Hackschnitzel-Heizung hätte längst laufen sollen
„Werden hängengelassen“: Wasserburg will die Wärmewende – und wird ausgebremst
Hackschnitzel statt Öl und Gas: Die Pläne für einen Heizungsumstieg bei Bürgerhaus, Bibliothek und Belacqua stehen. Die Förderung ist schon lange beantragt. Warum das Vorzeigeprojekt in Wasserburg dennoch ausgebremst wurde.
Wasserburg – „In Bearbeitung“ heißt es auf dem Portal des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Unter der Vorgangsnummer 92518904 wartet hier ein Förderantrag aus Wasserburg seit dem 11. August 2022 auf Entscheidung. „Ärgerlich“ findet es Robert Mayerhofer, Leiter des Liegenschaftsamts, dass die Stadt so in der Luft hänge. Denn eigentlich hätte die neue Heizung für die drei Objekte an der Salzburger Straße 15, 17 und 19 schon laufen sollen. Doch ohne Zuschuss-Genehmigung kein Baubeginn. Denn das Großprojekt erfordert eine Investition von 554.000 Euro, erwartet wird eine Förderung in Höhe von etwa 263.000 Euro.
Maßnahmenbeschluss fiel vor einem Jahr
Die geforderte Wärmewende: Wasserburg würde sie mit einem großen Referenzprojekt gerne starten, kann aber nicht. „Es ist einfach nicht nachvollziehbar, dass es so lange dauert mit einer Entscheidung über die Förderung“, findet Mayerhofer.
Denn der Maßnahmenbeschluss im Stadtrat fiel bereits im November 2022 – einstimmig. Damals entschied das Gremium, die Öl- und Gasheizungen im Bürgerhaus, in der Bibliothek und im Theater Belacqua (Kulturforum) zu ersetzen. Sie sind 35, 25 und 23 Jahre alt. Die Stadt entschloss sich für eine Nahwärme-Anlage mit Heizzentrale, Übergabestationen und Leitungsnetz. Rohstofflieferant: Hackschnitzel. Diese wird der eigene Wald liefern. „Nachhaltiger geht es nicht“, findet Mayerhofer.
Doch die Umstellung ist in seinen Augen auch aus finanziellen und strategischen Gründen sinnvoll. Das Hackgut als Abfall der Waldbewirtschaftung könne im städtischen und Stiftungsforst ohne Ausbeutung des Waldes entnommen werden. Die Stadt mache sich unabhängig von Preisschwankungen auf dem Energiemarkt und Lieferengpässen. Die Nahwärmetrasse könne auf einen Schlag drei Immobilien an der Salzburger Straße klimaneutral wärmen.
Das klingt schlüssig, der Planung des Netzes ging jedoch eine jahrelange Vorbereitung voraus, an der viele Akteure mitwirkten: Vertreter der Verwaltung, Fachplaner, Energieberater, Klimaschutzmanager, Stadtförster, Waldbesitzervereinigung, Heizungsbauer, Kaminkehrer, Hackschnitzellieferanten, Denkmalschützer. Sie erarbeiteten ein Konzept für drei Objekte, die – jetzt wird es noch komplizierter – zwei Eigentümern gehören: der Stadt und der von der Kommune verwalteten Heiliggeist-Spitalstiftung.
Drei Objekte, zwei Eigentümer
Hier liegt der Teufel im Detail, vermutet Mayerhofer. Denn für die beiden städtischen Immobilien, Bibliothek und Theater Belacqua, sind die Förderbescheide der Bundesbehörde in Höhe von 15.000 und 14.000 Euro bereits da. Für das Bürgerhaus (VHS), verwaltet von der Stiftung, steht die Entscheidung noch aus. Hier erwartet die Stadt den höchsten Zuschuss: Sie hofft nach eigenen Angaben auf 236.000 Euro Förderung. Die Tatsache, dass ein Projekt drei Objekte betrifft und von zwei Eigentümern beantragt wird, stiftet beim BAFA anscheinend Verwirrung, so ein Erklärungsansatz von Mayerhofer für das lange Warten auf die letzte Entscheidung. Er verweist außerdem darauf, dass die Förderstelle des Bundes derzeit mit einer Flut von Anträgen zu kämpfen hat.
Kommunikation nur über das Förder-Portal
Trotzdem: Die Stadt würde gerne klären, warum es mit ihrem Teilantrag nicht weitergeht, sagt Mayerhofer. Doch eine direkte Kommunikation mit der Förderstelle sei nicht möglich. Ansprechpartner gebe es nicht, telefonische Auskünfte auch nicht. Sich mal einen Termin in Berlin holen und mit einem Bearbeiter persönlich sprechen, so wie es die Stadt etwa bei der Regierung von Oberbayern tue, auch das sei nicht üblich. Der letzte Kontakt mit dem BAFA: im Oktober, da antwortete die Stadt auf eine Nachfrage. Ansonsten: Funkstille. Nur die Statusmeldung „In Bearbeitung“ mache Mut.
Wobei: Mayerhofer ist sich sicher, dass die Genehmigung kommt. „Ich bleibe dabei: Unser Nahwärmeprojekt ist eine runde Sache. Ich glaube an diese Lösung. Eine Ablehnung halte ich grundsätzlich für ausgeschlossen. Ich gehe fest davon aus, dass am Schluss ein positiver Förderbescheid steht.“ Trotzdem findet er: „Wenn die Bundespolitik die Wärmewende will und immer wieder propagiert, dann darf man die Leute vor Ort, die sie zeitnah umsetzen wollen, nicht so hängenlassen.“

