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Bürgermeisterwahl am 12. März in Feldkirchen-Westerham

Dienstleistungszentrum und Ideenschmiede: Wie Johannes Zistl das Rathaus umkrempeln will

Die neue Bürgermeisterfamilie? Johannes Zistl (39) mit Ehefrau Eva (33) und den Töchtern Josephine (3) und Marlena (1). Am 12. März 2023 tritt der 39-Jährige als einziger Kandidat bei der Bürgermeisterwahl an.
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Die neue Bürgermeisterfamilie? Johannes Zistl (39) mit Ehefrau Eva (33) und den Töchtern Josephine (3) und Marlena (1) auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2022. Am 12. März 2023 tritt der 39-Jährige als einziger Kandidat zur Bürgermeisterwahl an.

Was sind die drängendsten Baustellen in Feldkirchen-Westerham? Was will er anders machen, als sein Vorgänger? Und was qualifiziert ihn für das Amt des Bürgermeisters? Fragen, die Bürgermeisterkandidat Johannes Zistl (39) gegenüber den OVB-Heimatzeitungen beantwortet hat.

Feldkirchen-Westerham – Am Abend des 12. März 2023 wird Johannes Zistl (39) aus Feldkirchen-Westerham aller Voraussicht nach wissen, ob sich seine berufliche Laufbahn ab 1. April 2023 komplett ändert. Denn der Sparkassen-Betriebswirt geht bei der Bürgermeisterwahl in seiner Heimatgemeinden am Sonntag, 12. März 2023, als einziger Kandidat für die Nachfolge von Hans Schaberl (parteifrei) ins Rennen. Welche Qualifikationen Zistl (Ortsliste Vagen) für das Bürgermeisteramt mitbringt, was die größten Baustellen in der Kommune sind und ob er Angst vor einer Wahlniederlage hat, diese Fragen hat der zweifache Familienvater im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen beantwortet.

Seit einigen Jahren engagieren Sie sich als Gemeinderat, am 12. März wollen Sie Bürgermeister in Feldkirchen-Westerham werden. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, zu kandidieren?

Johannes Zistl: Den Ausschlag, meinen Bankberuf an den Nagel zu hängen und mich zukünftig mit vollem beruflichem Engagement dem Bürgermeisteramt zu widmen, gab eine Situation in den letzten zwei Jahren, in der es hätte sein können, dass die Gemeinde kurzfristig einen neuen Bürgermeister braucht. In dieser Situation bin ich von einer Fraktion des Gemeinderats aktiv gefragt worden, ob ich mir das Amt vorstellen kann. Nach reiflicher Überlegung und Beratungen innerhalb der Familie, meiner Freunde und mit einem Coach habe ich dann zugesagt und bin seither Feuer und Flamme für den neuen Beruf.

Sie sind Sparkassen-Betriebswirt. Welche Ihrer beruflichen Grundlagen sind ein guter Grundstock für die Arbeit als Bürgermeister?

Zistl: Vorab: Ich liebe Menschen und das Gemeinwohl liegt mir persönlich am Herzen! Seit 14 Jahren bin ich Führungskraft. Die Schwerpunkte meiner Weiterbildungen bildeten die Themen Betriebswirtschaft, Recht und Personalführung. Themen, die auch im Rathaus wichtig sein werden. In meiner 21-jährigen Karriere in der Sparkasse mit zweijährigem Abstecher zur Deutschen Apotheker- und Ärztebank habe ich viele Dinge gelernt und erlebt, die nun aus meiner Sicht perfekt zum Bürgermeisteramt passen und sehr gute Voraussetzungen schaffen, als Gemeindeoberhaupt erfolgreich zu sein. Die letzten fünf Jahre war ich für die Gründung, den Aufbau und die Weiterentwicklung eines neuen Sparkassen-Geschäftsfeldes im Bereich Heilberufe inklusive Mitarbeiterrekrutierung zuständig. Projektsteuerung, Einführung und Weiterentwicklung von Prozessen und Strukturen haben dort „mein“ Heilberufe-Center erfolgreich gemacht. Diese Impulse bringe ich nun ins Rathaus mit.

Das Stichwort „Soft skills“, also soziale Kompetenzen, bekommt bei der Personalpolitik vieler Unternehmen eine immer größere Bedeutung. Welche „Soft skills“, die für das Bürgermeisteramt wichtig sind, bringen Sie mit?

Zistl: Wie schon erwähnt liegen mir die Menschen am Herzen. In Beruf und Verein gelingt es mir regelmäßig, Menschen zu motivieren und gemeinsam anspruchsvolle Ziele zu erreichen. Egal um was es geht, es geht nur gemeinsam! Meine Fähigkeit zur Empathie ist hier von großer Bedeutung, um verstehen zu können, was das Gegenüber bewegt. Aus meiner Sicht ist außerdem mein eigenes Engagement, also die Bereitschaft, voranzugehen, wichtig. Hier möchte ich als Bürgermeister Vorbild für andere sein.

Eine beliebte Frage bei Vorstellungsgesprächen ist die Frage nach den eigenen Schwächen. Was würden Sie darauf antworten?

Zistl: Schwächen hat jeder – charakterlich, fachlich, menschlich. Keiner ist perfekt – natürlich auch ich nicht. Allerdings möchte ich nicht, dass meine Entwicklungspotentiale in der Zeitung stehen. Lassen Sie uns lieber über Ideen und Vorhaben sprechen.

Würden Sie sich eher als Basta-Bürgermeister bezeichnen, der versucht, die Richtung vorzugeben, oder als Kompromiss-Bürgermeister, der versucht, alle Meinungen unter einen Hut zu bringen?

Zistl: Meine Auffassung hier lautet „situatives Handeln und Führen“. Es gibt für mich kein Entweder-oder, kein reines Schwarz oder Weiß. Grundsätzlich bin ich eher der fordernde Kollege als ein Basta-Chef. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen ich Entscheidungen treffen muss, schließlich bin ich verantwortlich. Alle Meinungen unter einen Hut zu bringen und es jedem recht zu machen, ist schwierig. Wichtig ist mir jedoch, alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen und möglichst viele Meinungen zu sammeln, um dann mit bestem Wissen und Gewissen bewerten und entscheiden zu können.

Von der Faschingsgilde bis zum WSV: Das Vereinsleben ist Johannes Zistl besonders wichtig

Er ist fest im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde verankert, seit Jahren für die Ortsliste Vagen im Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderat und will nun ab 1. April 2023 das höchste politische Amt in der Kommune – das Amt des Bürgermeisters – übernehmen: Johannes Zistl. Der 39-jährige Sparkassen-Betriebswirt ist derzeit noch Leiter des Heilberufe-Centers der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. Sein Freizeit verbringt der Vater von zwei kleinen Mädchen gerne mit der Familie, mit Freunden oder auf einer Zündapp. Zudem ist er in vielen Vereinen aktiv, beispielsweise bei der Faschingsgilde, dem Wintersportverein, der Musikkapelle, dem Trachtenverein sowie der Dorfgemeinschaft Vagen. Einen Lieblingsort in der Kommune hat der 39-Jährige indes nicht. „Mein Lieblingplatz ist ein Platz in Gesellschaft“, so Zistl. „Egal ob Volksfest, Dorffest, Vereinsfest, Fasching oder bei einem Wirt. Besser noch, dort mitarbeiten. Das macht mir Spaß.“

Ein Blick auf die Gemeinde Feldkirchen-Westerham: Was sind die drei wichtigsten „Baustellen“ beziehungsweise Projekte, die der neue Bürgermeister angehen muss?

Zistl: Wie viele wissen und ich bereits in meinen sieben Vorstellungsveranstaltungen betont habe, habe ich kein klassisches Wahlprogramm, da sich in den letzten Jahren viele Projekte und Baustellen in der Gemeinde angehäuft haben, die es erstmal zu priorisieren und abzuarbeiten gilt, bevor ich mit neuen Ideen komme. Als eines der größten Bauprojekte ist der Kita-Bau am Mareisring gerade in der Umsetzung. Auch die Büchereierweiterung samt Vhs-Gebäude am Dorfplatz wartet auf die Genehmigung und den Spatenstich. Die Umsetzung des wirklich tollen ISEK-Konzeptes steht an und das größte Projekt wird vermutlich die Schaffung der nötigen Grund- und Mittelschulkapazitäten samt Ganztagesbetreuung bis 2026 werden. Im Rathaus möchte ich mir gleichzeitig die Strukturen und Prozesse in den einzelnen Abteilungen ansehen. Vielleicht können wir hier an der ein oder anderen Stelle noch besser werden.

Was wollen Sie im Falle Ihrer Wahl unbedingt anders machen, als ihr Vorgänger Hans Schaberl?

Zistl: Hans Schaberl hat einiges gut gemacht und in seiner Bürgermeisterzeit eine Basis geschaffen, auf der nun ein „Neustart“ möglich ist. Dadurch, dass ich eine Generation jünger bin als er und durch meine berufliche Ausbildung und Erfahrung bringe ich natürlich andere Voraussetzungen mit. In meiner Vision soll das Rathaus langfristig Dienstleistungszentrum, Treffpunkt für alle und Ideenschmiede zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen sein. Alle, die daran Interesse haben, unsere Heimatgemeinde vorwärts zu bringen, sind im Rathaus herzlich willkommen.

Sie haben zwei kleine Kinder. Haben Sie Angst, dass unter dem neuen Amt das Familienleben zu kurz kommen könnte? Haben Sie schon irgendwelche Strategien im Hinterkopf, das zu verhindern?

Zistl: Ja, dieses Thema ist mir eine Herzensangelegenheit. Meine Familie und vor allem meine Frau Eva unterstützen mich voll und ganz in meinem Vorhaben. Wir wissen, wir schaffen das gemeinsam und finden einen Weg, der für unsere Familie passt. Bereits in meinem jetzigen Job ist eine 50-Stunden-Woche mehr die Regel als die Ausnahme und auch als Bürgermeister gibt es Wege, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Gott sei Dank hat sich das Verständnis für junge Mütter und Väter in der Gesellschaft geändert und durch flexible Arbeitszeiten ist auch einem Bürgermeister die Balance zwischen Beruf und Familie möglich.

Bei der Bürgermeisterwahl 1978 hat es ebenfalls nur einen Kandidaten gegeben, dennoch wurde es für den Bewerber am Ende knapp. Für Sie aufgrund der unterschiedlichen Vorzeichen nur eine Randnotiz oder doch manchmal im Hinterkopf?

Zistl: Die Wahl damals war geprägt von der Gebietsreform und den Zusammenlegungen der drei Gemeinden in den Jahren 1972 und 1978. Außerdem ging es um Kandidaten innerhalb einer Fraktion. Ich denke nicht, dass die Wahl damals in irgendeiner Art und Weise mit der in 2023 vergleichbar ist. Für mich ist der theoretische Fall, dass es ein namentlich genannter Kandidat wird, der sich bisher noch nicht zu Wort gemeldet hat, eher eine Randnotiz. Zwar heißt es derzeit noch „Wahlsieg vorausgesetzt“, tatsächlich bin ich aber mit Herz und Kopf bereits voll im neuen Beruf und habe mich dafür auch ab 13. März 2023 schon freistellen lassen.

Wie sieht Ihr Wahltag am 12. März aus? Haben Sie im Falle des Wahlerfolgs etwas Besonderes geplant? Was wird am 3. April, wenn Sie ihren Dienst im Rathaus aufnehmen, Ihre erste Amtshandlung sein?

Zistl: Für den Wahltag ist am Abend eine kleine Wahlparty für alle geplant, die mich im Wahlkampf tatkräftig unterstützt haben. Damit möchte ich Danke sagen, denn nur gemeinsam konnten wir das alles auf die Beine stellen. Der Dank geht hier vor allem an die Mitglieder und an meine Vorstandschaft der Ortsliste Vagen. Meine erste Amtshandlung im Rathaus wird ein Treffen mit allen Rathaus-Angestellten sein. Ich plane bereits ein morgendliches Treffen, quasi ein „Kickoff“, in dem ich mich dem Team präsentiere und allen ein paar meiner Ideen mit auf den Weg geben möchte. Anschließend nehme ich mir die Zeit und besuche alle weiteren Gemeinde-Mitarbeitenden in den Kindertageseinrichtungen, Bauhof und so weiter. Jeder soll bereits am 3. April 2023 wissen, wer und wie der neue „Chef“ ist und dass meine Tür für sie immer offen steht.

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