die Kröten retten dürfe. „Klar ist: wir hatten die Kröten natürlich auch auf dem Schirm und wäre die Frau nicht zuvor auf uns zugekommen, hätte deren Rettung der Kreisfischerverein Bad Aibling mit erledigt.“

Zwei verschiedene Perspektiven

Im Vorfeld der Umsiedlung trafen sich die Marktgemeinde und der Besitzer des Weihers zu einem Gespräch. „Wir wussten da aber noch nichts davon, dass sich die Dame selbst engagieren will“, so Göhly. So sei man ursprünglich davon ausgegangen, dass Fische und Kröten auf einmal kurzzeitig betäubt und umgesiedelt werden. Im Nachgang zu behaupten, die Gemeinde hätte sich nicht um die Amphibien geschert, findet Göhly deshalb nicht in Ordnung.

Heidi Thaller (links) und Diana Fey haben in nächtlichen Aktionen Hunderte von Kröten aus dem Löschweiher umgesiedelt.

Auf erneute OVB-Anfrage reagierte Heidi Thaller nun überrascht über Göhlys Aussagen. Ihr gehe es nicht darum, die Gemeinde an den Pranger zu stellen, sondern darum, auf die Amphibien-Rettung in solchen Fällen aufmerksam zu machen. „Es geht um eine ausreichende Recherche und darum, dass das Thema nicht einfach versäumt wird.“ Schließlich trete die Thematik auch anderswo bei vielen sanierungsbedürftigen Löschweihern auf. „Das macht mich jetzt jedoch schon etwas sprachlos, da ich bei der Gemeinde zunächst eher auf Abwehr und wenig Verständnis gestoßen bin.“ Nun würden Tatsachen verzerrt widergegeben.

Klar ist: Wer im Vorfeld worüber Bescheid wusste und was genau geplant war, lässt sich aufgrund der unterschiedlichen Aussagen nicht auflösen. Wichtig ist im Nachhinein vor allem eines: Viele Fische und Amphibien wurden letztlich umgesiedelt.

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