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Windrad bei Feldkirchen-Westerham geplant

Verschluss-Sache Windkraftanlage? Was trotz Betreiber-Schweigen zum Projekt bislang bekannt ist

In einem Waldstück (unten rechts) zwischen Großhöhenrain und Elendskirchen bei Feldkirchen-Westerham soll eine rund 250 Meter hohe Windkraftanlage entstehen. Wofür die Gemeinde noch grünes Licht geben muss, dazu hat Bürgermeister Johannes Zistl Stellung genommen.
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In einem Waldstück (unten rechts) zwischen Großhöhenrain und Elendskirchen bei Feldkirchen-Westerham soll eine rund 250 Meter hohe Windkraftanlage entstehen. Wofür die Gemeinde noch grünes Licht geben muss, dazu hat Bürgermeister Johannes Zistl Stellung genommen.

Es geht weder um ein Atommüll-Endlager, noch um eine Geheimdienst-Einrichtung, die in einem Waldstück unweit von Großhöhenrain bei Feldkirchen-Westerham entstehen soll – sondern um eine Windkraftanlage. Dennoch hüllt sich der Betreiber in Schweigen. Eine Spurensuche.

Feldkirchen-Westerham – Ein Feldweg, mehrere Wiesenflächen, viele Nadel- und Laubbäume, ein kleiner Holzschuppen am Waldrand: Bislang zeugt nichts davon, dass im Waldstück jenseits der Lauser Straße zwischen Großhöhenrain und Elendskirchen bei Feldkirchen-Westerham ein riesiges Windrad entstehen soll. Rund 250 Meter soll das Bauwerk in die Höhe ragen und regenerative Energie erzeugen. Informationen, die aber nicht vom zukünftigen Betreiber, der Bürgerwind Riedholz GmbH, stammen. Denn der schweigt sich gegenüber dem OVB aus.

Überlegungen, bei Feldkirchen-Westerham eine Windkraftanlage zur regenerativen Energiegewinnung zu errichten, gibt es nach Informationen des OVB seit Jahren. Durch die Lockerung der sogenannten 10H-Regel im Herbst 2022 durch die Bayerische Staatsregierung, die den Mindestabstand einer derartigen Anlage zu Wohnbebauung regelt, bekam auch das Projekt der Bürgerwind Riedholz GmbH wieder Rückenwind.

Keine Antwort auf Rückrufbitten sowie auf E-Mail-Anfragen

Doch was wird dort, abseits der Lauser Straße zwischen Großhöhenrain und Elendskirchen, genau geplant? Wann soll die Windkraftanlage realisiert werden? Und wie viel Energie soll sie letztlich erzeugen? Fragen, zu denen am besten die potenziellen Betreiber Auskunft geben könnten. Doch die hüllen sich in Schweigen. Zunächst wird die OVB-Redaktion bei Anfragen monatelang vertröstet, mit dem Verweis auf demnächst anstehende Entscheidungen argumentiert. Mittlerweile herrscht völlige Funkstille. Auf Rückrufbitten, hinterlassen auf dem Anrufbeantworter, wird nicht reagiert, auf eine E-Mail mit Fragen zum geplanten Windrad ebenfalls nicht geantwortet.

Auch Stellungnahmen aus dem Rathaus Feldkirchen-Westerham helfen nur bedingt, das Projekt Windkraftanlage zu skizzieren. So verweist Bürgermeister Johannes Zistl (OLV) darauf, dass die Kommune nur geringfügig in die Entscheidungen eingebunden sei, viele Details stattdessen seitens des Landratsamtes geprüft würden. So betreffe die einzige Entscheidung, die der Gemeinderat noch treffen müsse, die Verlegung von Leitungen, die zum Betrieb der Anlage notwendig seien. „Ich denke, dass wir diesen Punkt Anfang 2024 im Gremium behandeln werden“, so Zistl, der aber davon ausgeht, dass das Gremium zustimmen wird. Was seiner Meinung nach auch wichtig sei. Zistl: „Wir finden derartige Windräder wahrscheinlich alle nicht schön. Aber wenn man die Energiewende ernst nehmen will, dann müssen wir uns daran gewöhnen.“

Hier soll nach Informationen des OVB das 246 Meter hohe Windrad aufgestellt werden.

Gemeinde hofft auf „wichtigen Meilenstein in der Energiewende“

Bei sonstigen Kommentaren rund um das geplante Projekt bedient sich die Kommune dann eher allgemeiner Formulierungen. „Durch die Errichtung der Windkraftanlage im Bereich Riedholz wird eine nachhaltige Energiequelle erschlossen, die einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leistet und zur Reduzierung von CO2-Emissionen beiträgt“, teilte bereits vor einigen Wochen eine Sprecherin der Gemeindeverwaltung auf OVB-Anfrage mit. Die Gemeinde sei zuversichtlich, dass das Windkraftprojekt „einen wichtigen Meilenstein in der Energiewende“ darstelle und „einen positiven Effekt auf unsere Gemeinde und die umliegende Region“ haben werde. Das geplante Windkraftprojekt im Bereich Riedholz stößt nach Angaben der Sprecherin zudem auf „breite Unterstützung sowohl seitens der Gemeindeverwaltung als auch im Gemeinderat“. „Dieses wegweisende Projekt wird dazu beitragen, erneuerbare Energiequellen zu fördern und einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung unserer Region zu leisten“, so das abschließende Fazit der Gemeindesprecherin.

In diesem Waldstück abseits der Lauser Straße zwischen Großhöhenrain und Elendskirchen soll sich der geplante Standort für die Windkraftanlage befinden.

Eine bessere Quelle, was detaillierte Informationen zur Feldkirchen-Westerhamer Windkraftanlage anbelangt, scheint das Landratsamt Rosenheim zu sein. „Im Oktober wurde die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für die Windkraftanlage erlassen. Diese beinhaltet auch die Baugenehmigung“, teilte ein Sprecher der Behörde auf OVB-Anfrage mit. „Im Rahmen der gutachterlichen Prüfung und Beteiligung der betroffenen Fachstellen im Genehmigungsverfahren konnte festgestellt werden, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden und keine schädlichen Umwelteinwirkungen auf die Umgebung durch die Errichtung der Windkraftanlage zu befürchten sind.“

Landratsamt macht Angaben zu Maßen und Nennleistungen

Auch zu Maßen und Nennleistungen kann der Behördensprecher zumindest ein paar rudimentäre Angaben machen, die der zukünftige Betreiber hingegen verweigert. So soll die Windkraftanlage eine Gesamthöhe von 246,60 Meter haben, die angegebene Nennleistung beträgt nach Angaben des Behördensprechers 5.560 Kilowattstunden. Zum Vergleich: Die Türme der Münchner Frauenkirche ragen knapp 100 Meter in die Höhe.

Aus Unterlagen, die dem Feldkirchen-Westerhamer Gemeinderat als Beratungsgrundlage gedient haben, ist zudem herauszulesen, dass es sich bei der Anlage um das Modell E-160 EP5 E3 5.56 MW des Herstellers Enercon handeln soll. Die jeweilige Blattlänge der drei Rotoren ist mit 78,3 Metern angegeben, der Durchmesser des Rotors mit 160 Metern. Die Blattspitzengeschwindigkeit, also die Höchstgeschwindigkeit, mit der sich der Rotor drehen kann, soll 80,44 Meter pro Sekunde betragen, was umgerechnet rund 288 km/h entspricht.

Informationen, die der Betreiber scheinbar der breiten Öffentlichkeit nicht zugänglich machen will. Die Bürger der an die geplante Anlage angrenzenden Ortsteile hat die Bürgerwind Riedholz GmbH dagegen nach Informationen des OVB schon vor Monaten bei einer Informationsveranstaltung über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Was unter anderem Helena Heiler, die gemeinsam mit ihrem Mann den gleichnamigen Bio-Ferienhof in Elendskirchen betreibt, bestätigen kann.

Angst vor negativen Auswirkungen durch die Anlage

Sie sei in Hinblick auf das geplante Windrad, das in rund 800 Meter Luftlinie Entfernung zu ihrem Zuhause entstehen soll, „hin- und hergerissen“, hat vor allem aber Angst davor, dass die Anlage negative Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur haben könnte. „Wir wissen doch gar nicht genau, welchen Einfluss das auf uns hat“, sagt die gebürtige Slowakin. So komme sie auf dem Weg in die Heimat an riesigen Windparks vorbei und fühle sich danach „immer richtig schwindelig“ durch die Drehbewegungen der Rotoren.

Zudem treiben sie Befürchtungen um, ihr Unternehmen könnte unter der Windkraftanlage leiden. „Die Menschen kommen ja zu uns, weil sie die Ruhe suchen“, sagt Heiler, die hofft, dass eine übermäßige Lärmbelästigung ausbleiben wird. Ebenso wie weitere Windkraftanlagen, die nach Angaben der Elendskirchnerin das Erscheinungsbild der Region nachhaltig negativ beeinflussen könnten. Sie hofft daher, dass die Entscheider stets alle Argumente genau abwägen, bevor sie einer derartigen Anlage die Zustimmung erteilen, denn, so Heiler: „Wenn es dann mal steht, dann steht es mindestens für zwei Generationen. Da lässt sich dann nichts mehr machen.“

Befürchtungen, die Alois Stacheter, der einen landwirtschaftlichen Betrieb im Feldkirchen-Westerhamer Ortsteil Reisachöd betreibt, nicht teilt. Selbstverständlich gäbe es Leute in der Umgebung, die der Meinung sind, dass „so etwas nicht schön aussieht“, sagt der Landwirt, der selbst aber findet: „Wenn wir regenerative Energie wollen, müssen wir damit ja irgendwo anfangen.“ Seine größte Sorge sei im Vorfeld gewesen, dass durch die Anlage mehr Verkehr drohe „und dann die Ruhe, die wir hier oben haben, leidet“. Andere negative Auswirkungen auf Natur oder Lebensqualität der Anwohner erwartet er hingegen nicht. Stacheter: „Da habe ich keine Bedenken.“

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